Der kommunale Behindertenbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises, Patrick Alberti, erklärt, warum die digitale Barrierefreiheit so wichtig ist
Fortbildung stößt auf großes Interesse
(zg) Digitalisierung ist das Schlagwort der Stunde. Selbstverständlich nutzen auch Menschen mit Handicaps Internet, Smartphone und Co. – und sind auch im digitalen Raum auf Barrierefreiheit angewiesen. Beispielsweise lassen sich blinde Menschen Dokumente vorlesen oder auf einer angeschlossenen Braillezeile in der tastbaren Blindenschrift darstellen. Gehörlose Menschen benötigen dagegen Gebärdensprache, um Videos zu verstehen. Nutzerinnen und Nutzer, die komplexe Texte nicht gut verstehen können, freuen sich über eine einfache Sprache. Kurzum: Internetseiten und Apps sollen für alle Menschen gut zugänglich und leicht zu bedienen sein. Die öffentlichen Verwaltungen sind sogar per Gesetz dazu verpflichtet, ihre Internetangebote nach und nach barrierefreier zu gestalten, teilt der kommunale Behindertenbeauftragte Patrick Alberti mit.
Um Verwaltungen von Gemeinden, Städten und Landkreisen für die Bedürfnisse der Anwenderinnen und Anwender zu sensibilisieren und ihnen Tipps zur Umsetzung zu geben, fand nun eine Fortbildung der Verwaltungsschule Baden-Württemberg statt. Monika Tresp von der Fachstelle Inklusion beim Gemeindetag, Wilfried Specht vom Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg, Benjamin Grießmann von der Beratungsfirma „Web 4 all“ und Patrick Alberti, kommunaler Behindertenbeauftragter im Rhein-Neckar-Kreis, waren die Referenten. Gemeinsam informierten sie bei der ganztägigen Veranstaltung über die rechtlichen Rahmenbedingungen, Anforderungen, technischen Voraussetzungen und Umsetzungsstrategien. „Die Digitalisierung ist eine große Chance für mehr Teilhabe von Menschen mit Handicaps. Aber wir müssen darauf achten, dass digitale Angebote auch wirklich barrierefrei gestaltet werden. Denn ansonsten schließen wir viele Menschen von unseren Informationsangeboten aus“, erklärt Alberti.
Der Rhein-Neckar-Kreis hat die Wichtigkeit erkannt und versucht, seine Angebote nach und nach barrierefreier zu gestalten – zum Beispiel durch Informationen in Leichter Sprache oder Videos mit Untertiteln. „Auch wenn es noch ein langer Weg ist, alle Angebote barrierefrei zu gestalten, lohnt es sich immer, damit zu beginnen und nach und nach Barrieren im Web und in Apps abzubauen. Denn nur so ist für alle Menschen ein ungehinderter Zugang zu Informationen und damit zu gesellschaftlicher Teilhabe möglich“, so Patrick Alberti.
Auch bei anderen Kommunen sei das Thema präsent, aber nicht immer leicht anzupacken. Neben den technischen Voraussetzungen gaben die Referentinnen und Referenten daher ganz praktische Umsetzungstipps und machten Mut, sich auf den Weg zu machen. Dabei haben sie ein dringendes Bedürfnis nach Informationen erkannt, denn die ersten beiden Termine in Lobbach und Balingen hatten schon nach kurzer Zeit mehr Anmeldungen als verfügbare Plätze. Darum sind schon weitere Veranstaltungen in Planung.
Quelle: Silke Hartmann