25 Jahre U-Boot U9 im Technik Museum Speyer
(zg) Ob Oldtimer, Flugzeug oder Spaceshuttle. Im Technik Museum Speyer schlagen die Herzen der Technik Fans höher. Das Abenteuer beginnt bereits bei der Anreise, denn hier wird man schon bei der Einfahrt von Flugzeugen begrüßt. Ob Boeing 747, das Hausboot der Kelly Family, Hubschrauber oder ein Seenotkreuzer – es ist für jeden etwas dabei. Auch U-Boot Fans kommen auf ihre Kosten, denn Speyer gehört zu einem der südlichsten U-Boot Stützpunkte in Deutschland. Vor 25 Jahren bekam das Technik Museum besonderen Zuwachs. Ein Original U-Boot der Bundesmarine machte sich auf den Weg nach Speyer. 46 Meter lang und 466 Tonnen schwer – das U-Boot U9 war und ist eines der Prachtstücke der gesamten Ausstellung. Seit 1993 thront der dunkle Koloss im Freigelände und begeistert nach wie vor große und vor allem kleine Besucher. Nach Außerdienststellung gelangte das U-Boot über den Rhein ins Museum. Dafür war zuerst ein Ponton nötig, welches den schwarzen Riesen von Rotterdam bis zur Domstadt brachte. In Speyer angekommen wurde U9 auf einen Tieflader gehoben, um dann im Schritttempo über die Landstraße zu seinem neuen „Heimathafen“, dem Technik Museum Speyer, zu gelangen. Tausende verfolgten gespannt den Transport des für die Region bis dahin eher untypischen U-Bootes. Glücklicherweise wurde U9 dem Museum fast im Originalzustand überlassen, so dass Steuergeräte und Bedienhebel noch vorhanden waren. Das U-Boot war für 22 Mann ausgelegt. Mit nur 11 Schlafplätzen musste die Besatzung in zwei Teams eingeteilt werden. Schlafzeiten und die Verpflegung wurden daher genau koordiniert. Der Smut (Koch) hatte wohl einen der härtesten Jobs, denn er musste pro Tag für beide Gruppen das Essen zubereiten, was bei dem engen Raum, die Küche ist nur 1 m² groß, sicher eine Herausforderung war. Seit 25 Jahren steht U9 nun schon im Technik Museum und ist eines der beliebtesten Ausstellungsstücke bei den Besuchern. Über die Zeit entwickelten sich sogar verschiedene Traditionen rund um das Ausstellungsstück. Der Deutsche Amateur-Radio-Club e.V. (DARC) aus Speyer nimmt seit Jahren am internationalen Museumsschifftag teil. Ausrichtungsort für die Aktion ist das Innere des U-Boots. Die Mitglieder des Vereins bauen dort für zwei Tage ihre komplette Funkausrüstung auf, um damit um die ganze Welt zu funken. Der Besuch von ehemaligen U-Bootfahrern steht auch regelmäßig an. Allen voran Jürgen Weber, der einen besonderen Bezug zu U9 hat. Als Wachoffizier und späterer Kommandant war Weber von 1980 bis 1992 auf mehreren Booten im Einsatz, darunter auch auf U9. Mehrmals im Jahr besucht er „sein Boot“ und das nicht alleine. Mit Mitgliedern des Verband Deutscher Ubootfahrer e.V. unterstützt Weber das Museum bei Restaurierungsarbeiten und bei Museumsveranstaltungen wie z.B. Führungen beim BRAZZELTAG. Vom 29. bis 31. Juli ist die Crew wieder vor Ort und verpasst dem U-Boot einen neuen Außenanstrich. Informationen zum U-Boot U9 und weiteren Ausstellungsstücken des Museums gibt es unter www.technik-museum.de.
Informationen zum U-Boot U9: U9 stammt aus dem Jahr 1966 und wurde von den Kieler Howaldtswerken gebaut und im Kieler Tirpitzhafen in Dienst gestellt. Im Zuge der Verringerung des Militärpotentials erfolgte 1993 die Aussonderung. Während seiner Dienstzeit legte U9 174.850 Seemeilen zurück, was einer 8-fachen Erdumrundung gleichkommt. Im getauchten Zustand befand sich das Schiff 16.478 Stunden und 11 Minuten, was einem Jahr und 11 Monaten Aufenthalt unter Wasser entspricht. Das in Speyer ausgestellte Exemplar fuhr unter der Nato-Kennung S-188. Dank seiner besonderen Rumpfform erzielte U9 bei Unterwasserfahrten eine höhere Geschwindigkeit als im aufgetauchten Zustand. Die 22 Mann Besatzung konnte mit der modernen Unterwasserortungseinrichtung und der Schnorchelanlage tagelang unter Wasser bleiben. Angetrieben wurde das U-Boot mit 2 MB-Viertakt-Dieselmotoren und 2 Antriebsgeneratoren.
Transportbericht U9: Nach einer außergewöhnlichen Reise über 1.000 Kilometer traf am 20. August 1993 das ehemalige Unterseeboot der Bundesmarine U9 in Speyer ein. Begonnen hatte das Unternehmen im Marinearsenal Wilhelmshaven, wo das Boot seit seiner Außerdienststellung am 3. Juni 1993 lag. Der Hochseeschlepper Apollo unter Kapitän Rypkema nahm das U-Boot auf den Haken, um es durch die Nordsee nach Rotterdam zu schleppen. Nördlich der Insel Wangerooge musste der Schleppzug bei Windstärke 9 umdrehen und wieder nach Wilhelmshaven zurück fahren. Mit drei Tagen Verspätung startete das Unternehmen dann am 13. August 1993. 280 Seemeilen bis Rotterdam waren zurückzulegen. Nach 36 Stunden Fahrtzeit lief der Schleppzug im holländischen Marinehafen Rotterdam ein. Eine Meisterleistung war das Verladen des 420 to schweren U-Bootes auf den Ponton „Lastdrager 14“. Im Hafenbecken wurde der Ponton abgesenkt und zwei Schlepper bugsierten das U-Boot darüber. Taucher justierten das U-Boot U9 zum „Einschwimmen“ in die Transportsättel, die eigens angefertigt und auf dem Ponton befestigt wurden. Nach dieser Arbeit tauchte der Ponton mit Beladung, insgesamt 1.875 to schwer, wieder auf und das Ballastwasser wurde gelenzt. Dann begann die 606 Kilometer lange Reise nach Speyer. Das holländische Spezialschiff „Sirius“ schob den „Lastdrager“ mit dem U-Boot vor sich her. 1.500 to waren zu bewegen. Der Transport lief z.T. auch nachts, da die Zeit drängte. In Speyer angekommen ging es für das U-Boot dann auf einem speziellen Tieflader in Schrittgeschwindigkeit über die Landstraße ins Museum. Tausende begleiteten den Transport und gaben U9 sozusagen „Geleitschutz“. Fünf Wochen dauerte es bis U9 ausstellungsfähig hergerichtet und für die Besucher zugänglich war. Das U-Boot U9 ist eines der beliebtesten Ausstellungsstücke der Besucher und feiert in diesem Jahr 25 Jähriges Standortjubiläum. Informationen gibt es auch unter www.technik-museum.de/U9.
Über die Technik Museen Sinsheim Speyer – Technik von Unterwasser bis ins Weltall Die Technik Museen Sinsheim Speyer zeigen zusammen auf mehr als 200.000 m² über 6.000 Exponate aus allen Bereichen der Technikgeschichte in einer weltweit einzigartigen Vielfalt. Vom U-Boot bis zum Oldtimer, von der Concorde bis zum Space Shuttle BURAN ist alles vertreten. Neben den Dauer- und wechselnden Sonderausstellungen gibt es zahlreiche Fahrzeug- und Clubtreffen sowie Events. An 365 Tagen im Jahr geöffnet, ziehen die Museen über eine Million Besucher im Jahr an. Eine besondere Sensation sind die beiden IMAX Großformat-Kinos. Während in Sinsheim das IMAX 3D Kino – „das schärfste Kino der Welt“ – exklusive Dokumentationen und die neuesten Hollywood Blockbuster präsentiert, werden im IMAX DOME Kino im Technik Museum Speyer die Filme auf eine gigantische Kuppel projiziert. Vom gemeinnützigen Auto-Technik-Museum e.V. getragen, gehören den Technik Museen Sinsheim Speyer weltweit rund 3.000 Mitglieder an. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch die Eintrittsgelder, Spenden sowie Mitgliedsbeiträge der Vereinsmitglieder. Alle Überschüsse werden zur Erhaltung und zum Ausbau der Museen verwendet.
Quelle: Corinna Siegenthaler