Vor 275 Jahren: Friedrich der Große wurde König in Preußen
Neue Ausstellung im Friedrich der Große – Museum Steinsfurt, Lerchenneststraße 18, 74889 Sinsheim
Öffnungszeiten: Sonn- und Feiertage: 14:00 – 16:30 Uhr und zusätzlich nach telefonischer Vereinbarung
(zg) Spürbare Erleichterung und unendliche Aufbruchsstimmung wehte im Sommer 1740 durch Berlin & Potsdam. Die gefürchtete, reglementierte Strenge in Politik, Kirche und Gesellschaft der 27jährigen Regierungszeit des ungeliebten Friedrich Wilhelms I. sollte durch seinen aufgeklärten Sohn Friedrich beendet werden. Dem neuen König schlugen viele Sympathien entgegen. Volksnähe, Menschenachtung und Emanzipation traten in den Vordergrund. Fortschritte in Landwirtschaft & Bauwesen, Handel & Manufakturen, Wissenschaften & Künsten sowie Justiz & Verwaltung wurden umgehend eingeleitet, denn der neue Regent die Thronbesteigung und die Ziele des Regierungsbeginns detailliert im Stillen vorbereitet.
Im Alter von 28 Jahren, mit dem Tode seines Vaters Friedrich Wilhelm I. in den Mittagstunden des 31. Mai 1740, übernahm Friedrich II. mit vielen Hoffnungen bedacht, das 2,2 Millionen Menschen zählende Königreich Preußen. Der neue Herrscher ergriff energisch die politischen Zügel und machte die Entwicklung des rückständigen Preußens zur Chefsache. Die ersten Vollzugsmeldungen ließen nicht lange auf sich warten:
Abschaffung der Leibeigenschaft auf Königsgütern,
Aufhebung der Zensur & Gewährung der Pressefreiheit,
Auflösung des Regiments der Langen Kerls,
Einladung von Wissenschaftlern, Musikern und Künstlern –
Berlin soll Zentrum der Aufklärung werden,
Förderung der Wirtschaft durch Schaffung des Ministeriums für Handel und Gewerbe,
Garantie der Religionsfreiheit („Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“),
Gründung neuer Zeitungen,
Linderung der Not durch verbilligte Kornabgabe,
Reformen im Justizwesen und menschenwürdigere Strafen
(Verbot der Prügelstrafe, der Folder und des Säckens von Kindsmörderinnen),
Verbesserungen beim Militär.
Das alles blieb den zahlreichen ausländischen Diplomaten, welche nach Berlin gesandt worden waren, um den Neuen auf dem Thron einzuordnen, nicht verborgen. Auch nicht wie König Friedrich II. in Preußen in der <<Berlinischen Privilegierten Zeitung>> vom 1. Juni 1740 zitiert wurde: „Unsere größte Sorge wird dahin gerichtet seyn, das Wohl des Landes zu befördern und glücklich zu machen.“
Jedoch nicht Alles drang nach außen. Zwar wurde die Auflösung der <<Langen Kerls>>, der Leibgarde des verstorbenen Königs, bekanntgemacht und Gerüchte verbreitet, die preußische Armee würde auf 45 000 Soldaten und damit auf fast die Hälfte verkleinert. Ohne großen Aufsehens folgten aber schon Ende Juni 1740 die Anweisungen für die Vergrößerung der Armee. Dadurch wurde Preußens Einstieg im europäischen Ränkespiel vorbereitet und ein untrügliches Zeichen für die Grenzabrundung und Vergrößerung des Reiches gesetzt.
Nach den vielversprechenden innenpolitischen Ansätzen ließ Friedrich II. nun einen außenpolitischen Paukenschlag folgen – den Erwerb Schlesiens. Er berief sich auf historische Erbansprüche der Hohenzollern auf einige schlesische Herzogtümer. Mit dem an Bodenschätzen reichen Schlesien vergrößerte er sein Reich vergrößern und führte es unter die europäischen Großen.
Die Ausstellung im Friedrich der Große-Museum dokumentiert in drei Räumen diese Phase – die ersten beiden Jahre der Regierungszeit Friedrich des Großen und informiert ferner über sein Verhältnis zu Voltaire und die Freimaurerei.
Quelle: Hans-Ingo Appenzeller