(zg) Im Kanzleramt fand ein Gipfel zur Fachkräftesicherung statt. Anlass ist auch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das im März 2020 in Kraft tritt. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) plädiert angesichts des gravierenden Fachkräftemangels im Handwerk für eine unbürokratische und schnelle Umsetzung der neuen Regelungen und die Fokussierung auf Abkommen mit ausgewählten Ländern.
„Fehlende Auszubildende, hohe Vakanzzeiten bei der Besetzung von freien Stellen, dazu etwa 20.000 Betriebe, die in den kommenden Jahren einen Nachfolger suchen: Das baden-württembergische Handwerk spürt die Auswirkungen des Fachkräftemangels bereits heute enorm. Deshalb ist das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ein richtiger Schritt, um auf diese Herausforderungen zu reagieren. Wichtig ist aber seine schnelle und unbürokratische Umsetzung“, sagt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Aus Sicht des Handwerks erscheinen die Hürden für eine Einwanderung von Fachkräften oder Ausbildungswilligen, die auf Eigeninitiative nach Deutschland zur Arbeits- bzw. Ausbildungsplatzsuche kommen, allerdings nach wie vor sehr hoch. So müsse eine interessierte Person eine hohe Vorauszahlung leisten und damit nachweisen, dass sie den eigenen Lebensunterhalt während der Arbeits- bzw. Ausbildungsplatzsuche selbst bestreiten könne, kritisiert Reichhold. „Wir glauben nicht, dass über diesen Weg viele Fachkräfte ins Land kommen.“
Deshalb sei eine andere Möglichkeit, die das Gesetz biete, erfolgversprechender, so der Landeshandwerkspräsident: „Unser Blick richtet sich in erster Linie auf Vermittlungsabkommen mit ausgewählten Zielländern in Zusammenarbeit mit den dortigen Arbeitsagenturen. Über diesen Weg muss es zu festen Arbeitsplatzzusagen kommen, bevor eine Fachkraft nach Deutschland kommt. Damit dies gelingt, werden wir uns aktiv einbringen und den Prozess zur Fachkräftegewinnung – insbesondere in den Gewerken mit besonders hohem Bedarf – koordinieren und begleiten. Dazu zählen beispielsweise Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Elektro- und Informationstechnik.“
Hintergrund:
Rund ein Dutzend Länder, darunter Brasilien und die Philippinen, gelten wegen bestimmter Standards als besonders geeignet für ein Anwerben von Fachkräften. Die zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur der Arbeit definiert diese Zielländer.
Quelle: Marion buchheit