FDP-Bundestagsabgeordneter Jens Brandenburg im Gespräch Wagner-tours
(zg) Die Lage in der Reisebranche während der Corona-Krise war Anlass eines Besuchs des FDP-Bundestagsabgeordneten Dr. Jens Brandenburg beim Reiseunternehmen Wagner-tours in Sinsheim-Hilsbach. Mit Abstand und Mundschutz berichteten Inhaber Manfred Wagner und Tochter Nadine mit ihrem Ehemann Michael Ulrich dem Abgeordneten von den Herausforderungen der letzten Wochen.
Das Familienunternehmen mit 22 Mitarbeitern bietet seit 1977 bereits in dritter Generation Busreisen von Sinsheim aus ins In- und Ausland an. Neben dem Reiseverkehr und zwei Flixbussen ist das Unternehmen mit fünf Bussen im öffentlichen Nahverkehr unterwegs. Seit Beginn der Corona-Pandemie im März hat das Unternehmen bereits heute einen Umsatzverlust von über 250.000 Euro. Sechs Mitarbeiter mussten bereits in Kurzarbeit ge-schickt werden.
Michael Ulrich berichtete Brandenburg, wie Anfang März innerhalb von 10 Tagen alle Fahrten und Ausflüge abgesagt wurden. Mitte März folgte dann der Stillstand bei Flixbus. “Wenn wir nicht noch den ÖPNV-Verkehr hätten, wäre die Lage existenzbedrohend geworden. Da hatten wir noch Glück. Viele unserer Kollegen hat es schlimmer erwischt, einige erreichen wir gar nicht mehr“, beschrieb er die Situation der Branche. Dankbar ist die Firma für die Soforthilfe des Landes Baden-Württemberg und auch ihrer Financiers, die bereits zu Beginn der Krise teilweise die Raten für die Busfinanzierung ausgesetzt hatten. Aber alles andere als einfach sei die Situation dennoch, so Ulrich.
Von verpflichtenden Reisegutscheinen hält Inhaber Wagner aber wenig: „Ein Drittel der Kunden wollten sogar Gutscheine, da freuen wir uns natürlich. Aber eine Verpflichtung dazu finde ich nicht in Ordnung. Auch unsere Kunden haben es schon schwer genug in der Krise, viele brauchen das Geld. Wir haben gleich allen angeboten, das Geld bei Stornierungen vollständig zurückzuzahlen“, so Wagner. Auch die FDP-Bundestagsfraktion hatte sich aus Verbraucherschutzgründen und wegen verfassungsrechtlichen Bedenken für eine freiwillige Gutscheinlösung ausgesprochen.
Den Unterschied zwischen Busunternehmen und der Deutschen Bahn bei der Mehrwertsteuer hält Wagner für nicht gerechtfertigt. Im Zuge des Klimapaktes wurde zum Jahreswechsel die Mehrwertsteuer für Fernverkehrstickets bei der Deutschen Bahn von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Für Busreisen müsse auch einen verminderte Mehrwertsteuer gelten, da es sich ebenfalls eine umweltfreundliche und kostenbewusste Art des Reisens handle, findet Wagner. Brandenburg sieht das ebenso: „Die Bevorzugung der Bahn ist wettbewerbs-verzerrend und ungerecht. Wer die Mehrwertsteuer für Bahnreisen senkt, darf die Fernbusse nicht vergessen. Das wäre gerade jetzt in der Krise eine wichtige Entlastung.“
Wichtig sei jetzt, dass die Unternehmen wüssten, wie und vor allem wann es weitergehen soll, richtet Nadine Ulrich ihren Appell an Brandenburg. Nadine Ulrich spricht sich für eine planbare Öffnungsperspektive auf Bundesebene für die Reisebranche und eine zeitnahe Grenzöffnung innerhalb Europas aus: „Im Busreiseverkehr können die Hygieneregeln sehr gut eingehalten werden. Mit grenzüberschreitenden Hygienekonzepte könnte auch das Reisen innerhalb Europas zeitnah wieder aufgenommen werden. Wir benötigen dringend eine bundes- und evtl. sogar europaweite Einigung, wann Busreisen wieder erlaubt sind. Der derzeitige Flickenteppich der Bestimmungen ist nicht zielführend.“ Bereits Anfang Mai hatten die FDP-Bundestagsabgeordneten aus Baden-Württemberg Innenminister Seehofer aufgefordert, Grenzöffnungen zur Schweiz und nach Frankreich vorzubereiten.
Das Reisunternehmen Wagner-tours bittet alle Kunden, Freunde, Hotels, Schulen usw. auf, die folgende Petition im Bundestag zu unterzeichnen: https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2020/_05/_27/Petition_111623.%24%24%24.a.u.html
Quelle: Julia Klein