Landeshandwerkspräsident nennt Ergebnisse „schlichtweg katastrophal“
(zg) Das negative Abschneiden bei unterschiedlichen Studien zur Bildungsqualität in jüngster Vergangenheit habe sich leider abgezeichnet, meinte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold zum heute von Kultusministerin Eisenmann vorgestellten Qualitätskonzept für das Bildungssystem. Eine wissenschaftliche, auf Daten basierende Schulpolitik im Land hätte diese Entwicklung aber noch viel deutlicher und früher sichtbar gemacht. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) begrüße daher die angekündigte Einrichtung eines Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung und vor allem des Instituts für Bildungsanalysen. Hierzu gehörten auch Anreize für die Lehrerausbildung.
Der Handwerkstag fordert eine schnelle und auch kurzfristig wirksame Umsteuerung, damit auch die jetzige Generation davon profitiert und nicht den Kürzeren zieht. Förder- und Unterstützungsangebote müssten rasch geschaffen und die Wissensvermittlung wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Und außerdem, so Reichhold: „Die Kernfächer stärken, fachfremden Unterricht vermeiden.“ Gleichzeitig kritisierte er den nach wie vor zu hohen Unterrichtsausfall an Berufsschulen. Unterricht falle öfter mal aus, das sei schon immer so gewesen. Aber wenn in manchen Regionen und Berufen der Ausfall bei zehn Prozent oder sogar darüber liege, dann mangle es doch deutlich an der Qualitätssicherung. Reichhold sieht in solchen Fällen den Ausbildungserfolg gefährdet: „Und das ist nicht nur bildungspolitisch, sondern auch wirtschaftspolitisch fahrlässig.“
Reichhold erneuerte die Forderung des BWHT nach einer besseren Ausstattung der beruflichen Schulen mit Lehrkräften. Das Handwerk erwarte von der Politik ein klares Bekenntnis zur Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung: „Offenbar können wir das trotz aller Lippenbekenntnisse nach wie vor nicht als selbstverständlich voraussetzen.“ Die Handwerksbetriebe seien aber auf Berufsschulen als starke Partner in der dualen Ausbildung angewiesen. Eine verlässliche Unterrichtsversorgung bilde dabei die Grundlage für eine duale Ausbildung auf hohem Niveau. Die Landesregierung müsse einen Maßnahmenkatalog vorlegen, wie sie das Defizit reduzieren und vor allem auch mehr technische Lehrkräfte an Berufsschulen gewinnen will. „Wenn Quereinsteiger oder auch mal Pensionäre in die Bresche springen, ist das schön, löst aber das hausgemachte Problem nicht“, kritisierte Reichhold. Schon jetzt gebe es unbesetzte Planstellen, gleichzeitig sollen Lehrerstellen wegfallen: „Da kann doch niemand guten Gewissens von einer Aufwertung der beruflichen Bildung sprechen.“
Quelle: Eva Hauser