(zg) Die erste Integrationskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises fand am Montag, 24. Juli 2017 im Seminarzentrum der Manfred-Sauer-Stiftung in Lobbach statt. Eingeladen hierzu hatte Landrat Stefan Dallinger.
Gesellschaften sind ständig Veränderungen ausgesetzt – mal langsam, mal schnell, mal schnellen – mal großen, mal kleinen. In Deutschland, Baden-Württemberg und damit auch im Rhein-Neckar-Kreis finden derzeit demografische, soziale und kulturelle Umbrüche in einem großen Tempo statt. Was bedeuten für unsere Gesellschaft die immer größer werdende Zahl älterer Menschen, die immer größer werdende Mobilität und die zunehmende kulturelle Vielfalt? Wie wirken wir der Gefahr einer Auseinanderentwicklung von Arm und Reich entgegen, wie schaffen wir Solidarität angesichts der Unterschiedlichkeit? Vermeintliche Sicherheiten muss man über Bord werfen, Grenzen geraten in Fluss, Begriffe wandeln sich und verlieren ihre Bedeutung. Diese Entwicklung lässt sich gerade beim Thema „Integration“ beobachten.
Es war daher das Ansinnen des Rhein-Neckar-Kreises, alle haupt- und ehrenamtlichen Akteure zu diesem Thema an einen Tisch zu holen, um für vier Schwerpunktthemen der Integration Lösungsansätze zu erarbeiten: „Gesellschaftlich ankommen“, Räumlich ankommen“, „Sprachlich ankommen“ und „Beruflich ankommen. Diese werden in einem Integrationskonzept des Rhein-Neckar-Kreises zusammengefasst.
„Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann nur zusammen gelingen“, so begrüßte Landrat Stefan Dallinger die rund 250 Teilnehmenden. Das Motto der ersten Integrationskonferenz „Ankommen – Potenziale entwickeln und nutzen“ behält somit seine Aktualität. Den Aktiven und Interessierten aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Ehrenamt bot die Konferenz die Möglichkeit, gemeinsam das Spannungsfeld zwischen einer Normalität der Vielfalt und der weiteren Neuzuwanderung zu diskutieren und Informationen und Erfahrungen auszutauschen sowie Lösungsansätze für die Zukunft zu erarbeiten.
Als Keynotes konnten die Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg, Muhterem Aras MdL und der Minister für Justiz und Europa des Landes Baden-Württemberg, Guido Wolf MdL, gewonnen werden.
Die Keynote von Muhterem Aras MdL, Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg war überschrieben: „Geben und Nehmen? Der Gesellschaftliche Gewinn von Integration“. Aras berichtet von ihrem Ankommen als 12-jähriges Mädchen auf den Fildern. Eine schwäbische Familie hat dazu beigetragen, dass sie und ihre zwei Brüdern integriert wurden. Dafür habe sie ihre Wurzeln nicht aufgeben müssen. „Deutschland will Heimat für die Geflüchteten bieten“, so die Landtagspräsidentin. „Unsere Werte müssen jedoch akzeptiert und respektiert werden“, waren ihre Kernbotschaften.
Guido Wolf MdL, Minister der Justiz und für Europa des Landes Baden-Württemberg hatte seine Keynote „Richtig. Ankommen. Gemeinsame Werte als Grundlage der Integration“ überschrieben. „Bei der Integrationskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises ist Bildung ein zentrales Thema. Für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft sind jedoch nicht nur berufliche und sprachliche Bildungsangebote notwendig“, so der Justizminister. „Zur Integration gehört auch die Vermittlung und Anerkennung unserer Rechte und Werte, wie die Unantastbarkeit der Menschenwürde, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Gleichheit von Mann und Frau“, erläuterte Wolf weiter. Die neu aufgelegte Bildungsoffensive des Landes unterstütze diese Form der Integration und die Ehrenamtlichen in ihrer Integrationsarbeit.
Die Integrationskonferenz wurde künstlerisch umrahmt von Arnim Töpel und Ahmad Almir.
„Mit kleinen Schritten zum großen Erfolg“, so das Fazit von Landrat Stefan Dallinger. „Wir werden für die Integration der Menschen rund zehn Jahre brauchen“, nannte er einen Zeitrahmen. Er dankte dem Team rund um die Integrationsbeauftrage Anne Kathrin Wenk, allen Mitwirkenden und Teilnehmenden und gab einen kurzen Ausblick: „Die Anregungen, Ideen und Ergebnisse der Konferenz werden nun gebündelt und fließen in das Integrationskonzept des Rhein-Neckar-Kreises ein.“ Dieses soll Leitlinie für den Kreis und seine 54 Städte und Gemeinden werden.
Quelle: Silke Hartmann