(zg) Die Volkshochschule Sinsheim lädt am Freitag, 21. April, 20 Uhr, zu einem Vortrag mit dem Kabarettisten Bruno Schollenbruch zum Thema „115 Jahre Kabarett – was darf Satire?“ in den Vorspielsaal der Musikschule Sinsheim ein.
Seit über 115 Jahren gibt es in Deutschland Kabarett, und seit 115 Jahren wird diese Frage gestellt! Was darf, was soll, was kann die Satire? Tucholsky hat die Frage zu Beginn der Nazizeit so beantwortet: „Die Satire darf alles…, wenn einer mit Engelszungen predigte und hätte des Hasses nicht: er wäre kein Satiriker.“
Politische Satire steht immer in der Opposition. Mittlerweile geht man nicht mehr wie Wedekind zur Kaiserzeit für Majestätsbeleidigung ein Jahr ins Gefängnis, niemand kommt mehr ins KZ wie zahlreiche Kabarettisten im Dritten Reich, Werner Fink, Walter Groß. Nicht mal der Bayrische Rundfunk schaltet sich ab wie bei einer Scheibenwischer-Sendung zu Atomkraftwerken. Nur Erdogan schafft es nach Böhmermanns Schmähkritik-Gedicht, dass Satiriker wieder zittern müssen. Und mit den Morden an der Redaktion von Charlie Hebdo erlebt der religiös motivierte Kampf gegen Satire einen neuen traurigen Höhepunkt. Die Auseinandersetzung mit Karikaturen über den Islam in Dänemark und Frankreich bis zu den Morden in Paris zeigen, dass es nach wie vor gefährlich ist, sich satirisch zu äußern. Deutsche Kirchenvertreter fordern plötzlich wieder strengere Gesetze gegen Satiriker, die christliche Religionen oder den Islam aufs Korn nehmen. Ein Karnevalswagen zu dem Thema wurde in Köln zurückgezogen. Der Eindruck der letzten Jahre, dass Kabarettisten im deutschen Fernsehen alles sagen dürfen, gerät ins Wanken. Wir wollen uns mit diesen Themen – auch gegen die Schere im Kopf – auseinander setzen, ein Muss in einer offenen demokratischen Gesellschaft. Bruno Schollenbruch arbeitet als Kabarettist (Hessischer Satirepreis Reinheimer Löwe – 20 Soloprogramme), Diplomtheaterpädagoge, Dozent und Germanist (Eintritt: 6 Euro).
Weitere Informationen sind aus dem VHS-Programmheft, dem Internet (www.vhs-sinsheim.de) bzw. der VHS-Geschäftsstelle (Telefon 07261/6577-0, Fax 6577-22, E-Mail: [email protected]) erhältlich.
Quelle: Siegbert Guschl