Handwerk sieht Schulpolitik in der Pflicht
(zg) Im baden-württembergischen Handwerk wurden im Jahr 2016 rund 19.730 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Damit ist die Zahl der neuen Verträge zum dritten Mal in Folge gestiegen (+1%). „Natürlich“, bedauerte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold, „hätten wir gerne die 20.000er-Marke geknackt.“ Etwa 9.000 Lehrstellen blieben unbesetzt, meist mangels geeigneter Bewerber. Mitverantwortlich hierfür macht Reichhold auch die Schulpolitik im Land.
Der Erfolg einer Ausbildung im Handwerk sei maßgeblich davon abhängig, welche Kompetenzen die Auszubildenden aus der Schule mitbringen, betonte Reichhold. Die schlechten Ergebnisse der jüngsten Schulvergleichsanalysen Ende letzten Jahres seien leider alles andere als ermutigend gewesen. Nicht nur die Vergleichsarbeiten und die IQB-Studie, sondern auch eine Ausbildungssonderumfrage des Handwerks zeigten deutlichen Handlungsbedarf für die Schulpolitik im Land auf. Wenn Bewerberinnen und Bewerber auf eine Ausbildungsstelle abgelehnt wurden, so habe dies in rund einem Drittel der Fälle an fehlenden Mathematikkenntnissen, in einem Viertel an mangelnden Deutschkenntnissen gelegen. Reichhold: „Es gehört definitiv nicht zu den Aufgaben der Betriebe, die Versäumnisse aus dem Schulunterricht nachzuholen, auch wenn viele dies tun.“
Wichtig sei jetzt eine ausführliche Evaluation des gesamten Schulsystems, meinte Reichhold. Die Frage nach der richtigen Schulform sei dabei zweitrangig: „Die Analyse muss tiefer gehen.“ Zudem dürften Handlungsempfehlungen nicht an fehlenden Finanzmitteln scheitern.
Quelle: Eva Hauser