Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,
diese Woche hat sich der Deutsche Bundestag „konstituiert“, das heißt, wir Abgeordneten sind zum ersten Mal in dieser Wahlperiode zusammengekommen. Es gab eine mäßige Rede des Alterspräsidenten Solms von der FDP, ein paar Wortgefechte zur Geschäftsordnung, Wolfgang Schäuble wurde zum Präsidenten gewählt und obwohl mir sein Vorgänger Norbert Lammert auch auf die Nerven gegangen ist, weil er auf mich immer sehr selbstgefällig wirkte, werde ich ihn sicher bald vermissen.
Bei der Wahl der Vizepräsidenten ist der Kandidat der AfD, ein Herr Glaser, dreimal durchgefallen. In der Geschäftsordnung ist vorgesehen, dass jede Fraktion eine/n Stellvertreter/in stellen darf, der Platz der AfD bleibt also erst einmal frei. In der Fraktion habe ich mich genau dafür ausgesprochen, dass wir diesen Herrn Glaser nicht wählen, ebenso wenig wie irgendeinen anderen Kandidaten der AfD. Beim Hereinkommen in unseren Fraktionssaal laufen wir immer an einer Tafel vorbei, auf der all die Namen der sozialdemokratischen Abgeordneten stehen, die 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt haben. Die hätten uns gewiss auch nichts anderes geraten.
Das ist die Trennlinie, die ich ziehe: Diejenigen Wählerinnen und Wähler der AfD, die überwiegend gar keine Hoffnungen in diese Partei setzen, sondern aus Enttäuschung, Frust, was immer, ein Zeichen setzen wollten – um diese Wählerinnen und Wähler will ich kämpfen. Die Abgeordneten der AfD hingegen werde ich be-kämpfen. Sie stehen allesamt für Intoleranz, Zwietracht, Ausgrenzung und stacheln um des eigenen Vorteils willen zum Hass von Menschen gegen Menschen auf. Manche nutzen dafür nationale Kategorien, andere religiöse, andere gar völkische. Aber immer geht es um Spaltung. Johannes Rau hat mich anders geprägt: „Versöhnen statt spalten“ muss unsere Antwort sein.
Jetzt dürfen wir diese Bande auch nicht zu Opfern oder Märtyrern machen. Wir müssen unsere Themen setzen lernen und nicht die Aufmerksamkeit auf andere lenken. Es geht darum, deutlich zu sein und auch gelassen. Das wird ein schwieriger Balanceakt werden in der Opposition. In der Fraktion habe ich es in der Diskussion um die Stellvertreterwahl versucht: „Jede Fraktion hat das Recht, einen Kandidaten als Vizepräsidenten vorzuschlagen. Und ich habe als freier Abgeordneter das Recht, diese Person zu wählen oder nicht.“ Nicht mehr, nicht weniger.
Am Dienstag jährt sich zum 500. Mal der sogenannte Thesenanschlag Luthers in Wittenberg. Wir feiern Reformation. Gerhard Engelsberger hatte mich vor einiger Zeit gebeten, in den von ihm herausgegebenen Pastoralblättern einen Beitrag zu schreiben, was mir die Reformation als Abgeordneter bedeutet. Leider ist der Text nicht im Internet frei verfügbar. Aber dies war der Schluss: „Auf die Reformation folgt die Gegenreform, auf die Revolution die Restauration. Gestern bejubelten wir den Arabischen Frühling, heute versinkt eine ganze Region im Chaos. Aber als Christen sind wir zur Hoffnung berufen. Freiheit, die man einmal geschmeckt hat, lässt einen nicht wieder los. Das ist die Hoffnung unserer Zeit, die durch das Gedenken an die Reformation gespeist und gestärkt wird.“
Ihr/Euer
Lars Castellucci
PS: Am 25. November lade ich alle, die mich im Wahlkampf unterstützt haben, zu einem HelferInnenfest nach Lobbach ein. Bitte merkt Euch/merken Sie sich diesen Termin schon vor, eine ausführliche Einladung folgt.
Termine:
- Donnerstag, 9. November, 19:30 Uhr: Lesung „Dritte Generation Ost. Wer wir sind, was wir wollen.“ mit Johannes Staemmler, Bücher Dörner, Hauptstr. 84, Wiesloch.
- Freitag, 10. November, 19 Uhr: Ehrungsabend SPD Rhein-Neckar, Palais Hirsch, Schlossplatz 2, Schwetzingen.