DMG-Missionsarzt Dr. Eckehart Wolff hat seinen Nothilfe-Einsatz in Nepal inzwischen beendet und ist in Deutschland zurück. Hier sein Fazit und Eindrücke aus zehn Tagen in Nepal:
(zg) Ich kehrte mit einem Flugzeug voller deutscher Helfer von meinem Einsatz in Nepal nach Frankfurt zurück. Viele erzählten frustriert, dass es „sehr schwierig war zu helfen“. In Nepal herrscht feuchtheißes Tropenklima. Dazu die unzugänglichen Bergregionen und 70 Sprachgruppen in abgelegenen Himalayatälern. Betroffen hat das Erdbeben vor allem die Menschen in den Bergen. Es fand samstags statt, als die meisten auf dem Feld waren. So gab es glücklicherweise trotz 500.000 zerstörter Häuser viel weniger Verletzte als befürchtet. Die einfach gebauten Bauernhäuser fielen in sich zusammen, wer sich darin aufhielt, starb. Doch die meisten Leute blieben unverletzt. Samstags war zum Glück auch kein Schulbetrieb, sodass viele Schulgebäude zwar einstürzten, aber nur wenige Kinder zu Schaden kamen. Die medizinische Not war also weitaus geringer als anfangs angenommen.
Die kleine Klinik, in der ich zum Einsatz kam, behandelt vor allem Leprakranke. Sie erhielten nun auch Patienten mit schweren Rückenverletzungen und Beckenfrakturen, sodass mein Einsatz als Chirurg schon Sinn machte, allerdings blieb es ruhiger als erwartet. Heute kann die Arbeit vom Personal vor Ort wahrgenommen werden, die machen einen sehr guten Job!
Besonders beeindruckt hat mich der Einsatz der nepalesischen Christen. Ausländer helfen hier meist nur im Hintergrund, sie sind längst nicht mehr der Motor der Kirche vor Ort. Die Kirche in Nepal ist gesünder und reifer als bei uns in Ecuador. Im Endeffekt haben wir Helfer von außen in diesen Tagen viel mehr mitgenommen als gegeben. Die einheimischen Christen haben sofort begonnen zu helfen – auch mit finanzieller Unterstützung der DMG. Sie haben tonnenweise Lebensmittel und Zelte in die Berge geschafft. Oft zu Fuß oder per Muli, wo die Lastwagen nicht mehr weiterkamen. Jetzt müssen stabile Notunterkünfte und Häuser gebaut werden, denn der Monsunregen hat eingesetzt. Die nächsten Monate gilt es, die nepalesischen Kirchen bei ihren Projekten für den Wiederaufbau zu stärken.
Zum Ende meiner Zeit in Nepal begann ich, die wirkliche Not der Menschen in den Bergen zu verstehen. Der Kirche dort kämpft aktiv gegen den Menschenhandel. Die Bergbewohner sind bitterarm. Eltern verkaufen ihre Kinder, vor allem Mädchen, ins Ausland, etwa nach China und Indien, um zu überleben. In den Nachbarländern herrscht ein akuter Mangel an jungen Frauen aufgrund der Ein-Kind-Politik. Zudem gelten Mädchen als minderwertig und werden abgetrieben. Mädchen aus den Bergen Nepals werden meist Hausangestellte, früh verheiratet oder sie landen in der Prostitution. Christliche Gruppen, mit denen wir als DMG zusammenarbeiten, wollen dem Menschenhandel Grenzen setzen. Wichtig ist gute Aufklärung vor Ort. Familien müssen verstehen, was mit ihren Kindern geschieht, wenn sie diese weggeben. Dass sie eben nicht viel Geld nach Hause schicken werden, wie ihnen die Menschenhändler versprechen. Mädchen müssen in ihren Heimatdörfern eine gute Ausbildung bekommen und auf diese Weise direkt zum Lebensunterhalt ihrer Familien beitragen, dann fehlt der Anreiz zum Verkauf. Auf diese Weise will die nepalesische Kirche helfen.
Anmerkung der Redaktion: Dr. Wolff kehrte nach zehn Tagen Noteinsatz aus Nepal zurück und reist in Kürze wieder in sein Einsatzland Ecuador aus, wo er eine christliche Klinik am Rande des tropischen Regenwaldes aufbaut.
Informationen über die Nothilfe der DMG:
Quelle: Theo Volland