AVR-Gruppe setzt weiteren Meilenstein bei der zukünftigen Abfallverwertung:
Auf dem Gelände der Deponie in Sinsheim errichtet die AVR eine neue Vergärungsanlage – Partnerschaft mit MVV Energie bei Bioerdgasaufbereitung und -vermarktung
Früher war Müll einfach nur Müll. Heute sind Abfälle längst zu einem wertvollen Rohstoff und einer wichtigen Energiequelle geworden. In einem rohstoffarmen Land wie Deutschland ist der Weg, Wertstoffe zu erfassen, zu sammeln, zu recyceln, stofflich zu verwerten und am Ende durch die Nutzung moderner technischer Verfahren aus Abfallstoffen „grüne Energie“ zu gewinnen, ebenso konsequent wie zukunftsweisend. Dass die AVR-Gruppe jetzt einen entscheidenden Schritt auf diesem Weg geht, ist der vorausschauenden Umwelt- und Klimaschutzpolitik des Rhein-Neckar-Kreises und seiner operativen Tochtergesellschaft zu verdanken. Dabei arbeitet sie mit dem Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie zusammen. So lassen sich in einer engen regionalen Partnerschaft innovative Zukunftslösungen umsetzen und gleichzeitig ökonomische und ökologische Vorteile erzielen.
„Seit 2012 bieten wir den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, Biomüll (beispielsweise Speisereste und Grünabfälle) über die gebührenfreie BioEnergieTonne (braune Tonne) getrennt zu sammeln und Grünschnitt gebührenfrei an unseren AVR-Anlagen abzugeben. Damit erfüllen wir bereits seit Jahren die nunmehr per 1. Januar diesen Jahres in Kraft getretenen gesetzlichen Vorgaben von Bund und Land“, sagt Peter Mülbaier. Für den Geschäftsführer der AVR UmweltService sind die rasanten Steigerungsraten der gesammelten Mengen an Biomüll (von rund 7.000 Tonnen in 2011 auf rund 47.000 Tonnen in 2015, Prognose weiter steigend auf bis zu 60.000 Tonnen in den nächsten Jahren) nicht nur klares Indiz dafür, dass die verantwortlichen Akteure hier frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt haben, sondern zugleich der Ausgangspunkt für eine zukunftsweisende Innovation im Rhein-Neckar-Kreis mit landesweitem Vorzeigecharakter gelegt wurde.
Aus Müll wird grüne Energie
„Wir werden auf der Basis des Kreistagsbeschlusses vom 20. Oktober zeitnah zwei neue Firmen gründen, mit diesem Schritt vorhandene Kompetenzen und Know-how entsprechend bündeln und im Ergebnis neue Wertschöpfungsketten erschließen. Die gesammelten Stoffströme werden künftig in einer hochmodernen Biovergärungsanlage, die auf dem Gelände des AVR Biomasseheizkraftwerks in Sinsheim entstehen soll (Baubeginn voraussichtlich Anfang 2017), vergärt, getrocknet und anschließend von der AVR BioTerra GmbH & Co. KG als hochwertiger Dünger für die Landwirtschaft vermarktet“, erläutert Mülbaier.
Im zweiten Schritt wird das durch den Vergärungsprozess erzeugte Rohgas von der AVR BioGas GmbH zu Bioerdgasqualität aufbereitet und anschließend in das öffentliche Erdgasnetz eingespeist. Während die AVR BioTerra GmbH & Co. KG eine 100-prozentige Tochter des Rhein-Neckar-Kreises ist, wird die AVR BioGas GmbH ein Gemeinschaftsunternehmen der AVR Energie GmbH, die 51 Prozent halten wird, und der Mannheimer MVV Energie AG, die zu 49 Prozent beteiligt sein soll. Als gerade auch im Bereich der erneuerbaren Energien kompetentes und überregional tätiges Energieunternehmen bringt MVV Energie aus vier eigenen Anlagen weitreichende Erfahrungen und Know-how bei Bau und Betrieb der Biogasanlage sowie bei der Aufbereitung und der Vermarktung des Bioerdgases mit ein.
„Bioerdgas kann eine zentrale Rolle im Energiesystem der Zukunft spielen“, betonte der Technische Vorstand von MVV Energie, Dr. Hansjörg Roll, „und einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen und biogenen Abfallstoffen leisten.“ Die Zusammenarbeit zwischen der AVR und MVV Energie bezeichnete er als ideale Kombination für die Umsetzung des Vorhabens. Bioerdgas sei einer der vielseitigsten erneuerbaren Energieträgern, da es unabhängig von Wind und Sonneneinstrahlung rund um die Uhr produziert werde und sich sowohl zur Strom- und Wärmeerzeugung als auch als Kraftstoff eigne.
Vernetzte Konzeption erfüllt viele Kriterien
Will man den sprichwörtlichen Begriff der „Win-Win-Situation“ bemühen, so ist dieser im Zusammenhang mit der zukünftigen Abfallverwertung im Rhein-Neckar-Kreis in der Tat angebracht. Die übergreifende Konzeption erfüllt eine Vielzahl relevanter Kriterien, von der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit über Synergieeffekte bis hin zur Nutzung von Förderrichtlinien. Beispiel Förderrichtlinien: Der Gesetzgeber wird im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) künftig verstärkt Biogas aus der Abfallverwertung fördern. Ein Umstand, dem mit den Produktionsabläufen in der neuen Vergärungsanlage vollauf Rechnung getragen wird. Beispiel Synergieeffekte: Ein Teil der vorhandenen Abwärme des AVR-Biomasseheizkraftwerks wird künftig für die Trocknung des Reststoffes verwendet, damit ist ein weiterer Ressourcenkreislauf sinnvoll geschlossen. Beispiel Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit: Die zukünftige Abfallverwertung ist nicht nur ein Meilenstein bei der konsequenten Umsetzung der regionalen Klimaschutzziele, sondern hat die Wirtschaftlichkeit fest im Blick. Neue Produkte wie hochwertiger Dünger, die Einspeisung des aufbereiteten Bioerdgases in das Gasnetz und dessen Nutzung für Blockheizkraftwerke lassen eine stabile mittel- und langfristige Rentabilität erwarten.
Die AVR und der Standort Sinsheim
Bei der Standortwahl für die neue Biovergärungsanlage wurde darauf geachtet, dass die komplette Infrastruktur bereits vorhanden ist und sowohl verkehrstechnische als auch sonstige Belästigungen der Bürgerinnen und Bürger beim Bau oder späteren Betrieb weitgehend auszuschließen sind. Das Gelände des AVR-Biomasseheizkraftwerks bietet dafür alle Voraussetzungen. Sowohl für die AVR als auch für MVV Energie ist der jetzt eingeschlagene Weg ein weiteres Zeichen der Verbundenheit zum Standort Sinsheim.
„Der partnerschaftliche Schulterschluss mit der Stadt Sinsheim ist uns generell ein zentrales Anliegen. Schließlich ist es unser Unternehmenssitz, wir fühlen uns hier wohl und viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier zuhause. Daher war es für uns keine Frage, dass der Sitz der BioTerra GmbH & Co. KG und der AVR BioGas GmbH Sinsheim sein wird. Die Stadt soll von unseren künftigen Aktivitäten profitieren“, so Mülbaier.
„Die Stadt Sinsheim ist auch für uns seit vielen Jahren ein verlässlicher und vertrauensvoller Partner“, ergänzte MVV-Vorstand Dr. Roll. So ist das Mannheimer Unternehmen für die Erdgasversorgung in Sinsheim verantwortlich und gemeinsam mit der Stadt an den Stadtwerke Sinsheim beteiligt. Und auch an der neuen AVR BioGas GmbH ist eine direkte Beteiligung der Stadt Sinsheim möglich.
Quelle: AVR