Ultraläufer Torsten Riemer organisiert Kraichgau-Lauf mit / Mitten durch die Natur
(zg) Mit einer Drei in Sport sei er als Schüler schon zufrieden gewesen. Torsten Riemer schmunzelt. Ja, er sei eher unsportlich gewesen. Mit 39 Jahren sollte sich das jedoch alles komplett ändern. Damals, auf Anregung eines Kollegen, begann er mit dem Laufen. „Und das hat sich dann zum Selbstläufer entwickelt.“ Im wahrsten Sinne des Wortes.
Bereits ein Jahr später lief Riemer seinen ersten Halbmarathon, sprich 21,4 Kilometer; ein weiteres Jahr später seinen ersten Marathon. In jenem Jahr, also 2004, stieß der Sinsheimer auf den Lauftreff des SV Rohrbach, und gemeinsam nahm man am Rennsteiglauf in Thüringen teil. Riemer war es denn auch, der im Lauftreff die längeren Strecken für den Kraichgau-Lauf anregte. Rasch wurde aus der Idee ein fester Bestandteil des Laufs, aus dem heute neben den Kurzstrecken Marathon und Ultramarathon mit 44 Kilometern nicht mehr weg zu denken sind.
Beim Laufen, sagt Riemer, wenn die Luft die Lunge durchflute, spüre man seinen ganzen Körper. Ein Riesengewinn für die Gesundheit sei das. Aber Laufen ist für ihn noch viel mehr: „Laufen ist Zeit für mich, da muss ich für niemand anderen da sein“. Er laufe los, lasse die Natur auf sich wirken, vergesse dabei manchmal sogar, wo er gerade ist. „Laufen ist für mich fast wie Meditation, ist etwas sehr Wohltuendes“, sagt der 49-Jährige.
Dann sei da aber auch der Reiz, sich selbst zu beweisen, dass man etwas schaffen kann, dass man über seine Grenzen gehen und beim nächsten Lauf eine noch längere Strecke schaffen kann. „Das ist jedes Mal ein Wettkampf mit mir selbst.“ Keine Frage also, dass der Sinsheimer längst nicht mehr „nur“ Ultramarathon läuft. Heuer waren es, zum ersten Mal, 320 Kilometer. Beim WiBoLt Landschaftstrail zwischen Wiesbaden und Bonn, dem längsten Nonstoplauf Deutschlands. In 77 Stunden, inklusive kurzer Schlafpausen. Bei Starkregen, zwischen Pfützen und Schlamm. Die mentale Stärke spiele dabei die größte Rolle, sagt Riemer, dem es nicht auf die Geschwindigkeit, sondern allein auf die Ausdauer ankommt. Denn irgendwann bekomme man bei jedem Lauf die Krise, frage sich, warum man das mache. „Dagegen muss man ankämpfen, muss gegen sich selbst siegen; genau diese mentale Auseinandersetzung finde ich elementar.“ Keine Frage, dass sich Torsten Riemer bereits ein neues Ziel gesetzt hat: den Goldsteiglauf im bayerischen Wald im nächsten Jahr. 661 Kilometer in acht Tagen.
Jetzt freilich ist erst einmal der Kraichgau-Lauf am 29. September angesagt. „Man ist ausschließlich in der Natur unterwegs, keine Straßen, nur Wald“, schwärmt Riemer, der mittlerweile zum Organisationsteam gehört. „Da kann man sich mit der Landschaft auseinandersetzen und sie richtig genießen.“ Der Startschuss für den 15. von der Sparkasse Kraichgau präsentierten Kraichgau-Lauf fällt um 9 Uhr an der Kreuzgrundhalle Sinsheim-Rohrbach. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.kraichgau-lauf.de
Quelle: Pia Hendel