Missionar Arne Clemm (DMG) schreibt aus Les Cayes:
(zg) Kurzes Update zur Situation – es ist wirklich katastrophal. Die Menschen hier haben Hunger. Hilfskonvois werden überfallen, weil viele verzweifelt sind. Im Westen ist ein ganzer Landstrich von der Süd- bis zur Nordküste zerstört und immer noch von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer, die mit Hubschraubern ins betroffene Gebiet einfliegen, liefern schockierende Berichte und Bilder.
Zwei wurden vom Militär im Dorf Les Anglais an der Südküste abgesetzt. Von 4.000 Häusern dort stehen nur noch 85! Es gibt dutzende Tote und hunderte Verletzte, zum Teil schwer. Die Menschen trinken Wasser aus Pfützen. Es gibt kein Essen, keine medizinischen Mittel mehr. Cholera ist ausgebrochen, am Samstag gab es im Ort bereits 25 Erkrankte, zehn waren schon gestorben. Es ist noch nicht abzusehen, wann Les Anglais über Land erreicht wird. Dabei ist es nur EIN Dorf in einem zerstörten Landstrich, in dem noch viele Orte abgeschnitten und ohne Hilfe sind.
Wir bündeln gerade mit mehreren internationalen und nationalen Organisationen und dem haitianischen Baptistenbund und seinen Gemeinden vor Ort Kräfte und Kompetenzen, um effektiv und nachhaltig zu helfen. Haiti braucht jetzt die Weltgemeinschaft!
Vielen Dank für alle ermutigenden Nachrichten. Es stärkt uns, euch hinter uns zu wissen. Die Not ist riesig. Viele haben gefragt, wie sie helfen können und welche Hilfsorganisationen „empfehlenswert“ sind. Allgemein empfehlen wir, eine Organisation zu unterstützen, die schon vor Ort ist und Kontakte zu Einheimischen und bestehende Strukturen hier hat. So werden Zeit, Ressourcen und Geld gespart. Unser Arbeitgeber, die DMG, hat seit mehr als 30 Jahren Mitarbeiter in Haiti. Es bestehen sehr gute Kontakte zu einheimischen Organisationen, Kirchen und Gemeinden im Krisengebiet. Aktuell werden dringend Mittel zur Wasseraufbereitung, für Nahrung, Zelte, Planen und Medizin gebraucht. Was mittelfristig benötigt wird, werden wir gemeinsam mit einheimischen Verantwortlichen entscheiden.
Ausbruch von Typhus und Cholera
DMG-Krankenschwester Susanne Fassl schreibt aus Port Salut:
Es ist 5.30 Uhr. Ich sitze bereits am Laptop und beantworte E-Mails, bevor der Tag losgeht. Gestern konnte ich mehr als zwölf Stunden durcharbeiten, Gott versorgt mich mit allem was ich brauche. Die Aufräumarbeiten im Gästehaus machen Fortschritte. Die Klinik konnte teilweise wieder in Betrieb genommen werden, denn die Menschen brauchen unsere Hilfe. Es gibt bereits Cholera-Fälle und mit Sicherheit auch viel Typhus.
Heute muss ich nach Les Cayes fahren, mein Auto tanken, und bete, dass es Diesel gibt. Auch die Preise für Trinkwasser und Lebensmittel steigen. Bitte betet für Sicherheit bei jeder Fahrt, denn die Menschen errichten Blockaden und lassen einen erst durch, wenn man ihnen etwas gibt, so die Erfahrung einer schweizerischen Organisation, die mit uns zusammenarbeitet. Ich bin nicht alleine unterwegs, daher mache ich mir keine Sorgen.
Hatte gestern ein Telefonat mit Volker Schnüll (DMG, Haiti), wobei wir uns fünfmal anrufen mussten, weil die Verbindung immer wieder abbrach. Bei Hilfsprojekten möchte ich mich mit ihm absprechen, weil er Erfahrung hat. Noch läuft in unserer Gegend nichts wirklich geordnet, somit muss ich mir Rat einholen, wie wir Nothilfe bei uns in Port Salut am besten managen.
Spendenkonto von DMG interpersonal e.V.
IBAN: DE02 6729 2200 0000 2692 04
BIC: GENODE61WIE
Stichwort: P50406, Nothilfe Haiti Hurrikan
Quelle: Theo Volland