Die Schlussviertelstunde in Unterzahl gespielt und in der Nachspielzeit verschießt der Gegner noch einen Elfmeter. So gesehen kann die U23 mit dem 1:1 (0:1) gegen den SSV Ulm 1846 zufrieden sein. Allerdings ließ das Team von Trainer Marco Wildersinn beim Punktspielstart 2018 im ersten Durchgang jede Menge Chancen liegen und hätte die Weichen frühzeitig auf Sieg stellen müssen.
PERSONAL & TAKTIK
Viel hat sich in der elfwöchigen Pause nicht geändert. Im Vergleich zum letzten Regionalliga-Spiel Ende November gegen Schott Mainz gab es gerade mal zwei Änderungen im Hoffenheimer Team: Für Alexander Stolz stand wieder die etatmäßige U23-Nummer 1 Dominik Draband zwischen den Pfosten, für den nach Bochum abgewanderten Simon Lorenz rückte Tim Hüttl in die Innenverteidigung. Wildersinn schickte mit Robin Hack, Justin Hoogma und Felix Passlack drei Spieler aus dem Profi-Kader ins Rennen. Robin Szarka zog im defensiven Mittelfeld die Fäden, hinter den Spitzen Hack und Prince Owusu kurbelten Max Waack, Johannes Bühler zentral und Passlack auf der rechten Seite das Spiel an. Nach der Auswechslung von Linksverteidiger Alex Rossipal rückte Passlack auf dessen Position.
Die Ulmer kamen im handelsüblichen 4-4-2 daher und nahmen gegenüber der 1:2-Heimpleite gegen Schott Mainz im Dezember drei Veränderungen vor. Luigi Campagna, Marcel Schmidts und Volkan Celiktas standen neu in der Startelf. Die „Spatzen“ verlegten sich aufs Zerstören und hatten im ersten Durchgang nur eine nennenswerte Aktion. Im zweiten Abschnitt kamen sie – vor allem in der Schlussphase, als sie in Überzahl agierten – öfter vor das TSG-Gehäuse
DER SPIELFILM
Es dauert eine Weile, bis auf hartem Geläuf und klirrender Kälte beide Teams im Spiel sind. Nach einer schönen Ballstafette zieht Hack von der Strafraumgrenze ab, aber kein Problem für Holger Betz.
Die U23 übernimmt nun das Kommando. Ein langer Ball von Hoogma landet bei Passlack, der in der Mitte den mitgelaufenen Bühler bedient: Glanzparade Betz!
Nächste Großchance: Doppelpass zwischen Hack und Rossipal, Hack kommt frei zum Schuss, doch wieder ist Betz dazwischen.
Passlack steckt auf Owusu durch, doch auch der schießt freistehend Betz an. Es muss eigentlich schon 2:0 stehen. Tut es aber nicht.
Tor für Ulm!
Und so kommt es, wie es in diesen Fällen eben meistens kommt. Volkan Celiktas nimmt einen Querpass direkt und schiebt ihn mit der Innenseite aus 18 Metern zentraler Position flach ins Eck. Draband streckt sich vergeblich. Der Spielverlauf ist auf den Kopf gestellt.
Diesmal ist es Owusu, der für Passlack durchsteckt, doch auch der findet im 39-jährigen Betz seinen Meister. Den Abpraller semmelt Hack übers Tor.
„Wir haben ausreichend Möglichkeiten, um in Führung zu gehen, machen sie aber nicht rein“, grantelt Wildersinn nach der Partie. „Dann macht Ulm mit der ersten Torannäherung das 0:1 – und für uns wird es ab da deutlich schwerer.“
Die Ulmer kommen dank der Führung mit mehr Selbstbewusstsein aus der Kabine. Die erste Gelegenheit hat allerdings Owusu, der von Rossipal auf der linken Seite auf die Reise geschickt, dann aber abgedrängt wird und nur das Außennetz trifft.
TOR FÜR DIE TSG!
Wieder eine Eins-gegen-Eins-Situation gegen Betz, doch ehe Bühler abziehen kann, wird er von Luigi Campagna zu Fall gebracht. Der Ulmer sieht Gelb, kurz darauf verlädt Owusu Betz vom Elfmeterpunkt – 1:1.
„Vertretbar“, urteilt Wildersinn über die Ampelkarte für Hoogma, der seinen Gegenspieler zu Boden reißt. „Die erste Gelbe war unnötig, die zweite berechtigt.“
Der eingewechselte Meris Skenderović hat den Siegtreffer, oder zumindest den Führungstreffer, auf dem Fuß. Passlacks Pass lässt Waack passieren, doch Skenderović jagt die Kugel freistehend über die Latte.
In der Schlussphase wittert Ulm noch einmal Morgenluft. Eine Hereingabe von der rechten Seite knallt Thomas Rathgeber unter die Latte ins Tor. Er jubelt noch lange vor dem Ulmer Block, doch der Assistent hat längst die Fahne gehoben: Der Ball war vor der Hereingabe im Toraus.
Wieder steht Rathgeber im Mittelpunkt, wieder wird er zunächst jubeln (als Jannik Dehm an ihm einen Foulelfmeter verursacht) und kurz darauf verstummen (als Draband seinen Strafstoß hält).
„Leider haben wir im zweiten Durchgang etwas die Ordnung verloren“, so Wildersinn. „Das Spiel war dann viel zu hektisch. Wir haben in Unterzahl wenig zugelassen. Klar, beim Elfmeter, den man geben kann, haben wir Glück, dass Draband ihn hält. Alles in allem müssen und können wir jetzt mit diesem Punkt leben.“
DIE SZENE DES SPIELS
Dominik Draband stand in der A-Jugend schon einmal vor derselben Aufgabe: Elfmeter für den Gegner in der Nachspielzeit. Es war ebenfalls im Dietmar-Hopp-Stadion, sogar dasselbe Tor. Damals, im Bundesliga-Spiel gegen den SV Waldhof, entschied sich „Drabbi“ für die aus seiner Sicht rechte Ecke – und parierte. Diesmal sprang er in die andere, und hielt erneut. Nerven wie Drahtseile, heißt es in solchen Fällen.
DIE ZAHL DES SPIELS
8 – Die Serie der Partien ohne Niederlage ist mittlerweile auf acht angewachsen, auch wenn ein Punkt gegen die „Spatzen“ nicht dem entspricht, was sich die Verantwortlichen vor der Partie erhofft hatten und was möglich gewesen wäre.
DAS STENOGRAMM
TSG 1899 Hoffenheim II – SSV Ulm 1846 1:1 (0:1)
Hoffenheim: Draband – Dehm, Hüttl, Hoogma, Rossipal (62. Skenderović) – Szarka – Passlack, Bühler (75. Engelhardt), Waack – Owusu, Hack (46. Wähling).
Ulm: Betz – Bradara, Reichert, Schindele, Schmidts – Morina, Campagna (86. Schmitt), Celiktas, Bagceci (65. Kienle) – Rathgeber, Braig (73. Neziri).
Tore: 0:1 Celiktas (31.), 1:1 Owusu (60., Strafstoß). Zuschauer: 210. Schiedsrichter: Patrick Kessel (Norheim). Karten: Gelb für Rossipal, Dehm / Celiktas, Campagna, Rathgeber; Gelb-Rot für Hoogma (74., wiederholtes Foulspiel). Besondere Vorkommnisse: Draband hält Foulelfmeter von Rathgeber (90.+1).
Quelle: TSG 1899 Hoffenheim
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