Die Badische Landesbühne präsentiert Shakespeares „Hamlet“ im Musiksaal des Wilhelmi-Gymnasiums
(sto) Nicht nur, dass die aktuelle Spielzeit der Badischen Landesbühne den Titel „Die Zeit ist aus den Fugen“ trägt, auch Shakespeares „Hamlet“ hat das Aus-den-Fugen-geraten als zentrales Thema.
Nahezu jeder kennt den Klassiker und dessen grobe Handlung:
Der junge Prinz Dänemarks, Hamlet (Frederik Kienle), kehrt zur Beerdigung seines geliebten Vaters zurück auf Schloss Helsingör und muss erfahren, dass seine Mutter Gertrud (Cornelia Heilmann) den Bruder ihres Mannes, Claudius (René Laier), heiratet.
So scheint dies niemanden im Hofstaat zu stören, während Hamlet nahezu verrückt wird, weil seine Mutter-Tante nun mit seinem Onkel-Vater liiert ist. Besonders aufbrausend wird er, als er von Marcellus (Cornelius Danneberg) und Bernardo (Jessica Schultheis) erfährt, dass hinter dem Tod seines Vaters dessen Bruder und neue Ehemann seiner Mutter steckt.
Hamlet ist geschickt und versucht alle zu täuschen, um den hinterlistigen Mord an seinem Vater zu rächen.
Dabei geht er so weit, dass er die Liebe zu Ophelia (Katharina Heißenhuber) nahezu verschmäht und leugnet.
Doch immer wenn er glaubt, einer Mausefalle entkommen zu sein, folgt darauf die nächste. Eine Intrige jagt die andere.
Was hat eigentlich Polonius (Stefan Holm), Ophelias Vater mit den Intrigen zu tun? Welche Rolle spielt Laertes (Kathrin Berg), Ophelias Bruder?
Und ist Horatio wirklich Hamlets treuer Freund?
Etwas ist faul im Staate Dänemark und es stellt sich immer noch die Frage: „Sein oder nicht sein?“
All das und noch viel mehr finden Sie heraus, wenn Sie sich das Stück ansehen oder es lesen. Ein absolutes Muss, wobei die Badische Landesbühne mit ihrer Produktion von Carsten Ramm eine abgespecktere Version des Hamlet auf die Bühne bringt.
Mit einem Witz hier und da wird die doch düstere Atmosphäre, die unter anderem von den Kostümen, der Beleuchtung, der Musik und der Bühne selbst noch unterstützt wird, aufgelockert.
Die Bühne ist, wie gewohnt, sporadisch ausgestattet. Nur wenige Trennwände prägen die Kulisse. Musik in den verschiedensten Stimmungen untermalt die Handlung.
Die Kostüme sind diesmal schräg, skurril und erinnern stark an die Gothic- oder Punk-Szene. So gerät nicht nur die Zeit aus den Fugen, sondern das ganze Stück. Es bekommt einen modernen Hauch und bleibt in der Sprache dennoch größtenteils klassisch. Hier und da dringen immer wieder moderne Elemente durch. Sogar ein Theaterstück im Theaterstück ist eingebaut. Fingerfertig hantieren die Schauspieler mit den Marionetten auf der Bühne. Chapeau.
„Nichts ist schlecht oder gut. Erst das Denken macht es dazu.“ – So kann abschließend von einer gelungenen Inszenierung gesprochen werden, da es die wichtigsten Elemente eines „Hamlets“ aufweist: Die Frage nach Leben und Tod, Täuschung und Vertrauen, Lügen und Wahrheit.
Ein Klassiker für Zwischendurch. Leicht und bekömmlich.