(zg) Das Verschicken von Osterpaketen an Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan durch Schüler des Neckargemünder Max – Born – Gymnasiums unterstützt aktiv den Krieg der Bundeswehr am Hindukusch und instrumentalisiert Kinder für einen aktuellen militärischen Konflikt.
Kinder zu einer solchen „Solidaritätsaktion“ anzuhalten, ist an sich schon problematisch, weil sie sie zu Akteuren in einem Konflikt werden, dessen Tragweite sie noch gar nicht ermessen können. Schlimmer noch, die Aktion setzt voraus, dass die Kinder den Auslandseinsatz der Bundeswehr bejahen, die „Arbeit“ der Soldaten würdigen und den Soldatenstand als normalen Beruf empfinden, wenn sie ihn nicht sogar gegenüber zivilen Berufen idealisieren. Diese Sicht auf das Militär und die Auslandseinsätze der Bundeswehr ist den Kindern nicht von „Natur aus“ gegeben, sondern wird durch involvierte PädagogInnen erst vermittelt. Sie machen die Kinder verfügbar für den Dienst an der Waffe und erinnern fatal an die Lehrerschaft am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Die Osterpakete versendenden Kinder von heute sind das Kanonenfutter von morgen.
Ziel solcher „Solidaritätsaktionen“ ist keineswegs, einfachen Soldaten etwas Gutes zu tun. Sie suggerieren den Soldaten vielmehr einen breiten Rückhalt durch die Bevölkerung und dienen dazu, die Moral der Truppe zu heben. Indem der Auslandseinsatz im Inland aktiv beworben und beschönigt wird, entsteht erst die Zustimmung, die das Militär für sein Handeln im Ausland benötigt. Ohne Ruhe an der „Heimatfront“ kann an der Front nun einmal nicht gekämpft werden.
Wer den deutschen Soldaten in Afghanistan wirklich etwas Gutes tun will, sollte dafür sorgen, dass sich Deutschland vom Hindukusch zurückzieht und die Soldaten nach Hause kommen. Die Bundeswehr ist seit 2001 in Afghanistan im Einsatz. Seitdem ist die Zahl der zivilen Opfer im Land kontinuierlich gestiegen. Allein in den letzten drei Jahren verloren rund 100.000 Menschen in Afghanistan ihr Leben. Die Anwesenheit der Bundeswehr hat daran nichts geändert, vielleicht hat sie das Töten sogar befördert. Bei den überlebenden Afghanen wachsen Wut, Verzweiflung und Hass – auch auf den Westen. In den letzten Monaten hat der Terror Deutschland erreicht.
Bomben und Soldaten können Konflikte nicht nachhaltig, sondern – wenn überhaupt – nur einseitig lösen. Im Vielvölkerstaat Afghanistan hat das noch nie funktioniert: eine Erfahrung, die Großbritannien und die Sowjetunion bereits schmerzlich machen mussten.
Ein politisches System, das der Bevölkerung aufgezwungen und nicht genuin von ihr getragen wird, kann niemals demokratisch sein. Es bleibt immer eine Fremdherrschaft. Wer wirklich für eine demokratische Zukunft in Afghanistan kämpfen möchte, sollte die demokratischen Akteure im Land unterstützen.
Aber um Demokratie ging es noch nie im Krieg in Afghanistan. Vielmehr dient der Auslandseinsatz der Bundeswehr der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen. Für Auslandseinsätze ist der Bundesregierung fast nichts zu teuer: sie kosten den Steuerzahler eine halbe Milliarde (also 500 Millionen) Euro pro Jahr. Wäre das Geld nicht in zivilen Projekten in Afghanistan oder in der Friedenserziehung an deutschen Schulen viel besser angelegt?
Die Partei DIE LINKE fordert daher, Kinder vor der Werbung für den Dienst an der Waffe oder für militärische Zwecke zu schützen. Bundeswehr raus aus den Schulen!
Quelle: Anja Lorenz