Auf den Straßen in Baden-Württemberg sind 2014 mit 466 (Vorjahr: 465) Todesopfern in etwa so viele Menschen ums Leben gekommen wie im Vorjahr. Seit 2004 bedeutet das einen Rückgang um ein Drittel – trotz höherer Verkehrsbelastung. Allerdings ist die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer im vergangenen Jahr von 85 auf 101 gestiegen – also um fast 20 Prozent.
„Erschreckend ist, dass beinahe drei Viertel der tödlichen Motorradunfälle (71 Prozent; plus zwölf Prozentpunkte) auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen war“, beklagte Innenminister Reinhold Gall bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz für 2014.
Bereits zum Halbjahr 2014 habe sich die Zahl der getöteten Motorradfahrer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 31 auf 58 nahezu verdoppelt. Die Polizei habe hierauf mit zusätzlichen Schwerpunktkontrollen reagiert und offenbar in der zweiten Jahreshälfte eine gewisse Wirkung erzielt. Die Polizei wird auch in diesem Jahr einen besonderen Fokus auf Motorradfahrer legen. „Neben einer intensiven Verkehrsüberwachung setzen wir weiterhin auf die Sensibilisierung der Biker, aber auch der anderen Verkehrsteilnehmer. Neben vielen dezentralen Veranstaltungen bietet der sechste landesweite Bikertag am 21. Juni 2015 wieder auf der Messe in Stuttgart eine hervorragende Plattform“, kündigte Minister Gall an.
Der Innenminister wies auch auf die um 7,8 Prozent auf 9.619 gestiegene Zahl der Radfahrerunfälle hin. Dabei seien 53 Fahrradfahrer tödlich, 1.997 schwer und 6.194 leicht verletzt worden. Bei von Radlern verursachten Unfällen seien nicht angepasste Geschwindigkeit (23 Prozent) und Missachtung der Vorfahrt beziehungsweise des Vorrangs (18 Prozent) anteilig die häufigsten Ursachen. „In unserer Unfallstatistik machen sich der gesellschaftliche Trend zum Elektrofahrrad sowie die sprunghaft gestiegenen Verkaufszahlen von Pedelecs und E-Bikes bemerkbar“, sagte Gall (Quelle: Zweirad-Industrie-Verband, März 2014).
So sei 2014 die Zahl der Fahrradunfälle mit Beteiligung eines Elektrofahrrades von 353 um knapp 50 Prozent auf 525 gestiegen. Daher würden Radfahrerunfälle detailliert analysiert, um daraus Konsequenzen für die Verkehrssicherheitsarbeit zu ziehen. „Dies ist eine auffällige Entwicklung. Wir werden deshalb auch verstärkt ein Auge auf das Verhalten von Fahrradfahrern werfen, damit sie die Vorschriften im Straßenverkehr einhalten“, betonte Gall. Aber auch die Städte und Kommunen seien gefordert, da sich das Unfallgeschehen auf den innerörtlichen Bereich konzentriere.
Positiv verlief die Entwicklung dagegen bei den Fußgängern. Die Polizei habe bei Fußgängerunfällen einen Rückgang um 6,2 Prozent auf 4.149 registriert. Bemerkenswert sei, dass die Anzahl der getöteten Fußgänger 2014 um 35 Prozent auf 55 zurückging.
Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg insgesamt 294.616 Verkehrsunfälle (2013: 291.568; plus ein Prozent). 87,6 Prozent dieser Unfälle gingen nur mit Sachschäden ab. 47.916 Menschen seien auf den Straßen Baden-Württembergs verunglückt, das bedeutet eine Steigerung von 3,8 Prozent (2013: 46.146). Mit 42 Prozent sei auch 2014 erneut nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit häufigste Ursache bei den tödlichen Verkehrsunfällen gewesen. „Viele Verkehrsteilnehmer scheinen oftmals zu vergessen, dass sich eine höhere Geschwindigkeit unmittelbar auf die Zunahme des Anhalteweges sowie auf die Schwere der Verletzungsfolgen auswirkt“, stellte der Minister fest.
Um die Verkehrsteilnehmer noch mehr dafür zu sensibilisieren, werde im Zusammenhang mit intensiven Geschwindigkeitskontrollen verstärkt auf Anhaltekontrollen mit verkehrserzieherischen Gesprächen gesetzt. Außerdem werde sich Baden-Württemberg auch in diesem Jahr wieder am „24-Stunden-Blitz-Marathon“ beteiligen, der am 16. und 17. April 2015 stattfinden werde. „Es freut mich sehr, dass der diesjährige Blitz-Marathon sogar erstmals europaweit durchgeführt wird. Mit diesen europaweiten Kontrollaktionen zeigen wir, dass Verkehrssicherheit nicht an Ländergrenzen halt macht“, erklärte Gall.
Die Polizei beobachtet, dass auch Ablenkungen der Verkehrsteilnehmer stark zum Unfallgeschehen beitragen. Die Gefahren würden oft unterschätzt. Deshalb appellierte Gall: „Finger weg vom Handy oder Smartphone und volle Konzentration auf den Straßenverkehr! Dies gilt nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Fußgänger oder etwa Jogger.“
Auch bei größter Vorsicht und bester Prävention gebe es allerdings keinen absoluten Schutz vor Unfällen im Straßenverkehr. „Vor Ort geht oftmals alles sehr schnell, viele Fragen ergeben sich erst im Nachhinein. Deshalb wollen wir mit der neu aufgelegten Broschüre „Was geschieht, wenn’s passiert ist?“ den Verkehrsteilnehmern übersichtliche und verständlich aufbereitete Informationen an die Hand“, sagte Gall. „So stellen wir sicher, dass jeder Unfallbeteiligte die Verfahren nach Unfällen besser beurteilen und bewältigen kann“, führte der Innenminister weiter aus. Enthalten seien aber auch Informationen zu Unfällen im Ausland und zum Verhalten bei Massen- sowie Wildunfällen.
Gib Acht im Verkehr: Broschüre „Was geschieht, wenn’s passiert ist?“ (PDF)
Innenministerium: Verkehrsunfallbilanz 2014 (PDF)
Quelle:Innenministerium