An meine SPD-Genossen und Freunde
Morgens, 2-3 Minuten vor 07.00 Uhr, höre ich gerne das „Geistliche Wort“, dann die Nachrichten. Immerhin war ich 8 Jahre lang Ministrant in Hollerbach bei Buchen/OdW.
Es sind gute Gedanken, die mich den ganzen Tag so im Unterbewusstsein begleiten. Gestern am 2.Juni 2017 schaltete ich wieder kurz vor 07.00 Uhr das Radio ein. Andreas Föhl von der evangelischen Kirche hatte bereits begonnen und als ich das Wort SPD hörte, war ich ganz Ohr, fast elektrisiert. Nanu dachte ich: „Das geistliche Wort und die SPD dabei!“ Das gibt es doch nicht!!! Gab und gibt es doch!!! Gott sei Dank kann man das „Geistliche Wort“ im PC nachlesen.
Ich möchte, dass diese wunderbare Geschichte all unseren SPD Genossen und Freunden zugesandt wird.
Sie soll uns an unsere SPD-Wurzeln erinnern.
Adolfo
Den eigenen Weg gehen
von Andreas Föhl, Bad Dürrheim, Evangelische Kirche
Einen eigenen Weg finden im Leben, ist manchmal schwer. Besonders schwer vielleicht für Kinder, die in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Dem evangelischen Pfarrer Christoph Blumhardt ist ein eigener Weg gelungen. Er ist heute vor 175 Jahren geboren.
Christoph Blumhardt hatte einen berühmten Vater. Der ältere Blumhardt, wie man ihn nennt, war ein begnadeter Seelsorger. Aus ganz Europa kamen die Menschen zu ihm ins Kurhaus nach Bad Boll. Sie erwarteten sich Rat und Hilfe in ihren Nöten. Manche hofften auch, geheilt zu werden. Heute würde man vielleicht sagen: Das Bad Boller Kurhaus war so eine Art Psychosomatische Klinik – mit Pfarrer Blumhardt als Leiter. Wie sein Vater hat auch der Sohn Christoph Theologie studiert und ist Pfarrer geworden. Nach dem Tod des Vaters hat Christoph Blumhardt das Kurhaus in Bad Boll übernommen, wie es sich sein Vater gewünscht hat. Christoph Blumhardt ist selbst ein guter Seelsorger geworden. Persönlichkeiten wie der junge Hermann Hesse haben bei ihm Rat gesucht. Und als Kaiser Friedrich III. im Sterben lag, wurde Christoph Blumhardt als Seelsorger gerufen.
Aber diesen jüngeren Blumhardt haben nicht nur die Nöte der oft berühmten Menschen interessiert, die zu ihm ins Kurhaus gekommen sind. Er hat die Not der einfachen Arbeiter gesehen, die damals unter schlechtesten Bedingungen in den Fabriken gearbeitet haben. Das fand er unerträglich. Als das Streikrecht der Arbeiter per Gesetz eingeschränkt werden sollte, ist Christoph Blumhardt in die SPD eingetreten und hat sich im Württembergischen Landtag für die Rechte der Arbeiter eingesetzt. Die Sozialdemokratie galt damals als atheistische Bewegung. Dass ein Pfarrer ihr angehört, war ein Skandal. Es hagelte Kritik von der Kirchenleitung. Und Blumhardt hat noch Öl ins Feuer gegossen mit Sätzen wie „Jesus war Sozialist“ und „Die Apostel waren Proletarier“. Er musste aus dem Pfarrdienst der evangelischen Kirche ausscheiden. Aber auch in seiner Partei ist Blumhardt angeeckt, etwa wenn er gesagt hat, sein Ziel sei kein „sozialdemokratisches Reich“, sondern das Reich Gottes.
Wie Christoph Blumhardt zwischen allen Stühlen hindurch seinen eigenen Weg gegangen ist, beeindruckt mich. Er hat einmal gesagt: „Lerne nach deiner Eigenart richtig leben, bleibe dir selbst treu. Selbstbewusstsein in der rechten Weise ist Gottesbewusstsein“. Diesen Rat hat Christoph Blumhardt selbst befolgt. Ein guter Rat, finde ich – nicht nur für die, die in die Fußstapfen ihrer Eltern treten.
Adolf Skrobanek