(zg) Im Rahmen der Zukunftsinitiative „Handwerk 2025“, die vom Baden-Württembergischen Handwerkstag (BWHT) und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau getragen wird, läuft seit Ende vergangenen Jahres das Forschungsprojekt „Digitalisierungsbarometer für das Bau- und Ausbauhandwerk in Baden-Württemberg“. Dieses analysiert erstmalig mit einem „360-Grad Blick“ den Stand der Digitalisierung in unterschiedlichen Gewerken. Nun hat der Digitalisierungsbarometer einen weiteren entscheidenden Meilenstein erreicht: Nach Abschluss der qualitativen Forschungsphase im März ist auch die quantitative Forschungsphase absolviert.
„Die Digitalisierung macht auch vor dem Handwerk nicht halt. Um die Handwerksbetriebe optimal zu unterstützen, ist eine fundierte Datengrundlage notwendig – diese fehlte jedoch bisher. Mit dem Digitalisierungsbarometer wird dieses Defizit gerade behoben. Dem Handwerk bietet sich hier die einzigartige Möglichkeit, den tatsächlichen Digitalisierungsgrad, die Bedeutung der Digitalisierung für Betriebe in der Arbeit mit Kunden, aber auch den Stellenwert bei potenziellen neuen Auszubildenden und Fachkräften erforschen zu lassen“, sagt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Durch die umfangreiche Erhebung und der Berücksichtigung verschiedener Interessengruppen wirft die Studie einen bislang nicht da gewesenen repräsentativen Blick auf die Digitalisierung der Gewerke des Bau- und Ausbauhandwerks. In der nun anschließenden letzten Phase des Forschungsprojektes wird das umfassende Datenmaterial unter verschiedensten Blickwinkeln, z.B. nach Gewerken, Betriebsgrößen und Typologien analysiert, mit dem Ziel entsprechende Handlungsempfehlungen an die Vertreter der Branche aussprechen zu können.
Nach erster Sichtung des Datenmaterials fasst Reichhold zusammen: „Das Thema Digitalisierung ist in den einzelnen Bereichen des Handwerks durchaus angekommen. Ein Großteil der Betriebsinhaber zeigt sich offen gegenüber Veränderungen im Zuge der Digitalisierung. Was vielen Betrieben noch fehlt, ist eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie. Insgesamt scheint Digitalisierung im Handwerk mehr in Folge von ad hoc Entscheidungen umgesetzt zu werden, als in Folge längerfristiger Planung.“ Wichtig werde hier, Verständnis bei den Betrieben dafür zu entwickeln, dass eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie für die erfolgreiche zukunftsgerichtete Fortführung von großer Bedeutung ist.
Wirft man einen Blick auf die Gewerke des Baus und Ausbauhandwerks in Baden-Württemberg, so wird ersichtlich, dass in einigen Aspekten der Digitalisierung das Ausbaupotenzial noch recht groß ist. Dies betrifft sowohl die Marktkommunikation, zum Beispiel beim Thema Bewertungen, als auch die Digitalisierung interner Prozesse, beispielsweise bei der Digitalisierung des Bautagebuchs. Die Zukunftsinitiative „Handwerk 2025“ wird mit den eigens für die Betriebe entwickelten Maßnahmen hier weitere Unterstützung bieten.
„Die Studie zeigt auch, dass das Handwerk sich aktuellen Gegebenheiten anpassen kann. So planen vor allem größere Betriebe auf Grund der Coronakrise, noch mehr auf Digitalisierung zu setzen. Besonders auffällig ist beim Betrachten der Befragungen, dass über alle Gewerke und Betriebsgrößen hinweg die emotionale Bindung zum eigenen Handwerksberuf besonders hoch ist. Das belegt, was wir eigentlich schon immer ahnten – Handwerker ist kein „Job“ wie jeder andere, sondern mit viel „Herzblut“ verbunden.“
Insgesamt wurden dazu über 1800 Telefoninterviews mit Inhabern von Handwerksbetrieben durchgeführt. Ergänzend dazu wurden 1000 Endverbraucher und 900 Jugendliche zu unterschiedlichen Aspekten der Digitalisierung und zur Ausbildung im Handwerk befragt. Die weiteren Ergebnisse werden in den kommenden Wochen ausgewertet und auch mit Vertretern der einzelnen Gewerke intensiver analysiert und diskutiert. Eine Veröffentlichung der Studienergebnisse ist für September geplant.
Quelle: Marion Buchheit