(zg) Markus Gisdol ist neuer Trainer der TSG 1899 Hoffenheim. Marco Kurz und Andreas Müller sind mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden worden. Wer die Bundesliga kennt, weiß, dass in angespannten Lagen wie jetzt solche Personalwechsel in gewisser Weise normal sind. Im Fußball geht es immer um sehr viel, und Veränderungen in Führungsämtern gehören einfach dazu.
Trotzdem wird man sich, egal wie verbreitet derlei ist, nie ganz daran gewöhnen können. Es sind ja immer Menschen beteiligt, die das Auf und Ab im Fußball durchweg gestalten und zuletzt auch erleiden. Aber es ist eben jenes Auf und Ab, jenes extreme Tempo, jene Dichte des Geschehens, die bewirken, dass es immer wieder zu Handlungsengpässen und Stausituationen kommt. Jeder, der im Profifußball arbeitet, akzeptiert das und ist sich der daraus folgenden Bedingungen und Abläufe bewusst.
Insofern weiß auch jeder, der die sportliche Entwicklung in einem Verein beobachtet, dass bei anhaltendem Nichterfolg das Ende der Verantwortlichkeit früher oder später erreicht sein wird. In Hoffenheim ist dieser Fall jetzt eingetreten. Unabweisbar dramatisch ging die Entwicklung seit Monaten, vielleicht schon seit Jahren, nach unten. Dass die bisher Verantwortlichen sich eine andere sportliche Situation mit mehr Erfolg gewünscht hätten und persönlich auch alles daran gesetzt haben, der TSG aus der Talsohle herauszuhelfen, ist klar. Leider ist es nicht gelungen, die Abwärtsspirale aufzuhalten.
Wenn sich der Knoten sportlich immer fester zuzieht, obliegt es den Verantwortlichen im Verein, darüber zu urteilen, in welcher personellen Konstellation es weitergehen soll. Die TSG hat sich nach reiflicher Abwägung für Markus Gisdol entschieden – und setzt damit ein starkes Signal in Richtung Zukunft und Vergangenheit. Denn Markus Gisdol steht als ehemaliger Hoffenheimer U-23-Trainer mit detailreicher Kenntnis der erfolgreichen Jugendabteilung der TSG für ein offensives, schnelles, balleroberndes Spielsystem, das Hoffenheim in der Vergangenheit stark und authentisch gemacht hat. Ein System, das zugleich in die Zukunft weist, indem durch Markus Gisdol das vor Jahren entworfene, nachhaltige, identitätsstiftende Konzept von 1899 Hoffenheim per aktiver Einbindung der großen Talente der TSG-Jugendarbeit wieder anvisiert werden soll.
Dabei geht es vornehmlich nicht darum, mit dem Wechsel im Traineramt die Chancen auf den Klassenerhalt signifikant zu erhöhen. Wenn es hier noch zu einer Trendwende käme, wäre das für jeden, der mit Hoffenheim fühlt und denkt, natürlich hoch willkommen. Worum es stattdessen viel mehr geht, wenn zum jetzigen Zeitpunkt der bisherige Trainer und der bisherige Manager abgelöst werden, ist das rechtzeitige Einleiten eines dringend gebotenen, fundamentalen Umbruchs.
Denn die TSG hat in den letzten Jahren unter wechselnden Trainern und Managern zunehmend ihre Linie verloren. Sie will nun endlich ihr Kernkonzept von erfolgreichem Fußball auf der Basis der eigenen erfolgreichen und bundesweit anerkannten Jugendarbeit verwirklichen. Und um den dafür unausweichlichen Umbruch zu gestalten, soll der neue Trainer schon jetzt entscheidende Weichen stellen können: bevor die Saison zuende ist. Unabhängig davon, ob es in den Abstieg geht oder die Klasse erhalten werden kann. Deshalb musste die Entscheidung jetzt fallen und jetzt vollzogen werden.
Den aus dem Amt geschiedenen Marco Kurz und Andreas Müller ist aufrichtiger Dank zu sagen. Sie haben mit größtem Engagement versucht, die TSG in einer schwierigen Situation auf den Weg zum Erfolg zurückzubringen. Ihre Ehrlichkeit und Geradheit, ihre gelebte Leidenschaft für den Fußball werden in Hoffenheim Spuren hinterlassen und in guter Erinnerung bleiben. Was für die TSG von diesem Moment an aber zählt, ist die Konzentration auf die vor ihr liegenden Aufgaben mit viel stärkerer Einbindung ihrer Jugendarbeit als bisher. Markus Gisdol, der so etwas ist wie das Gesicht der neuen, alten TSG 1899 Hoffenheim, steht genau dafür.
Quelle: TSG 1899 Hoffenheim