Feierstunde der CDU Rhein-Neckar / Laudator: EU-Kommissar Günther H. Oettinger
(zg) Zu einer Feierstunde anlässlich des 75. Geburtstages von Staatsminister a.D. Bernd Schmidbauer, dem Ehrenvorsitzenden der CDU Rhein-Neckar und langjährigen Bundestagsabgeordneten, hatten die Rhein-Neckar-Christdemokraten zu einer Feierstunde auf die Burg Steinsberg geladen, an der rund 150 Gäste aus aller Welt teilnahmen.
„Die Burg gilt als der Kompass des Kraichgaus“, so CDU-Kreisvorsitzender und Bundestagsabgeordneter Dr. Stephan Harbarth in seiner Ansprache, „Bernd Schmidbauer war viele Jahre der Kompass unserer CDU Rhein-Neckar. Wir hatten das große Glück, einen Kreisvorsitzenden zu haben, der damals in Bonn an den Schaltstellen der Macht saß, unsere Region hat davon sehr profitiert. Ob kleine oder große Anliegen – Bernd Schmidbauer hat sich darum gekümmert.“
Harbarth oblag es, zahlreiche Glückwünsche zu übermitteln, bevor er die Vita des Jubilars skizzierte. „75 Jahre ist eine ganze Menge“, rief Harbarth Schmidbauer abschließend zu, „aber wer den Wahlkreis des Homo heidelbergensis 26 Jahre lang betreut und im Deutschen Bundestag vertreten hat, der weiß, dass da noch viel Luft nach oben ist. Alles Gute, Gottes Segen und viel Gesundheit.“
„Dass ein Schwabe heute einen Badener ehren darf, das finde ich beeindruckend“, begann EU-Kommissar Günther H. Oettinger, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg seine Laudatio unter dem Beifall der Gäste.
„Bernd Schmidbauer ist ein Homo politicus, er hat mich stets mit seiner Kompetenz und Sachkunde beeindruckt. Respekt vor einem beeindruckendem Lebensweg und einem schon jetzt bedeutendem Lebenswerk für den Kreis, die Region, das Land und die Bundesrepublik“, sagte Oettinger, der auf die politischen Ämter Schmidbauers – „vom Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises in den Deutschen Bundestag“ – einging. Im Bundestag habe Helmut Kohl seine Fähigkeiten erkannt und gefördert. Von Januar bis Dezember 1991 war Schmidbauer Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, von Dezember 1991 bis Oktober 1998 Staatsminister beim Bundeskanzler und Geheimdienstkoordinator.
„Bernd Schmidbauer war ein starker Staatsminister im Bundeskanzleramt“, so Oettinger weiter, „er war hart, aber kompromissfähig, er konnte schweigen, wo Vertraulichkeit angesagt war. Ob Washington oder Moskau, ob im Mittleren oder Nahen Osten. Sein Name ist immer noch sehr bekannt und seine Arbeit über alle Gegensätze hinweg anerkannt.“
„Ich habe Deinen Rat immer sehr geschätzt“, so Oettinger Richtung Jubilar, „weil Dein Rat ausgewogen war, weil er verbunden war mit der klugen Fähigkeit zur Analyse, was sachlich angezeigt, was politisch möglich, was wirtschaftlich klug und was mit wem erreichbar ist.“
In seinen Ausführungen widmete sich der EU-Kommissar auch dem Thema Europa und forderte mehr Geschichtsbewusstsein: „Wir müssen unseren Kindern aus der Geschichte aufzeigen, wie man die Zukunft mit möglichst wenig Fehlern gestalten kann. Manche meinen: Der Frieden sei garantiert. Ich sage Ihnen: Europa ist der Friedenskontinent, aber nur wenn der Frieden gepflegt wird.“ Deutschland habe den größten Vorteil vom Europäischen Binnenmarkt, dies schaffe Arbeitsplätze, gerade auch in Baden-Württemberg. Es gelte, aber nicht nur Produkte, sondern auch Werte zu exportieren. „Die Friedensunion, die Werteunion, der Binnenmarkt und die Währung – dafür müssen wir eintreten und werben.“
Gut gelaunt und jung geblieben trat darauf hin Bernd Schmidbauer ans Rednerpult und bedankte sich zunächst bei Günther Oettinger für dessen Laudatio: „Ich bin froh und dankbar, dass Du da bist. Freundschaft bedeutet uns mehr als Parteifreundschaft.“ Lobende Worte gab es auch für seinen Amtsnachfolger Harbarth, der den Wahlkreis Rhein-Neckar in Berlin gut vertrete. Auch einige Anekdoten aus seiner Zeit als Geheimdienstkoordinator gab der Jubilar zum Besten.
Auf seine politische Laufbahn zurückblickend sagte Schmidbauer: „Es waren gute Zeiten, mit viel Freundschaft, Verlässlichkeit und Durchhaltevermögen.“
Im Ruhestand befindet sich der CDU-Politiker nicht, Rente mit 63 wäre für ihn kein Thema. Auch mit nun 75 Jahren sitzt Schmidbauer nicht gelassen auf seiner Terrasse und lässt den Tag vorbeiziehen: „Eine Terrasse habe ich, aber nicht die Gelassenheit.“ Von daher nutzte Schmidbauer auch gleich die Gelegenheit, EU-Kommissar Folgendes mit auf den Weg zu geben: „Europa spielt nicht immer eine glückliche Rolle. Wir brauchen ein bisschen mehr Augenmaß, ein bisschen mehr Verantwortung und ein bisschen mehr Menschenrechte.“
Musikalisch gelungen umrahmt wurde die Feierstunde durch die Pianistin Emilia Finck von der Musikschule Sinsheim.
Eine besondere Überraschung hatte Schmidbauers Tochter Sarah vorbereitet: Mit der von ihr gesungenen Arie „O mio babbino caro“ aus Giacomo Puccinis einaktiger Oper Gianni Schicchi begeisterte und rührte sie nicht nur ihren Vater, sondern alle Anwesenden.
(Text/Foto: Matthias Busse)