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Aus Müll wird grüne Energie

6. März 2018 | AVR, Leitartikel, Photo Gallery

Offizieller Start der neuen AVR Bioabfallvergärungsanlage

Spatenstich für das landesweite Vorzeigeprojekt

Für die Sinsheimer AVR-Gruppe, für die zuständigen politischen Gremien und besonders für Landrat Stefan Dallinger ist der 22. Februar 2018 ein besonderer Tag. Mit dem ersten Spatenstich geht dann nämlich nach vielen Monaten anspruchsvoller Planungen, europaweiter Ausschreibungsverfahren, akribischer Wirtschaftlichkeits-berechnungen und strategischer Feinarbeiten ein landesweites Leuchtturmprojekt offiziell an den Start: Die neue AVR Bioabfallvergärungsanlage in Sinsheim. „Sie stellt die langfristige Entsorgungssicherheit des Rhein-Neckar-Kreises sicher und bringt unsere politischen Ziele wie regionalen Klimaschutz und regionale Energieversorgung deutlich voran“, sagt der Landrat, dessen besonderer Dank dem erfolgreichen Teamwork aller Beteiligten gilt, allen voran den Akteuren und Verantwortlichen der kreiseigenen Tochtergesellschaften innerhalb der Sinsheimer AVR-Gruppe.

Zertifizierter Frischkompost für die regionale Landwirtschaft

Um für den jetzt anstehenden Bau und den späteren Betrieb der 45-Millionen-Investition optimale, rechtssichere Organisationsstrukturen zu schaffen und zugleich vorhandene Kompetenzen und externen Sachverstand zu bündeln, wurden zwei neue Gesellschaften gegründet: die  AVR BioTerra GmbH & Co. KG und die AVR BioGas GmbH. Partner bei der AVR BioTerra GmbH & Co. KG ist die Firma REMONDIS, die im Frühjahr 2017 aus der europaweiten Ausschreibung als kompetentester Anbieter hervorgegangen war. REMONDIS ist mit 49% an der AVR BioTerra beteiligt und wird zudem die Bioabfallvergärungsanlage als Generalübernehmer zu einem vertraglich vereinbarten Festpreis errichten. Damit sind unerwünschte Kostenüberschreitungen bereits im Vorfeld ausgeschlossen. 51% an der AVR BioTerra verbleibt in Händen des Rhein-Neckar-Kreises. Als gemeinsame Geschäftsführer der neuen Gesellschaft fungieren Siegfried Rehberger (Geschäftsführer REMONDIS) für die technischen Belange,  Peter Mülbaier (Geschäftsführer AVR UmweltService) ist deren Sprecher. „Wir freuen uns, bei diesem großartigen Projekt unsere umfangreichen Erfahrungen als größter europäischer Entsorger mit einzubringen. Wir haben in Deutschland bereits mehrere Anlagen dieser Art gebaut und betreiben sie erfolgreich“ sagt Siegfried Rehberger. Die jährlich rund 60.000 Tonnen biogener Abfälle werden ab 2019 in der neuen AVR Anlage vergoren, getrocknet und anschließend von der AVR BioTerra als gütegesicherter, zertifizierter Frischkompost vermarktet. Dieser Kompost zeichnet sich durch einen hohen Düngerwert aus, er trägt zur Humusbildung bei und ist äußerst pflanzenverträglich. Die regionale Landwirtschaft verfügt damit langfristig über einen wertvollen, organischen Dünger, der zudem als Torfersatz im privaten und kommerziellen Gartenbau Verwendung finden wird.

Biomethangas als Baustein der Energiewende

Das im Vergärungsprozess erzeugte Rohbiogas wird von der AVR BioTerra an ihre Schwestergesellschaft AVR BioGas GmbH geliefert. Nach einer entsprechenden Vorreinigung wird es zu Biomethan aufbereitet, bevor die Einspeisung in das Erdgasnetz erfolgt. Die AVR BioGas ist zuständig für die Vorreinigungs- und Aufbereitungsstufen sowie für die anschließende Vermarktung des Biogases. An der AVR BioGas GmbH sind das Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie AG mit 41,5%, die Stadtwerke Sinsheim Versorgungs GmbH & Co. KG mit 7,5% und die AVR Energie GmbH mit 51% beteiligt. Wie bei der AVR BioTerra sind auch im Bereich Biogas kompetente und erfahrene Partner mit an Bord. Im Rahmen eines Projektentwicklungs- und Baumanagement-Vertrags bringt die MVV Energie AG ihre Kompetenz auf dem Gebiet der Biogasaufbereitung und Netzeinspeisung in das Projekt mit ein. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein zentraler Baustein unserer Unternehmensstrategie. Wir betreiben bereits vier hocheffiziente Biomethananlagen. Unsere Erfahrung und unsere Kompetenz bringen wir jetzt auch in das neu gegründete Gemeinschaftsunternehmen AVR BioGas ein“, betont Dr. Hansjörg Roll, Technischer Vorstand der MVV Energie. Zudem übernimmt die MVV Netze GmbH als Netzgesellschaft der MVV die Planung und den Bau der Netzeinspeisung sowie der dafür erforderlichen, 4 km langen Gasleitung.

Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Synergieeffekte

Die mehrstufige Konzeption der AVR Bioabfallvergärungsanlage erfüllt gleich eine Vielzahl markanter Kriterien, von der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit über diverse Synergieeffekte bis hin zur Nutzung von staatlichen Förderrichtlinien. Beispiel Nutzung von Förderrichtlinien: Biogene Abfälle sind eine wertvolle Energiequelle, ihre Nutzung gilt als wesentlicher Baustein der Energiewende. Der Gesetzgeber fördert daher im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zukünftig verstärkt Biogas aus der kommunalen Abfallverwertung. Beispiel Synergieeffekte: ein Teil der Abwärme des direkt benachbarten AVR-Biomasseheizkraftwerks wird künftig nicht mehr „in die Luft geblasen“, sondern für die Trocknung der flüssigen Gärreste verwendet. Damit ist ein weiterer Ressourcenkreislauf ökologisch und vor allem auch ökonomisch sinnvoll geschlossen, denn die beiden Gesellschaften haben bei der künftigen Form der Abfallverwertung nicht nur die Beförderung der regionalen Klimaschutzziele, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und eine stabile Rentabilität fest im Blick.

Technik, Mengen, neue Arbeitsplätze

Die AVR Bioabfallvergärungsanlage verfügt über modernste Sortiertechniken, wird nach heutigem Kenntnisstand im Bereich Bioabfall/Kompost einen täglichen Durchlauf von 260 Tonnen verarbeiten, wird im 24-Stunden-Betrieb sechs Tage die Woche im Zweischichtbetrieb gefahren und wird 13 neue Vollzeitarbeitsplätze schaffen. Die Produktionsmenge im Bereich der Bioerdgasaufbereitung beträgt ca. 40 Mio. kWh pro Jahr. Die Bioabfallvergärungsanlage wird aus Sicherheitsaspekten in ihren wesentlichen Teilen redundant ausgeführt, ein tatsächliches Ausfallrisiko geht damit gegen Null. Nicht zu vergessen die komplette Einhausung der Anlage. Unterdruck und zahlreiche Biofilteranlagen stellen sicher, dass im Regelfall keinerlei Gerüche nach außen dringen.

Der Standort Sinsheim

Bei der Standortwahl für die AVR Biovergärungsanlage wurde besonders darauf geachtet, dass die notwendige Infrastruktur weitgehend vorhanden ist. Das Gelände auf der AVR-Deponie Sinsheim, im direkten Umfeld des AVR Biomasseheizkraftwerkes, bietet dafür die optimalen Voraussetzungen. Von technischen Einrichtungen über Waagen bis zu einem modernen Maschinenpark ist alles vorhanden. Für die AVR-Gruppe ist der Schulterschluss mit der Stadt Sinsheim außerdem ein klares Bekenntnis zum Unternehmenssitz und ein Zeichen der Verbundenheit zum Standort.

Quelle: Stephan Grittmann

Bilder: Claus Reimann

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