Und wieder wird eine Lücke in das Dorfbild von Steinsfurt gerissen. Das ortsbildprägende Gebäude an der Straße nach Adersbach, die ehemalige Samen- und Getreidehandlung Karl Leonhardt, wird derzeit dem Erdboden gleich gemacht. Der Gebäudekomplex mit Wohnhaus, Hochsilo aus den zwanziger Jahren, Stallungen und handwerklicher Nutzung hat sich über viele Jahrzehnte immer dem Bedarf des Eigentümer anpassend, entwickelt. So sieht gewachsenen Architektur aus. Das Gebäudeensemble dokumentiert die Entwicklung des Saatguthändlers Karl Leonhardt und die Entwicklung der dörflichen Landwirtschaft. Die umfangreichen Gebäude wurden baulich immer gut unterhalten. Bei der Dorfsanierung in Steinsfurt Mitte der 80er Jahre wurden im Juni 1984 alle Dächer neu eingedeckt und die Innenrenovierung vorgenommen, im März 1985 wurden die Gebäude neu verputzt . Im Zuge der Dorfsanierung 2015 folgt der Kahlschlag ! Mit dem Geld unserer Stadt wird alles abgerissen. In Steinsfurt erwarten viele Hauseigentümer Hilfe, kompetente Beratung und finanzielle Unterstützung und hatten Hoffnungen an die Dorfsanierung. Die einen wollen ihre Gebäude zeitgemäß erhalten, andere benötigen Planungsunterstützung beim Abriss von Gebäude, die nicht mehr genutzt werden können oder sollen.
Das Anwesen in der Dickwaldstraße hätte ein wunderbarer Anfang werden können.
Das Gebäude neben der ehemaligen Synagoge hätte noch viele Zwecke erfüllen können: als Heimat für die Sammlung von kulturgeschichtlichen Zeugnisse aus dem Kraichgau, als Galerie oder Domizil für künstlerisch und kulturell schaffende Bürgerinnen und Bürger, die oft das Stiefkind in unserer Stadt sind. Neben der Weiterentwicklung eines Dorfes sind auch die Wurzeln von Bedeutung.
Es hat viele Möglichkeiten gegeben – Abreissen kann man nur einmal. Man fragt sich, welches Steinsfurter Gebäude als nächstes weichen muss.
Siegfried Ozolins