Am 24.September 2017 ist es soweit. Die Wahl zum 19. Deutschen Bundestag findet statt. Alle Wahlberechtigten in Deutschland werden aufgefordert, an der Wahl mit mehr als 40 zugelassenen Parteien teilzunehmen.
Seit Monaten werden in regelmäßigen Abständen Prognosen zum Ausgang der Wahl abgegeben. Da sich Prognosen jedoch nicht immer bewahrheiten, wie an der US-Wahl im letzten Jahr gesehen werden konnte, hat sich smava nicht mit der Erstellung einer weiteren Prognose zur Bundestagswahl beschäftigt, sondern wirft einen Blick auf die Bilanz der Bundeskanzler seit Konrad Adenauer. Bei der Arbeitslosenquote, dem DAX Index, den Staatschulden sowie dem Reallohnniveau der vergangenen Jahre handelt es sich wenigstens um gesicherte Daten. Das Ergebnis haben wir in einer interaktiven Grafik zusammengefasst.
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Bundeskanzler-Bilanz: Welche Indikatoren beeinflussen die Bilanz?
Um Aussagen über die Bilanz der Bundeskanzler bzw. der amtierenden Bundekanzlerin Angela Merkel treffen zu können, wurden die Themen Arbeitslosenquote, DAX Index, Staatsschulden und Reallohnniveau betrachtet. Die entsprechenden Angaben sind in der Grafik farblich markiert und können den Amtszeiten der Bundeskanzler bzw. der Bundeskanzlerin zugeordnet werden. So lassen sich beispielsweise leicht Aussagen über die konkrete Höhe der Arbeitslosenquote zu einem bestimmten Zeitpunkt treffen oder Entwicklungen feststellen.
Entwicklung der Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote, die aus dem Anteil der in Deutschland registrierten Arbeitslosen in Relation zur Summe der zivilen Erwerbspersonen gebildet wird, gehört generell zu einem der bedeutendsten Indikatoren für die deutsche Wirtschaft.
Umso interessanter ist es zu sehen, dass es in Deutschland 2005 unter Gerhard Schröder mit 20,6 % die höchste Arbeitslosenquote seit 1950 gab. Unter Angela Merkel konnte die Anzahl der Arbeitslosen kontinuierlich gesenkt werden, sodass für 2016 ein Wert von 9,4% konstatiert werden kann. Eine noch extremere Reduktion der Arbeitslosenquote konnte nur unter Konrad Adenauer erzielt werden, der die Arbeitslosenquote während seiner Amtszeit um ganze 92,73% senkte. Eine Quote von 11% im Jahr 1950 steht einer Arbeitslosigkeitsquote von 0,8% im Jahr 1963 gegenüber.
Verlauf des DAX Index
Die Entwicklung des DAX Index von 1950 (30,18 Punkte) bis 2016 (11.481,06 Punkte) weist über die Jahre gesehen tendenziell eine Steigerung auf. Jedoch lässt sich in den Jahren zwischen 1999 und 2002 unter Gerhard Schröder sowie in dem durch die Finanz- und Wirtschaftskrise geplagten Jahr 2008 ein eindeutiger Einbruch im DAX Index erkennen. Nicht umsonst wird der DAX auch als Fieberthermometer der deutschen Wirtschaft bezeichnet.
Obwohl 2016 unter Angela Merkel allgemein der höchste DAX Wert verzeichnet werden kann, fällt die größte prozentuale Steigerung des DAX Wertes pro Jahr von 23,13% in die Amtszeit von Kurt Georg Kiesinger. Unter Ludwig Erhard sank der DAX hingegen prozentual auf ein Jahr betrachtet mit -8,76% am stärksten.
Höhe der Staatschulden
Bei der Betrachtung der Staatsschulden fällt die kontinuierlich steigende Verschuldung in den letzten 66 Jahren auf. Gestartet bei einer Verschuldung von 9.574 Millionen wird für das Jahr 2016 eine Verschuldung von 2.157.800 Millionen angegeben. Eine signifikante Vermehrung der Schulden ist ab 1975 zu erkennen – passend zu einer Zeit, in der während der Amtszeit von Willy Brandt und Helmut Schmidt nach dem Ende des Wideraufbaus von Deutschland das wirtschaftliche Wachstum nachließ und die Ölkrise einsetzte.
Unter Angela Merkel ist insgesamt die höchste Staatsverschuldung zu verzeichnen. Da die Höhe der Schulden im Verlauf der Jahre kontinuierlich stieg, ist seit 2006 jedoch lediglich eine jährliche Steigerung von 3,42% zu erkennen. Insgesamt betrachtet handelt es sich hierbei sogar um die niedrigste jährliche Steigerungsrate. Der höchste prozentuale Anstieg von durchschnittlich 15,75% pro Jahr fällt in die Amtszeit von Helmut Schmidt.
Reallohnniveau seit 1950
Der Reallohn ist seit 1950 allmählich von 17,12 Punkten auf 100,00 Punkte im Jahr 2016 gestiegen. Dabei verlief die Steigerung des Lohnniveaus im Verlauf der 66 Jahre relativ konstant. Auf zwei Besonderheiten soll jedoch verwiesen werden. Zwischen den Jahren 2003 und 2009 stagnierte die Entwicklung des Reallohns. Der Reallohn pendelte sich bei circa 91 Punkten ein und stieg erst ab 2010 weiter an.
Noch prägnanter ist jedoch der relativ große Anstieg des Reallohns unter Helmut Kohl in den Jahren 1990 und 1991. Wenn 1990 noch ein Reallohn von 65,85 Punkten vorhanden war, stieg der Reallohn ein Jahr nach der Wiedervereinigung auf 84,88 Punkte. Über die gesamte Amtszeit Helmut Kohls konnte der Reallohn sogar um 29,10 Punkte erhöht werden. Das ist eine Steigerung, die kein anderer Bundeskanzler erzielen konnte.
Quellen:
Arbeitslosenquote:
https://statistik.arbeitsagentur.de/nn_217700/Statischer-Content/Rubriken/Arbeitslose-und-gemeldetes-Stellenangebot/Arbeitslose/Arbeitslosigkeit-in-Deutschland-seit-1950-Monats-Jahreszahlen.html
Staatsschulden:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/OeffentlicheFinanzenSteuern/OeffentlicheFinanzen/Schulden/Tabellen/SchuldenNichtOeffentlich_Insgesamt.html
DAX Index:
http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Statistiken/Zeitreihen_Datenbanken/Makrooekonomische_Zeitreihen/its_details_value_node.html?tsId=BBK01.WU3141
https://web.archive.org/web/20101019034637/http://tool.boerse.de/DAX-Indizes-846900-kurshistorie/
Reallohnindex:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Preise/Verbraucherpreise/VerbraucherpreisindexLangeReihen.html
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/VerdiensteArbeitskosten/Arbeitnehmerverdienste/VerdienstindizesErbbauzinsPDF_5623207.pdf?__blob=publicationFile