Die GRN-Kliniken Sinsheim und Eberbach sind Vorreiter auf dem Gebiet der Patientensicherheit
(zg) Auf der falschen Seite operiert, Eingriff und Patienten verwechselt oder den falschen Fuß amputiert – immer wieder berichten Medien über schwere Behandlungsfehler im OP. Verwechslungen dieser Art sind zwar äußerst selten, aber umso schlimmer für die betroffenen Patienten. Mit geeigneten Sicherheitsvorkehrungen können OP-Teams aktiv gegensteuern. Die GRN-Kliniken Sinsheim und Eberbach schreiten mit gutem Beispiel voran: Die Teams um Dr. med. Thomas Simon, stellvertretender Chefarzt der Abteilungen für Allgemein- und Viszeralchirurgie beider Kliniken (Chefarzt: Professor Dr. med. Markus W. Büchler), engagieren sich seit 2010 in einem internationalen Pilotprojekt der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das nun kurz vor dem Abschluss steht. Im Rahmen des Projekts „High 5s – Action on Patient Safety“ führten bundesweit zunächst 16 Krankenhäuser standardisierte Checklisten und Handlungsempfehlungen für die OP-Vorbereitung ein, passten diese an deutsche Ansprüche an und erprobten ihren Nutzen sowie die Praxistauglichkeit. „Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv“, sagt Dr. Simon. „Das gesamte Team reagiert sensibler auf mögliche Fehlerquellen, und auch die Kommunikation vor der OP hat sich verbessert. Auf diese Weise haben wir die Sicherheit unserer Patienten noch weiter erhöht.“
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Ein zentrales Anliegen von „High 5s“ ist es, Verwechslungen auszuschließen – insbesondere Operationen an der falschen Körperstelle, Durchführung falscher Eingriffe oder Operationen der falschen Person. Dazu arbeitet das gesamte OP-Team, noch bevor der Patient narkotisiert wird, nach einem festgelegten Ablauf die Checkliste ab: Chirurgen, Anästhesisten und Pflegepersonal vergewissern sich, dass sie den richtigen Patienten vor sich haben, benennen die Art der Operation und markieren den Ort des Eingriffs am Körper. Unmittelbar vor dem ersten Schnitt überprüfen alle Beteiligten beim sogenannten „Team-Time-Out“ nochmals die wichtigsten Punkte und gehen die Operation mit möglichen Komplikationen durch. Soweit möglich, wird auch der Patient in diesen Prozess mit einbezogen, also nach seinem Namen und dem geplanten Eingriff gefragt. „Diese Maßnahmen mögen für den Laien banal klingen. Aber nur wenn der Ablauf mit Checkliste alle Eventualitäten abdeckt und allen Beteiligten in Fleisch und Blut übergegangen ist, können wir sicher gehen, dass unter Zeitdruck oder bei sehr häufig durchgeführten Routineoperationen nichts vergessen wird“, erläutert Dr. med. Thorsten Löffler, leitender Oberarzt in der Allgemeinchirurgie der GRN-Klinik Eberbach. „Als positiver Nebeneffekt läuft bei uns die Vorbereitung auf eine OP nun noch klarer strukturiert. Und unsere Patienten empfinden ihre Beteiligung beim Sicherheits-Check als sehr beruhigend.“ Die neue Checkliste soll selbstverständlich auch nach Abschluss des Projekts fester Bestandteil der OP-Vorbereitung an beiden Kliniken bleiben sowie den Bedürfnissen entsprechend angepasst und weiterentwickelt werden.
An dem internationalen Projekt High 5s beteiligten sich Krankenhäuser aus acht Nationen. Ihre Aufgabe war es, die allgemeinen Handlungsempfehlungen weiter auszuarbeiten, an die bestehende Krankenversorgung im jeweiligen Land sowie für den Gebrauch in unterschiedlich großen Häusern anzupassen und zu erproben. In Deutschland beauftragte das Bundesministerium für Gesundheit das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) und das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) mit der Durchführung des Projekts, das der Forderung des aktuellen Koalitionsvertrags der Bundesregierung entspricht, OP-Checklisten als Sicherheitsstandard einzuführen.
Quelle: Stefanie Müller