Anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“ führte die Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin der GRN-Klinik Sinsheim gemeinsam mit einer Neckarbischofsheimer und zwei Sinsheimer Schulen am 23. und 25. September Aktionstage unter dem Motto „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ durch. Schüler verschiedener Jahrgangsstufen wurden in Wiederbelebungsmaßnahmen ausgebildet. „Die Resonanz der teilnehmenden Schüler und Lehrer war sehr gut. Ausnahmslos alle waren mit großer Begeisterung dabei“, waren sich die Verantwortlichen der Kraichgau Realschule und des Wilhelmi-Gymnasiums Sinsheim sowie des Neckarbischofsheimer Adolf-Schmitthenner-Gymnasiums einig. Auch Dr. Christiane Serf, anästhesiologische Chefärztin der GRN-Klinik Sinsheim, zieht ein positives Fazit: „Der erfolgreiche Aktionstag hat gezeigt, dass das Interesse der Schüler an diesem wichtigen Thema sehr hoch ist.“ Ziel der bundesweiten Aktionswoche war es, die Hemmungen zur Hilfeleistung in Notfallsituationen bereits im Schulalter zu reduzieren und zu vermitteln, wie die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sinnvoll und zielgerichtet überbrückt werden kann, um Leben zu retten. „Darüber hinaus“, so Dr. Serf, „sollte bei den Beteiligten das Interesse am sozialen Engagement geweckt und gefördert werden – gerade an Schulen bildet beispielsweise die Einführung eines Schulsanitätsdienstes oder einer Erste-Hilfe-AG einen wichtigen Grundstein für das Engagement in der Gemeinschaft.“
In den beiden Sinsheimer Schulen wurden jeweils 16 Klassen – insgesamt rund 800 Schüler – und in Neckarbischofsheim alle Klassen – rund 700 Schüler – im Erkennen einer Notfallsituation, in der Durchführung eines Notrufes sowie der Herzdruckmassage geschult. Dabei ging es vor allem darum, die jungen Menschen zur Hilfeleistung zu ermuntern und die Reanimation an einer Puppe praktisch zu üben. Die Direktoren der oben genannten Schulen, Holger Gutwald-Rondot, Thomas Gißmann und Harald Frommknecht, unterstützten die Aktion, indem sie den Schülern die Teilnahme an diesen Übungsstunden ermöglichten. Außerdem engagierten sich Lehrer, Elternvertreter, der Schulsanitätsdienst sowie Sanitäterinnen und Sanitäter des Deutschen Roten Kreues (DRK-Kreisverband Rhein-Neckar/ Heidelberg) bei der Umsetzung vor Ort. Ein besonderes Aha-Erlebnis für die Schülerinnen und Schüler war die musikalische Begleitung des Trainings: Wer im Takt eines Disco-Beats reanimiert, hat den lebensrettenden Rhythmus!
Dr. Christiane Serf erklärt: „Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits Schüler ab der siebten Klasse problemlos Erwachsene wiederbeleben können.“ Wichtig sei, Kindern und Jugendlichen schon in der Schule das Thema Reanimation näher zu bringen und sie frühzeitig als kompetente Ersthelfer auszubilden. „Jeder kann in die Situation geraten, Ersthelfer zu sein. Denn: Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen“, betont die Ärztin, deren fachlicher Schwerpunkt neben der Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin die Notfallmedizin ist. Doch obwohl jeder helfen könnte, tun es die wenigsten. In Deutschland ist die Helferquote beim Herzstillstand im internationalen Vergleich sehr gering: Nur in 17 Prozent der Fälle werden einfache, aber lebensrettende Maßnahmen ergriffen. Die Mund-zu-Mund-Beatmung, vor der viele aus Ekelgefühl zurückschrecken, ist bei der Wiederbelebung zweitrangig: Mit einer Herzdruckmassage werden Gehirn und Organe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Die lebensrettende Devise lautet „Prüfen. Rufen. Drücken!“: Prüfen, ob die Person noch atmet, unter der europaweit gültigen Notrufnummer 112 den Rettungsdienst rufen sowie anschließend fest und mindestens 100 Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis professionelle Hilfe eintrifft. „Mit der Erhöhung der Wiederbelebungsrate durch Laienhelfer könnten in Deutschland jährlich etwa 5.000 Menschenleben gerettet werden“, betont Dr. Serf. Die Initiatoren der Aktionswoche hoffen, mit ihrer Kampagne Hemmschwellen in der Bevölkerung vor der Ersten Hilfe abbauen und die Wiederbelebungsrate in Deutschland steigern zu können.
Quelle: GRN