Eheschließungen in den letzten 10 Jahren auf nahezu gleichem Niveau
(zg) Zum Jahresende 2020 lebten im Rhein-Neckar-Kreis 219 000 ledige, 254 000 verheiratete, 35.600 verwitwete und 39.500 geschiedene Männer und Frauen. Nur im vergangenen Jahr waren die Zahlen von Hochzeiten erstmalig wieder rückläufig, da pandemiebedingt sehr viele Vermählungen abgesagt bzw. verschoben wurden. Auffällig ist bei der Auswertung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, dass 119 500 Männer ledig sind, bei den Frauen hingegen sind es rund 20 000 weniger Ledige. Allerdings war im Zeitraum von einem Jahr auch zu verzeichnen, dass rund 1 000 Frauen mehr verheiratet, 20 000 Frauen mehr verwitwet und rund 6 000 Frauen mehr geschieden sind als Männer.
Innerhalb von Baden-Württemberg wiesen die Eheschließungen in den letzten Jahrzehnten deutliche Schwankungen auf. In den sechziger Jahren wurden mit über 73 000 Eheschließungen im Jahr 1962 der absolute Höchststand erreicht, während in den siebziger Jahren die Zahlen stark sanken und auf den niedrigsten Stand im Jahr 1978 mit nur noch knapp 47 000 Eheschließungen fielen. Ab den neunziger Jahren stiegen die Zahlen wieder an und sind bis dato auf einem gleichbleibenden Niveau. So auch im Rhein-Neckar-Kreis.
Der Anstieg der Heiratszahlen im vergangenen Jahrzehnt hängt jedoch maßgeblich mit der positiven Veränderung der Personenzahl im heiratsfähigen Alter zusammen – denn dies ist die Generation der sogenannten „Babyboomer“. Die in diesem Jahrzehnt nun wieder gefallenen Zahlen stehen im Zusammenhang sowohl mit den deutlich „geburtenschwächeren“ Jahrgängen, aber auch mit dem Trend der gestiegenen Bildungs- und Erwerbsbeteiligung der Frauen, die deren finanzielle Unabhängigkeit erhöht hat. Das durchschnittliche Heiratsalter stieg bei Frauen und auch bei Männern deutlich an – vor vier Jahrzehnten schlossen Männer mit rund 26 Jahren und Frauen mit rund 25 Jahren den „Bund fürs Leben“ – heutzutage hingegen sind Männer bei der Heirat 34 und Frauen 32 Jahre alt.
Ganz entscheidend für die jahrzehntelang gesunkene Heiratsneigung war aber auch der Bedeutungsrückgang sozialer Normierung und sozialer Kontrolle des Familienlebens. Die früher enge Verknüpfung von Ehe, Familie, Elternschaft und Sexualität hat sich im Zuge dieser Entwicklung Ende der siebziger Jahre praktisch aufgelöst.
Quelle: Silke Hartmann