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Der nackte Wahnsinn – Premiere in Sinsheim

14. November 2018 | Badische Landesbühne, Das Neueste, Photo Gallery

(zg) Die Badische Landesbühne zeigt am 21. November Michael Frayns Komödie Der Nackte Wahnsinn in Sinsheim. Die Vorstellung findet um 19.30 Uhr im Wilhelmi-Gymnasium statt.

Das Stück handelt von einer konfusen Theatertruppe, die mit der Komödie Nackte Tatsachen unmittelbar vor der Premiere steht. Noch bei der Generalprobe geht so einiges schief. Das Stück, das seit seiner Uraufführung 1982 als die Theaterkomödie schlechthin gilt, inszeniert Regisseur Arne Retzlaff an der BLB.

Herr Retzlaff, Der nackte Wahnsinn ist eine Komödie über Theater und die Menschen, die dort arbeiten, oder? Was erfahren wir über sie?

Ja, das Stück erzählt sehr viel über Beziehungen innerhalb des kleinen Ensembles eines Tourneetheaters. Es erzählt von den individuellen Macken der Schauspielerinnen und Schauspieler und den Strukturen innerhalb dieser Truppe – von gegenseitiger Hilfe, Neid, Eifersucht; von der Wechselbeziehung zwischen Spieler und Rolle; vom Selbstbild des Regisseurs, seinem Verhältnis zum Ensemble und dessen einzelnen Mitgliedern. Das Stück zeigt aber auch, in welche Grenzbereiche Theater vordringen muss, um zu funktionieren.

Was ist das für ein Stück, das die Truppe probt?

Das Stück heißt Nackte Tatsachen, ein sehr einfach gestricktes Boulevardstück. Hier kollidieren vier Ereignisse: Eine Haushälterin will es sich an ihrem freien Tag gemütlich machen, ein Paar will schnellen Sex, ein anderes Paar versteckt sich vor der Steuerfahndung und ein Einbrecher sucht Beute. Alles im selben Haus. Wir kennen nur den 1. Akt, wo die Figuren unerwartet aufeinandertreffen. Mit diesem Stück geht die Theatertruppe auf Tournee – so, wie das Ensemble der BLB auch.

Hatten Sie schon mal mit diesem Stück zu tun?

Vor dieser Arbeit habe ich selbst den Nackten Wahnsinn noch nicht inszeniert. Ich habe verschiedene Inszenierungen gesehen, eine davon am eigenen Haus als Schauspieldirektor betreut. Mein Eindruck war immer der eines Ensembles in großer Anspannung, weil es sich den logistischen Anforderungen des Stücks stellen musste. Die vielen einzelnen Vorgänge, die der Autor vorgibt, nachzuvollziehen und umzusetzen ist für alle Beteiligten eine große handwerkliche Herausforderung. Dieser Eindruck hat sich mir in der Probenarbeit bestätigt. Der nackte Wahnsinn ist ein Stück, das jedes Ensemble an seine Grenzen bringt.

Eine der Figuren ist ein Regisseur: Lloyd Dallas. Inwiefern finden Sie sich in ihm wieder?

Also, eigentlich finde ich mich in ihm nicht wirklich wieder, obwohl ich alles, was er macht, erlebt, denkt und fühlt, nachvollziehen kann. Ich kann ihn in jedem einzelnen Punkt verstehen, aber als Figur ist er mir nicht nahe. Das liegt auch daran, dass er in hohem Maß ein Klischee bedient, das Leute von einem Regisseur haben.

Was haben Sie gedacht, als Sie das Stück zum ersten Mal gelesen haben?

Es gibt Komödien, die einen beim Lesen nicht zum Lachen bringen. Dann weiß man als Regisseur: Hier muss ich mir etwas überlegen. Beim Lesen des Nackten Wahnsinns musste ich herzhaft lachen. Ich finde den Autor des Stücks, Michael Frayn, genial. Er hat ein tiefes Verständnis für Schauspieler und schauspielerische Vorgänge. Genial sind auch die Grundidee und die Konstruktion des Stücks. Jede Sekunde ist durchgeplant. Das zeugt von einem tiefen Theaterverständnis – auch im Hinblick darauf, woher eine bestimmte Tradition von Theater kommt: Das Theater der heruntergelassenen Hosen ist das Theater der Jahrmärkte, der Stegreif-Bühnen und der Commedia dell’Arte.

Ist es schwieriger, eine scheiternde Inszenierung zu inszenieren als eine perfekte?

Es ist unheimlich schwer, den Spaß über schlechtes Theater rüberzubringen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist Shakespeares Sommernachtstraum, an dessen Ende die Aufführung der Handwerker von Pyramus und Thisbe steht. Die Handwerker machen schlechtes Theater – aber trotzdem muss das, was im Zuschauersaal ankommt, natürlich gut und witzig sein. Etwas anderes ist das Lachen über Dilettantismus. Das Lachen über das ausgestellte Unvermögen der Sängerin Florence Foster Jenkins ist ein böses Lachen.

Was muss man beim Inszenieren des Stücks beachten?

Von Kollegen und Kolleginnen, die mit dem Stück zu tun hatten, habe ich zwei Dinge gehört: „Oh Gott, der 2. Akt!“ und „Du musst es vom Blatt machen!“ Man muss sich beim Inszenieren des Nackten Wahnsinns also vollständig in den Dienst des Autors stellen. Und in den Dienst der Schauspielerinnen und Schauspieler, denen man handwerklich zuarbeiten muss. Wenn ich ein Detail verändere, fällt das mir oder den Spielerinnen und Spielern einige Seiten später auf die Füße.

Wie inszeniert man Chaos?

Chaos lässt sich nur beherrschen durch fast militärische Disziplin aller Beteiligten.

Mittwoch, 21. November 2018, 19.30 Uhr
Sinsheim, Wilhelmi-Gymnasium

Kartenvorverkauf: Buchhandlung Doll, Tel. 07261.2322,

E-Mail: [email protected]

Quelle: Martina Illinger

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