Rund 120 Teilnehmende sprechen bei der vom Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg veranstalteten 8. Kommunalen Gesundheitskonferenz in Lobbach über Ernährung und Bewegung
(zg) Was haben Kommunen mit Bewegung und Ernährung zu tun? Wie können sie Bürgerinnen und Bürger bei der Gesundheitsförderung in diesem Bereich unterstützen? Diesen und anderen Fragen gingen rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 8. Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) in der Manfred-Sauer-Stiftung in Lobbach nach.
Schon in ihren Grußworten machten Doreen Kuss, Leiterin des Dezernats III des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis, und Gert Bartmann, Leiter des Amtes für Sport und Gesundheitsförderung der Stadt Heidelberg, deutlich, dass Bewegung und Ernährung zwei wichtige Stellschrauben für den Erhalt der eigenen Gesundheit sind. Auch Dr. Rainer Schwertz, Leiter des Gesundheitsamtes im Rhein-Neckar-Kreis, welches auch für die Stadt Heidelberg zuständig ist, betonte in seiner Einführung in das Thema die bedeutsame Rolle von ausreichender Bewegung und richtiger Ernährung als Gesundheitsfaktoren. In seinem Vortrag präsentierte dann Prof. Dr. Jens Bucksch von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg „Walkability“ als ein mögliches Konzept für Kommunen, um die Alltagsaktivität zu steigern. Darunter versteht man die bewegungsfreundliche Gestaltung von urbanen und kommunalen Räumen. „Walkability“ sollte bei der Stadt- und Verkehrsplanung mitbedacht werden, indem zum Beispiel das Gehen und Fahrradfahren als prioritäre Möglichkeiten der Verkehrsmittelwahl gesehen und Straßenzüge entsprechend gestaltet werden. Lösungen für kleinere Gemeinden müssten nicht unbedingt teuer sein, so gäbe es die Möglichkeiten von Spielstraßen auf Zeit.
Der Trend- und Zukunftsforscher Dr. Eike Wenzel skizzierte anschließend Schlüssel- und sogenannte Megatrends wie den Klimawandel, die Mobilität, aber auch Entwicklungen wie die, dass etwa beim Thema Ernährung sich die Gewichtungen für Kaufentscheidungen verschieben (wo genau kommt unser Essen her, wie ist die Wertschöpfungskette, generelle Problematik des Fleischkonsums für das Klima).
Nach der Mittagspause, in der sich viele Teilnehmende der KGK an der von Studierenden der PH organisierten Bewegungspause beteiligten, fanden kurzweilige 20-minütige Themenparcours der Arbeitsgruppen statt, die unter dem Dach der KGK über das Jahr hinweg gearbeitet haben. Innerhalb der einzelnen Parcoursstationen stellten die Arbeitsgruppen den Teilnehmenden in Kleingruppen ihre Maßnahmen und Empfehlungen vor und tauschten sich über die bisherigen Erkenntnisse aus. Die Kurzpräsentationen jedes Thementisches im Plenum fanden später durchweg positive Rückmeldungen der Gruppen. Darüber hinaus wurde in der Wanderausstellung „Kommunale Ernährungspolitik“ des Vereins „nahhaft“ deutlich, wie auch kleine Gemeinden Möglichkeiten haben, ihr Ernährungssystem klimafreundlich, gesundheitsfördernd und fair zu gestalten.
„Das diesjährige Thema der KGK hat mich begeistert“, zog die neue Dezernentin des Rhein-Neckar-Kreises, Doreen Kuss, ein positives Fazit der Veranstaltung. Generell sei die KGK für sie ein wichtiges Instrument zur Förderung und Entwicklung einer gesunden Lebenswelt im Landkreis und der Stadt Heidelberg. In die gleiche Kerbe schlug auch deren Amtsleiter Bartmann: „Der regelmäßige Austausch unter den Akteuren aus der ganzen Region ist enorm wichtig, damit die Kommunen künftig in der Gesundheitsförderung weiter gut aufgestellt sind – insbesondere auch im Hinblick auf den demografischen Wandel. Die Kommunale Gesundheitskonferenz hat hierzu wertvolle Impulse gegeben.“
Hintergrund:
Zum 30. Dezember 2015 ist das Gesetz zur Stärkung der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit und der Vernetzung aller Beteiligten des Gesundheitswesens in Baden-Württemberg und zur Änderung anderer Gesetze (Landesgesundheitsgesetz) in Kraft getreten. Mit dem Gesetz sind Kommunale Gesundheitskonferenzen (KGK) Pflichtaufgabe der Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg mit dem Ziel, die verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen besser miteinander zu vernetzen, Kommunen in Planung und Entscheidungsprozesse einzubinden sowie Handlungsempfehlungen für die Bedarfe vor Ort zu erarbeiten. Dabei stehen Gesundheitsförderung und Prävention gleichberechtigt neben medizinischer Versorgung sowie Pflege.
Im Rhein-Neckar-Kreis besteht seit 2012 eine KGK in Kooperation mit der Stadt Heidelberg. Es findet jährlich eine Konferenz statt sowie über das Jahr hinweg verschiedene Arbeits- und Lenkungsgruppentreffen. Eingeladen sind Akteure des regionalen Gesundheitswesens. Dazu zählen Vertreter der Ärzte und Apotheker, freie Wohlfahrtsverbände, Beauftragte der Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen, Selbsthilfegruppen, Vereine, Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und des Patientenschutzes, Vertreter der Krankenhäuser, Pflegeheime und ambulanten Versorgungseinrichtungen sowie Kommunalpolitiker.
Quelle: Silke Hartmann