E-Mails sollen sicherer werden
Die elektronische Kommunikation per E-Mail gehört für die meisten Menschen in Deutschland zum Alltag. Weniger alltäglich hingegen ist die Verschlüsslung digitaler Nachrichten. Selbst im Berufsumfeld werden E-Mails größtenteils noch ungesichert verschickt. Einer Erhebung des Digitalverbands Bitkom zufolge gaben im Jahr 2014 mit 65 Prozent rund zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland an, dienstliche Nachrichten noch immer im Klartext zu versenden, da entsprechende Verschlüsselungstechnologien bislang nicht zur Verfügung stehen. Weitere 19 Prozent verfügen zwar über die technischen Voraussetzungen, nutzen diese aber grundsätzlich nicht. Überraschend sind diese Zahlen vor allem vor dem Hintergrund großflächiger Abhörmaßnahmen durch ausländische Geheimdienste, deren Umfang gut ein Jahr vor der Erhebung für einen medienwirksamen Skandal sorgte. Dass hier Handlungsbedarf besteht, hat auch die Bundesregierung erkannt und das Thema Verschlüsselung kurzerhand zur Chefsache erklärt. Im Rahmen des 9. Nationalen IT-Gipfels, der am 18. und 19. November 2015 in Berlin unter dem Motto „Digitale Zukunft gestalten – innovativ_sicher_leistungsstark“ stattfand, machte sich Bundesinnenminister Thomas De Maizière explizit für eine flächendeckende Ende-zu-Ende-Verschlüsslung der innerdeutschen E-Mail-Kommunikation stark. „Wir stellen sichere Infrastrukturen zur Verfügung, um die eigene Identität im Netz besser zu schützen und sicher zu kommunizieren. Die Nutzung des neuen Personalausweises wird vereinfacht und seine Anwendungen werden erweitert. Wir unterstützen mehr und bessere Verschlüsselung. Wir wollen Verschlüsselungs-Standort Nr. 1 auf der Welt werden. Dazu soll die Verschlüsselung von privater Kommunikation in der Breite zum Standard werden“, hieß es in einer „Charta zur Stärkung der vertrauenswürdigen Kommunikation“, die De Maizière zusammen mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft unterzeichnete. Damit steht fest, die flächendeckende E-Mail-Verschlüsselung in Deutschland wird kommen. Bisher wurde eine Integration entsprechender technischer Lösungen bereits in die Struktur der als rechtsicher deklarierten De-Mail integriert. Diese soll als Alternative zum postalisch zugestellten Brief Behördengänge ersetzen und eine rechtsverbindliche Übermittlung sensibler Unterlagen ermöglichen, was dem De-Mail-Anbieter 1&1 zufolge ein enormes Einsparpotenzial durch entfallende Portokosten und Bearbeitungszeiten bietet. Welche Maßnahmen die Unterzeichner der Charta zur Umsetzung ihrer Absichten ergreifen möchten, lässt das Papier offen. Die Deutsche Telekom, ein Mitunterzeichner der Urkunde, kündigte in Rahmen des IT-Gipfels jedoch an, die Nutzung verschlüsselter E-Mail-Systeme in Kooperation mit Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) im kommenden Jahr deutlich erleichtern zu wollen. Damit folgt das Telekommunikationsunternehmen den Wettbewerbern GMX und Web.de, die eine nutzerfreundliche Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bereits im August 2015 in ihre E-Mail-Dienst integrierten. Bildrechte: Flickr FOSSASIA at Angela Merkel IT-Gipfel, IT Summit Berlin, Germany 2015 Mario Behling CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten