(zg) Region Neckartal-Odenwald zeigt sich bestens präpariert – Rhein-Neckar-Kreis und Neckar-Odenwald-Kreis wollen wieder LEADER-Region werden – Förderung lokaler Strukturprojekte durch EU-Finanzmittel – Online-Konferenz mit Minister Hauk und Landräten Dallinger und Dr. Brötel
Europa findet überall statt, in jedem Land der Union, in jeder Stadt und: auch in jedem Dorf. Dieser Idee eines grenzenlosen Europas, das auch außerhalb der Metropolen seine positiven Spuren hinterlässt, hat sich LEADER verschrieben.
LEADER ist ein Förderprogramm der europäischen Förderung, erhielten den Zuschlag und konnten seit 2015 mit dem Verein Regionalentwicklung Neckartal-Odenwald aktiv entscheidend zur Stärkung der Region beitragen.
Diesen Rückenwind will der Verein nutzen und sich erneut für Europa empfehlen. Wie einig sich die beiden Landkreise sind, zeigte sich bei einer Online-Konferenz, mit der LEADER Neckartal-Odenwald seine europaweite Bewerbung einleitete. 2023 steht eine Verlängerung des Programms an, und, so sagte es Dr. Andreas Hildenbrand in seiner Begrüßungsrede: „Die Weichen sind gestellt, die Interessenbekundung wurde im Februar dieses Jahrs abgegeben. Wir wollen weitermachen!“ Der Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar am Standort Mosbach, selbst Vorstandsmitglied des LEADER-Vereins, erklärt den rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Verbänden und engagiertem Bürgertum, warum: „Das Besondere an LEADER ist der Bottom-Up-Ansatz: Vor Ort und nicht in Brüssel oder Straßburg wird entschieden, in welche regionalen oder auch lokalen Projekte die Finanzmittel fließen. Und wenn ich hier von Mitteln spreche, dann meine ich echte, nicht zurückzuzahlende Zuschüsse.“
Piggeldy und Frederik: „Sau-gute“ Bewerbung
Wie viel Kreativität in dieser LEADER-Region steckt, zeigte das Figurentheater FEX aus Helmstadt-Bargen, das selbst erfolgreich durch LEADER gefördert wurde: Piggeldy und Frederik, die beiden Schweinebrüder, präsentierten sich als herausragende Erklärspezialisten und nahmen die Konferenzteilnehmer mit auf eine Reise durch Blüh- und Streuobstwiesen, Kulturförderung, die umfassende Grundversorgung, Sport, Bewegung und Tourismus. Der Appell der beiden: LEADER braucht unsere Region, unsere Region braucht LEADER. Und deshalb, so die Brüder, „müssen alle im Dorf mitmachen, die Ideen haben, wie wir das Leben noch attraktiver machen können. Nicht zögern, sondern melden und mitmachen.“
Das eindrucksvolle Schauspiel zauberte auch Minister Peter Hauk vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg ein Lächeln auf die Lippen. Aus seinem Stuttgarter Büro zugeschaltet, berichtete der Minister aus den Koalitionsvereinbarungen und dem Beschluss, mit europäischen Mitteln künftig vor allem die strukturschwachen Regionen zu unterstützen. Da die Region landkreisübergreifend agiere, sollte sie gute Chancen haben, erneut ausgewählt zu werden. „Deshalb möchte ich Sie ermutigen, sich zu bewerben“, so Hauk. Er selbst freue sich über viele kleine Projekte, die durch Gelder aus Europa möglich geworden seien, noch mehr als über ein großes, verriet der Minister, bevor er sich zu Haushaltsberatungen der Landesregierung verabschiedete.
Teamgeist und Multi-Fonds
Auch die beiden Landräte Stefan Dallinger (Rhein-Neckar-Kreis) und Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis), beide bekennende Fans von LEADER in der Region, freuten sich über die landkreisübergreifende Erfolgsgeschichte und reichten sich verbal die Hand auf eine weiterhin gute Zukunft des Vereins: „Never change a winning team“, riet Dr. Brötel, der besonders das Adjektiv „aktiv“ im Vereinsnamens herausstellte. „Stuttgart hat gesehen, dass wir wie gewohnt hellwach waren und zeigen konnten, wie beherzt und zupackend wir unsere Zukunft in die Hand nehmen. Bei uns musste man niemanden zum Jagen tragen.“ Das, so der Landrat, sei ein Paradebeispiel für nachhaltige Regionalentwicklung, „von den Menschen der Region für die Menschen der Region“. Sein Dank ging auch an die EU und an die regionalen Vertreter in Landes-, Bundes- und EU-Parlament.
Landrat Stefan Dallinger nahm den Dankes-Ball sicher auf und schloss in seine Gratulation für einen „herausragenden Job“ auch die kommunale Familie ein. Ohne Unterstützung der Kreisrätinnen und Kreisräte, der Gemeindeparlamente und der Stadt- und Gemeindechefs und ihres Stabs sei so ein großes Strukturförderungsprojekt niemals umsetzbar gewesen. Stefan Dallinger freute sich zudem über die Tatsache, dass Politik und Verwaltungen es geschafft hätten, Multifonds zu bilden. Der Landrat erläuterte das am Beispiel der Marktfee.app, einem Werkzeug zur Online-Bestellung von regionalen Lebensmitteln. „Diese App wäre nur mit Mitteln aus einem Topf nicht zu stemmen gewesen. Dort haben mehrere Fonds zusammengewirkt, und nur so konnte dieses vorbildliche Projekt Realität werden.
Katalysator für 55 Projekte in der Region
Sieglinde Pfahl, Bürgermeisterin in Heiligkreuzsteinach und 1. Vorsitzende des Vereins, zeigte im Anschluss auf, welche Projekte in der Gebietskulisse in den letzten sechs Jahren realisiert wurden. LEADER Neckartal-Odenwald aktiv konnte seit 2015 für insgesamt 55 Projekte 3,9 Millionen Euro an Zuschüssen vergeben, was zu einer Gesamtinvestition von fast elf Millionen Euro führte. „LEADER hat eine wichtige Katalysatorfunktion“, so die Bürgermeisterin. 90 Mitglieder hat der Verein heute, über die Projekte entscheidet ein Auswahlausschuss mit 28 Personen – 17 Privatpersonen und elf öffentliche Akteure, die über die Förderbarkeit beraten. Pfahl: „Wir diskutieren engagiert und mit viel Herzblut, doch stets fallen die Entscheidungen transparent anhand von Bewertungskriterien aus. Und das immer vor Ort, nicht in Stattgart, Berlin oder Brüssel. Das ist der Grund, warum hier so viele Menschen mit Freude mitarbeiten wollen. Europa wird durch LEADER in der Region erlebbar.“ Am Ende ihrer Rede bedankte sich Frau Pfahl bei der Geschäftsstelle mit Martin Säurle und Sabine Keller sowie bei Vorstandskollegin Barbara Schäuble von der Wirtschaftsförderung des Rhein-Neckar-Kreises für die erfolgreiche Arbeit.
Menti-Meter: Natur, Heimat, Grundversorgung
Was mit LEADER-Mitteln bereits bewirkt werden konnte und welche Projekte derzeit „in der Mache“ sind, zeigten die Unternehmerin Blanca Mayer aus Neckarbischofsheim, Bürgermeister Bernhard Knörzer aus Neunkirchen und Rudolf Landauer vom Limes-Museum Neckarburken anhand von beeindruckenden Praxisbeispielen. Doch da der Blick sich an diesem Tag in die Zukunft richtete, konnten die rund 80 LEADER-Aktivposten in der Konferenz auch darüber abstimmen, wohin die Reise in der Regionalentwicklung gehen könnte. Mittels des Online-Abstimmungstools Mentimeter votierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Themen, mit denen sich LEADER in der neuen Förderperiode besonders beschäftigten sollte: Nah- und Grundversorgung wurde dabei am häufigsten genannt, gefolgt von Nachhaltigkeit/Umweltschutz, Tourismus und Digitalisierung. Mit diesen Themenschwerpunkten, so Dr. Andreas Hildenbrand zum Ende der Online-Konferenz, sei man am Puls der Zeit und bestens für die nächste LEADER-Runde qualifiziert. Nun muss nur noch Stuttgart den Daumen heben.
Quelle: Silke Hartmann