(zg) Das LEADER-Auswahlgremium hat in seiner Sitzung am Mittwoch (25.07.2018) in Ittlingen insgesamt 398.000 Euro an EU-Fördermitteln für acht Projekte aus der Region mit einer Gesamtinvestitionssumme in Höhe von fast 1,6 Mio. Euro blockiert. Die Vorhaben haben sich im Wettbewerb um die Fördergelder durchgesetzt und können nun den Förderantrag bei den jeweils zuständigen Landesbehörden stellen. Für zwei weitere Vorhaben, die sich ebenfalls um die Förderung beworben haben, reichte das ausgeschriebene Förderbudget nicht mehr aus. Diese können sich aber bei einem der nächsten Förderaufrufe erneut bewerben. Die insgesamt 10 Vorhaben haben ihr Projekt während der Bewerbungsphase von April bis Juni bei der LEADER-Geschäftsstelle eingereicht. Die Bewerber stellten ihre Ideen am gestrigen Tag vor und warben für ihr Vorhaben. Das Auswahlgremium, bestehend aus 31 gewählten Repräsentanten aus der Region, beurteilte anschließend die Vorhaben und machte für acht Projekte den Weg für eine Förderung aus dem LEADER-Topf frei. „Die Attraktivität und die Möglichkeiten von LEADER haben sich mittlerweile herumgesprochen“, so die Vorsitzende Sarina Pfründer. „Somit hat das Auswahlgremium die wichtige Aufgabe zu schauen, welche Ideen den besten Beitrag zur Attraktivität des Kraichgaus leisten und die Region weiter voran bringen.“
Zuvor fand die ordentliche Mitgliederversammlung des Trägervereins Regionalentwicklung Kraichgau statt. Dabei wurde turnusgemäß das Gremium des Auswahlausschusses neu besetzt. Die Vereinsmitglieder wählten 31 Personen aus ihrer Mitte, die in den nächsten drei Jahren die Bewertung der Förderbewerbungen vornehmen. Dabei repräsentiert das Gremium die Bevölkerung und Interessensgruppen des Kraichgaus, von jung bis alt sowie aus den Bereichen Umwelt, Soziales, Kultur, Architektur, Wirtschaft und Kommunen. Das neu gewählte Gremium machte sich sodann sofort an die Arbeit und begutachtete die Ideen.
Die neu ausgewählten Förderprojekte stammen aus allen drei Landkreisen der Förderregion und bilden eine breite Bandbreite der regionalen Entwicklung ab. Insgesamt werden nun 25 Projekte mit LEADER-Fördergeldern unterstützt. Die bisher ausgewählten Vorhaben sind auf der Internetseite www.kraichgau-gestalte-mit.de gelistet. Wer Fragen zur LEADER-Förderung hat, kann sich jederzeit an die Geschäftsstelle von LEADER Kraichgau in Angelbachtal wenden.
In Kürnbach möchte ein privater Antragsteller eine Adventure-Golf-Anlage erbauen und so das Freizeitangebot für die Bewohner der Gemeinde und umliegenden Kommunen ausbauen. Freizeit-Adventure-Golf wird auf naturidentischen Kunstrasenbahnen mit Spielbahnen zwischen 8 und 30 Metern gespielt. Das Gelände hat Verformungen und die Bahnen sind mit Hindernissen ansprechend gestaltet. Das richtige Lesen dieser Verformungen und die Ballspiellänge sind die Herausforderungen in diesem Spiel. Die Region soll sich auch in der Gestaltung der Anlage wiederspiegeln.
Eine Waibstädter Schreinerei will im dortigen Gewerbegebiet ein „Senior interior Einrichtungshaus“ bauen. Das besondere Haus richtet sich an bewegungseingeschränkte Menschen und insbesondere Angehörige von pflegebedürftigen Personen und soll als Ausstellungs- und Kommunikationszentrum für altersgerechtes Wohnen dienen. Ziel des Vorhabens ist es, Mobiliar sowie sanitäre Einrichtungen zur Pflege unter einem Dach zu präsentieren. Direkt am Radweg gelegen ist auch eine Einkehrmöglichkeit mit Café geplant.
Die Orte Eschelbronn, Angelbachtal und Meckesheim bekommen bald ein modernes Verkehrsleitsystem. Mit der neuen Beschilderung sollen insbesondere die Gewerbebetriebe in den Ortschaften besser ausgewiesen werden und so auch für ortsfremde Besucher einfacher zu finden sein. Zwei der Gemeinden schaffen auch neue Ortseingangsschilder an. Die neue Beschilderung trägt zu einem besseren Ortsbild bei, da ein unkoordinierter Schilderwald bald der Vergangenheit angehört.
Vier Vorhaben haben das gleiche Ziel: Ein neues Freizeitangebot schaffen und zur Bewegungsmotivation der Bevölkerung beitragen. Jugendliche im Kraichgau hatten sich im Rahmen des LEADER-Prozesses Calisthenics-Anlagen gewünscht. Calisthenics ist eine Outdoor-Sportart mit einem kleinen Sportpark, in denen Menschen fernab von Fitnessstudios jederzeit und kostenlos aktiv werden können. An den Recks, Sprossenwänden, Barren und Klimmzugstangen kann nur mit Eigengewicht trainiert werden. In Ittlingen und Angelbachtal sollen die Anlagen in den Ortsmitten errichtet werden. Die Stadt Eppingen will eine Anlage am Elsenzer See aufbauen und Sulzfeld plant eine Anlage im Umfeld der Schule. Einige der Anlagen werden mit weiteren Geräten speziell für Jüngere oder Ältere erweitert, um die neuen Anlagen für alle attraktiv zu machen.
In Gemmingen wird die Innenausstattung des Gärtnerhauses zur Nutzung als Begegnungszentrum gefördert. Das Gärtnerhaus ist ein stark sanierungsbedürftiges, historisches Gebäude, das direkt am Gemminger Schlosspark und am Kraichgau-Radweg liegt. Das Untergeschoss wird barrierefrei ausgebaut und als Vereins- und Bürgersaal für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten ausgestattet werden. Die Sanierung des Gebäudes erfolgt über das Landessanierungsprogramm, die Inneneinrichtung wird nun im Rahmen des LEADER-Projektes umgesetzt. Damit kann dem alten Gemäuer eine neue Nutzung zugeführt werden.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:
Geschäftsstelle LEADER Kraichgau/ Regionalentwicklung Kraichgau e.V.
Dorothee Wagner, Leitung der Geschäftsstelle
Schlossstraße 1
74918 Angelbachtal
Telefon: 07265 / 9120-21
Hintergrundinformationen zur LEADER Förderung:
Was ist LEADER?
LEADER ist ein Regionalentwicklungsprogramm der Europäischen Union, die Abkürzung steht für „Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale“ – auf Deutsch „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. LEADER ist ein Kulissenprogramm, d.h. der LEADER-Prozess und die Förderung ist nur in einem abgegrenzten Gebiet des ländlichen Raums möglich. Die Gebietskulisse Kraichgau umfasst 17 Kommunen aus dem Kreis Heilbronn, dem Kreis Karlsruhe und dem Rhein-Neckar-Kreis (Angelbachtal, Eppingen, Eschelbronn, Gemmingen, Ittlingen, Kraichtal, Kürnbach, Malsch, Meckesheim, Mühlhausen, Oberderdingen, Östringen, Sinsheim, Sulzfeld, Waibstadt, Zaisenhausen und Zuzenhausen).
Was macht LEADER so besonders?
Das EU-Regionalentwicklungsprogramm LEADER setzt auf aktive und gezielte Beteiligung der Menschen vor Ort. Deshalb hat das Land Baden-Württemberg LEADER als zentrales Instrument ausgebaut, mit dem die Bürgerinnen und Bürger ihre Heimat, ihren Lebensraum und auch ihre ganz konkreten Vorhaben gestalten können. Es gibt ein großes Förderspektrum, viel Gestaltungsspielraum und erhebliche Fördergelder. LEADER zeichnet sich durch den Bottom-Up-Ansatz aus, also einem Projektansatz von unten nach oben. Das bedeutet, dass ausschließlich die örtliche LEADER-Aktionsgruppe über die zu fördernden Projekte entscheidet und nicht etwa das Ministerium in Stuttgart oder die EU in Brüssel.
Wer kann eine Förderung erhalten?
Die sehr attraktiven Förderquoten bewegen sich je nach Art des Vorhabens zwischen 30% und 95% der Kosten. Damit können zahlreiche Vorhaben – auch von Privatpersonen, Unternehmen und Vereinen aus den 17 LEADER-Kraichgau Kommunen- unterstützt und anteilig finanziert werden. LEADER Projekte können aus verschiedenen Bereichen kommen, wie z.B. Demografie, Integration, Jugend, dörfliche Infrastruktur, regionale Wirtschaft oder Tourismus. Für den Bereich „Kunst und Kultur“ stehen privaten Antragstellern für nicht-investive Vorhaben interessante Fördermöglichkeiten offen. Die Schwerpunkte liegen bei diesem Fördermodul unter anderem auf Ausstellungen, kulturellen Symposien oder entsprechenden Veranstaltungen, die sowohl örtlich als auch überörtlich im LEADER-Aktionsgebiet Kraichgau stattfinden können. Auch Investitionen für den Arten- und Biotopschutz, für den Naturschutz sowie für Dienstleistungen im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege können unterstützt werden. Eines müssen die geförderten Vorhaben gemeinsam haben: Im Mittelpunkt der LEADER-Förderung stehen besonders Vorhaben, die einen innovativen Ansatz haben und einen nachhaltigen Effekt für bestenfalls den gesamten Kraichgau nach sich ziehen. Bislang dürfen sich 25 Projekte der Region über eine Förderung freuen. Informationen zu den ausgewählten Vorhaben: http://www.kraichgau-gestalte-mit.de/projekte
Wie läuft das mit der Förderung?
Die LEADER Aktionsgruppe veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Projektaufrufe. In diesem in diesem Zeitraum können sich Vorhaben um die ausgeschriebene Tranche von Fördermitteln bewerben. Bewerbungsunterlagen können jederzeit auf der Internetseite www.kraichgau-gestalte-mit.de heruntergeladen werden. Es empfiehlt sich, frühzeitig Kontakt mit der LEADER Geschäftsstelle aufzunehmen. Die Entscheidung, welche der eingereichten Bewerbungen gefördert werden, trifft der gewählte Auswahlausschuss. In diesem sitzen 31 Vertreter von Kommunen, Verbänden und Vereinen oder auch Privatpersonen aus dem Kraichgau. Dieser tagt zeitnah nach dem Ende der Einreichungsfrist. Die Auswahlentscheidungen werden mit einem transparenten Verfahren mittels einer Bewertungsmatrix getroffen, in der die Projekte vergleichbar gemacht werden und so die besten Projekte zur Förderung ausgewählt werden.
Wie kann ich das Motto umsetzen und mitgestalten?
Eine aktive Weiterentwicklung des Kraichgaus lebt vom tatkräftigen Engagement der Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen wie auch der Wirtschaft. Alle sind aufgerufen ihre Ideen und Engagement in den Prozess einzubringen. Es wurden thematische Arbeitsgruppen eingerichtet, in denen Engagierte und Experten Ansätze diskutieren und voran bringen können. Auch können vernetzende Aktivitäten unterstützt werden. Insgesamt soll so ein Prozess des Gestaltens angeregt und gefördert werden.
Was hat der Verein „Regionalentwicklung Kraichgau e.V.“ damit zu tun?
Für die Abwicklung des LEADER-Prozesses und insbesondere bei der Auswahl der Förderprojekte mussten institutionelle Strukturen geschaffen werden. Hierzu wurde ein Trägerverein gegründet, der „Regionalentwicklung Kraichgau e.V.“. Dieser unterhält in Angelbachtal eine hauptamtliche Geschäftsstelle, die allen Interessierten als Serviceeinrichtung dient und potentiellen Projektträgern beratend zur Seite steht. Der Verein hat derzeit 61 Mitglieder und eine Mitgliedschaft steht grundsätzlich jedem offen. Vorsitzende des Vereins ist Sulzfelds Bürgermeisterin Sarina Pfründer.