(zg) Das Handwerk in Baden-Württemberg schöpft Hoffnung: Bis Ende Oktober wurden 19.254 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind 0,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle zeigte sich zuversichtlich, dass zum Jahresende zumindest der Stand des Vorjahres erreicht werden kann: „Wir werden stabil bleiben.“
In den letzten Wochen des Jahres gebe es immer noch Bewegung in der Lehrstellenstatistik, sagte Möhrle. Nachzügler kämen hinzu, während auf der anderen Seite Bewerber absprängen. Es sei deshalb noch zu früh, eine endgültige Bilanz zu ziehen. Zum Jahresende 2013 hatten die acht Handwerkskammern im Land 19.236 Neuverträge gemeldet.
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„Unsere Betriebe beweisen Verantwortung und großes Engagement“, lobte Möhrle deren Ausbildungsbereitschaft. Sie eröffneten jungen Menschen Zukunftschancen als Fachkräfte, indem sie auch unter schwierigen Rahmenbedingungen ausbilden. Die Handwerker engagierten sich stark, um sich trotz sinkender Bewerberzahlen Fachkräfte durch Ausbildung zu sichern. Nach wie vor könnten die Betriebe aber bei weitem nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) geht von konstant etwa 8.000 offenen Lehrstellen aus. Wie eine aktuelle Sonderumfrage des Handwerkstages unter 1.500 Betrieben ergab, bevorzugen immer mehr Betriebe Bewerber mit mittlerer Reife. Inzwischen erwarten 35 Prozent diesen Schulabschluss gegenüber 30 Prozent im Vorjahr. Häufig gaben die Handwerker an, keinen geeigneten Bewerber gefunden zu haben. Die Schulnoten waren dabei nicht das Problem: Die Betriebe beklagten eher fehlende Leistungsbereitschaft und Motivation unter den Bewerbern.
Dass die duale Ausbildung gegenüber der akademischen Laufbahn immer mehr ins Hintertreffen gerate, bereite nicht nur dem Handwerk Sorgen, unterstrich Möhrle. Die Stärkung der beruflichen Bildung müsse in der Politik, aber auch in der Gesellschaft in den Fokus rücken. Er erneuerte die Forderung des Handwerkstages, eine umfassende und praxisnahe Berufsorientierung in der Schule schon im nächsten Schuljahr einzuführen anstatt erst 2016/17. Möhrle appellierte an Kultusminister Andreas Stoch, diesen Zeitplan noch einmal zu überdenken und auf die politische Agenda zu setzen.
Quelle: Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.