(zg) „Damit können wir leben, auch wenn wir noch viele Fragezeichen sehen“, kommentierte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold in einer ersten Reaktion die heutige Vorstellung des Koalitionsvertrages der grün-schwarzen Landesregierung. Er griff ein Wort des Ministerpräsidenten auf und betonte, er wünsche den Koalitionären, dass sie tatsächlich nicht nur eine lose Trockenmauer gebaut, sondern auch den richtigen Mörtel angerührt haben: „Denn davon hängt die Standfestigkeit des Ganzen ab.“
Erfreut zeigte sich der Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstages (BWHT) über das vom Handwerk mit Nachdruck geforderte wieder eigenständige Wirtschaftsministerium, gestärkt durch die Ressorts Arbeit, Wohnen und Baupolitik.
Breitbandverkabelung, mobiles Internet, Baden-Württemberg als digitales Musterland – dies seien Stichworte, denen auch der Handwerkstag großes Gewicht beimesse, meinte Reichhold. Er begrüßte vor allem die Einigung auf die Fortführung der Gemeinschaftsschulen und ihren möglichen Ausbau. Ebenso freue sich das Handwerk über das eindeutige Bekenntnis zur Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung. Grün-Schwarz habe erkannt, dass die duale Ausbildung als attraktives Angebot in der Fläche erhalten bleiben muss und die Übergänge aus der Schule oder aber auch der Hochschule in eine duale Ausbildung verbessert werden müssen. Wichtig für das Handwerk sei außerdem, dass sich die neue Landesregierung klar für den Erhalt des Meisterbriefs ausspricht. Damit unterstütze sie das Handwerk in der Auseinandersetzung mit der Europäischen Kommission um eine mögliche Deregulierung des Berufszugangs. Erfreulicherweise lege die angehende Koalition ein besonderes Augenmerk auf die Unterstützung der kleineren und mittleren Betriebe bei den Innovations- und Digitalisierungsprozessen. Dies passe zum Motto des Handwerkstages: „Wer das Handwerk stärkt, stärkt das Land.“ Man werde die neue Landesregierung beim Wort nehmen.
Reichhold erneuerte darüber hinaus die Forderung des Handwerkstages nach einem Mittelstandsbeauftragten mit Kabinettsrang, der mittelstandsrelevante Fragen ressortübergreifend wahrnehmen könnte. Bei vier zusätzlichen Staatssekretären müsse das möglich sein. „Wer hohe Türme bauen will, der braucht ein stabiles Fundament, das weiß jeder Handwerker“, sagte Reichhold. Aus Sicht des Handwerkstages hätten die Koalitionäre in den wochenlangen Verhandlungen eine gute Basis gelegt. Ob die jedoch tatsächlich „verlässlich, nachhaltig und innovativ“ sei, müsse sich erst noch zeigen.
Quelle: Eva Hauser