Ausstellung im Kreisarchiv des Rhein-Neckar-Kreises vom 30. Juli bis 15. Oktober 2021 zu sehen
(zg) Im April 2021 jährte sich zum 500. Mal die Widerrufsverweigerung Martin Luthers vor Kaiser Karl V. auf dem Wormser Reichstag von 1521. Anlässlich der Wiederkehr dieses kirchenhistorisch wie weltpolitisch bedeutenden Ereignisses zeigt das Kreisarchiv in Ladenburg vom 30. Juli bis 15. Oktober 2021 die Ausstellung „Luther in Worms – Bibel, Vernunft, Gewissen“. Die von Herbert Kempf kuratierte Ausstellung, die bereits von April bis Anfang Juli 2021 in der Feudenheimer Kulturkirche Epiphanias zu sehen war, macht damit auch in Ladenburg Station.
Im Mittelpunkt der überwiegend aus der umfangreichen Bücher- und Bibelsammlung Herbert Kempfs erarbeiteten Kabinettausstellung steht Luthers Auftreten vor den Reichsständen in Worms am 17. und 18. April 1521. Trotz des von Papst Leo X. verhängten Kirchenbanns und der drohenden Reichsacht weigerte sich Luther unter Berufung auf die Vernunft und sein Gewissen, vor dem Kaiser seine Schriften zu widerrufen. Diese gegen die Autorität des Kaisers und die Macht der römischen Kirche gerichtete Verweigerung des Wittenberger Theologieprofessors stellt bis heute die entscheidende Wegscheide der modernen Kirchen- und Reformationsgeschichte dar. Untrennbar verbunden mit diesem von den Anhängern Luthers stilisierten „Mythos Worms“ ist seitdem der ihm (nachträglich) zugeschriebene Ausspruch „Hier stehe ich und kann nichts anders“.
Die Ausstellung ist in drei Abschnitte gegliedert und präsentiert über 50 historische Exponate, die große Mehrzahl davon sind Faksimiles. Im ersten Teil bietet sie – von der lateinischen, in Straßburg gedruckten Eggestein-Bibel um 1470 bis zu Luthers „Der Psalter teutsch“ von 1524 – einen spannenden Überblick über die im Oberrheingebiet seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert verbreiteten Bibelausgaben. Im zweiten Abschnitt „Humanismus und Reformation“ wendet sie sich dem literarisch-philosophischen Zeitkontext und dem Buchdruck zu, ohne den Luthers Wirken und sein Erfolg nach dem Wittenberger Thesenanschlag nicht zu erklären sind. Gerade die Wiederentdeckung der antiken Philosophie und der antiken Quellen durch Erasmus von Rotterdam und seinen Schülerkreis und das im Gegensatz zur überkommenen kirchlichen Scholastik vorurteilsfreie Studium dieser Quellen sollten die alte kirchlich-autoritäre Gesellschaftsordnung und deren starres Lehrgebäude mehr und mehr infragestellen. Die Humanisten rückten nun den Menschen, seine Vernunft und seine moralische Urteilskraft, sein Gewissen, in den Fokus. Entscheidend war hierbei vor allem der Buchdruck, der als neues Massenmedium diese Zeitenwende forcierte, wie die Ausstellung anhand eindrucksvoller Exponate unterstreicht. Und wegweisendes Zeichen dieses gesellschaftlich-politischen wie konfessionellen Umbruchs war letztlich Luthers – auf eigener Vernunft und eigenem Gewissen – gründender Widerspruch auf dem Reichstag zu Worms im April 1521, wie die Ausstellung im dritten Teil „In Worms kam alles zusammen“ dokumentiert. Die Kabinettausstellung, zu der auch ein 80-seitiger Begleitkatalog verfasst wurde, in dem alle Exponate ausführlich beschrieben werden, bietet insgesamt damit mehr als nur einen Einblick in die ebenso dramatische wie entscheidende Phase des Wormser Reichstags, der mit dem sogenannten Wormser Edikt vom 25. Mai 1521 und der Verhängung der Reichsacht über Luther sein formales Ende nahm.
Die sehenswerte Ausstellung wird am 29. Juli 2021 um 19 Uhr von Landrat Stefan Dallinger eröffnet und kann in der Zeit vom 30. Juli bis zum 15. Oktober 2021, jeweils von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 16 Uhr und an Freitagen von 9 bis 12 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. Zudem ist sie an den beiden Sonntagen (5. September und 10. Oktober 2021) jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Kurator Herbert Kempf, der bei der Vernissage gemeinsam mit Pfarrerin Dorothee Löhr in die Ausstellung einführt, wird auch am Mittwoch, 25. August 2021, sowie am Mittwoch, 29. September 2021, jeweils ab 17:30 Uhr eine Führung durch die Ausstellung anbieten. Für die Teilnahme an den Führungen ebenso wie für die Teilnahme an der Vernissage am 29. Juli 2021 sind aufgrund der aktuellen Pandemieregelungen Voranmeldungen mit der Erhebung der Kontaktdaten zwingend notwendig. Interessierte sollen sich deshalb möglichst frühzeitig telefonisch beim Kreisarchiv (Tel. 06221-5227740) bzw. per Mail ([email protected]) anmelden.
Quelle: Silke Hartmann