Stadtbibliothek lud zum literarischen Frühlingsfest ein
(zg) Die Türen vom Jugendhaus standen einladend offen, und der Raum war von den gleißenden Sonnenstrahlen lichtdurchflutet. Die Tische waren frühlingshaft dekoriert. Und die Sammeltassen schmückten ebenfalls die Tische. Es duftete nach Kaffee, und das Kuchenbuffet war üppig bestückt.
Die Atmosphäre war einladend fröhlich. Schon früh setzte der Besucherstrom ein, denn die meisten Zuhörer genießen die Stimmung der Literatur-Cafés. Man sitzt noch etwas zusammen, erfreut sich an den Getränken und dem Kuchen und plaudert mit den Tischnachbarn.
Fast scheint es, dass es das Treffen der Literaturcafé-Familie ist. Mehrere Kuchenspenden werden gebracht. Dieses Mal bekamen die fleißigen Bäckerinnen Frühlingsblumen als kleines Dankeschön überreicht. Man sie ihnen die Freude an.
Dann begann das Programm, das Mirjam Schaffer mit heiteren Worten erläuterte. Vor der eigentlichen Romanvorstellung las Gisela Frank einen Text der kürzlich verstorbenen Rosamunde Pilcher, da die Autorin mit ihren Büchern das England-Bild mit geprägt hat. Die Dauerdebatte und die Verwirrung um den Brexit hatte dazu angeregt.
Der erste Roman der Buchpräsentation handelt von dem Leben und dem Werk des Universalgenies Leonardo da Vinci, dessen Todestag sich dieses Jahr zum 500. Mal jährt. John Vermeulen hat in dem historischen Roman „Der Maler des Verborgenen“ den Renaissance-Künstler in seiner Zeit und den Machtverhältnissen in Italien dargestellt. Interessant sind Eigenheiten Leonardos. So schrieb der Linkshänder von rechts nach links und zudem noch spiegelverkehrt. Ausführlich wird auch die Geschichte um die berühmte Mona Lisa erzählt, deren Lächeln immer noch Anlass zu zahlreichen Spekulationen gibt.
Weiter ging es mit „Der Nil, ein Schiff und etwas Liebe“ von Imke Schenk. Birte hat von ihrer Großmutter testamentarisch eine Nilkreuzfahrt geschenkt bekommen. Nicht ganz begeistert tritt sie die Reise an und erlebt mit ihren Mitreisenden Abenteuer in glühender Hitze. Sie besichtigen altägyptische Tempel und, handeln auf den Märkten. Eines Nachts rettet Birte einen Teppich aus dem Nil in der Annahme, eine Leiche soll entsorgt werden, denn es gibt einige ungeklärte Beziehungen an Bord.
Nach der Pause war die Lebensgeschichte von Ise Frank Thema. Jana Revedin schildert in „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“ die Geschichte von Ise Frank der zweiten Frau des Bauhaus-Gründers Walter Gropius. Die Kunstschule Bauhaus wurde 1919 in Weimar gegründet und beeinflusst Architektur, Kunst und Design bis heute. Walter Gropius bezeichnet sich selber als Rebell, was für die Bereiche Architektur und Kunst sicher Gültigkeit hat. Gesellschaftlich gibt er sich als Kind der Kaiserzeit. Er ist eher ein Rittmeister als ein Mann, der die Gleichberechtigung der Frauen im Bauhaus umsetzt, denn seit 1919 konnten Frauen wählen.
Den Schluss der Romanpräsentation bildete „Das Heinrich-Problem“ von Alexandra Holenstein. Eine amüsante Geschichte um Heinrich, der sein Leben verändern will. Doch es ist auch die Geschichte seiner Ehefrau, von zwei seiner Geliebten, seiner außerehelichen Kinder und seiner enttäuschten Sekretärin. Nachdem seine Frau Berti die Zusammenhänge verstanden hat, lädt sie zum Hexen-Konzil nach Ascona ein. Alle betrogenen Frauen planen, sich an Heinrich zu rächen. Das Vorhaben soll ihn finanziell ruinieren, denn er braucht für sein neues Leben in den USA Geld. Raffiniert gehen die Frauen ans Werk.
Alle vier Romane waren wieder so vorgestellt worden, dass Mirjam Schaffer die Handlung erzählte und Gisela Frank schauspielerisch die Tonlagen wechselnd aus den Büchern vorlas.
Es schien überraschend, als nach zwei Stunden die gelungene Veranstaltung zu Ende ging. Einige Besucher konnten es kaum glauben und schauten auf die Uhren. Fröhlich half man beim Abräumen, stand noch ein wenig beisammen und verabschiedete sich herzlich von den Veranstaltern. Ein anregender Nachmittag war viel zu schnell vorüber. Die meisten versprachen, beim nächsten Literatur-Café wiederzukommen.
Quelle: Mirjam Schaffer