(zg) Das Projekt „Ehrenamtsakademie Sinsheim“ wurde im Rahmen des Programms „Vielfalt gefällt! 60 Orte der Integration“ drei Jahre von der Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Integration Baden-Württemberg gefördert. Nun hat es seinen offiziellen Abschluss mit einer Veranstaltung im Sitzungssaal des Rathauses Sinsheim gefunden. Gekommen sind die unterschiedlichsten Ehrenamtlichen und Ehrenamtsbeauftragte aus vielen Sinsheimer Organisationen und Vereinen.
Nach einem furiosen Auftakt durch die Tanzgruppe Smileys der Offenen Hilfen Sinsheim begrüßte Oberbürgermeister Jörg Albrecht die Engagierten im Sitzungssaal. Dem Stadtverantwortlichen ist bewusst, dass viele Aufgaben, die eine Stadt menschlicher machen, nur durch den unermüdlichen Einsatz von Ehrenamtlichen geleistet werden können. Daher fand er warme Worte des Dankes für die Anwesenden. Den Bericht über die Ehrenamtsakademie lieferte die städtische Integrationsbeauftragte Inge Baumgärtner. In Sinsheim wird Integration auf allen Ebenen aktiv gelebt – so auch im Ehrenamt. Aus diesem Gedanken heraus kam Baumgärtner zu der Aufgabe, die Ehrenamtsakademie für Sinsheim aufzubauen. Sie besteht aus zwei Komponenten. Einerseits umfasst sie eine Freiwilligenbörse zur Vermittlung von Ehrenamtlichen mit einem regelmäßigen Sprechstundenangebot und einer Internet-Datenbank. Der zweite Bestandteil war ein Seminarprogramm, das allen bereits ehrenamtlich aktiven Bürgern zur Verfügung steht. Dort wurden Themen behandelt, die von den Ehrenamtlichen selbst eingebracht wurden. Besonders häufig wünschten sich die Ehrenamtlichen Workshops rund um das Thema Kommunikation.
Die Projektphase der Ehrenamtsakademie ist zwar zu Ende, aufgrund des großen Erfolges habe sich die Stadtverwaltung aber dazu entschlossen, wesentliche Teile fortzuführen bzw. neu zu gestalten, teilte Baumgärtner mit.
Die Freiwilligenbörse kann aufgrund des Einsatzes von vier Ehrenamtlichen wie gewohnt weitergeführt werden. Seminare wird es künftig nicht mehr regelmäßig, sondern nur zu bestimmten aktuellen Themen geben, wie z.B. im Programm LoBin (Lokale Bildungsnetzwerke) oder im entstehenden „Lokalen Bündnis für Flüchtlingshilfe“.
Die Überleitung zum Vortrag von Dr. Joy Alemazung war damit gegeben. Alemazung ist Mitarbeiter der Stuttgarter Geschäftsstelle von „engagement global“. Sein Vortrag beschäftigte sich damit, aus welchen Gründen Menschen fliehen. Er selbst war zum Studieren aus Kamerun nach Deutschland gekommen. Seine damalige Vorstellung war, nach dem Studium in sein Heimatland zurückzukehren. Dies hatte sich jedoch als illusorisch erwiesen. Entsprechende Arbeit fand er nur in Deutschland.
Nach seinen Worten gibt es für die Flucht sogenannte „Push“ (also schiebende) und „Pull“ (also ziehende) Gründe. Krieg, Hunger, politische Unterdrückung im Heimatland sind typische Push-Faktoren. Die Hoffnung auf neue Chancen und ein gutes Leben im Zielland der Flucht gelten als Pull-Faktoren. Eindrücklich führte Alemazung vor Augen, dass z.B. in afrikanischen Ländern viele Gerüchte über das angeblich so schöne Leben in Deutschland im Umlauf sind. Der Umgang mit Flucht und Geflüchteten ist keine Frage, für die einfache Antworten immer zu kurz greifen. Alemazung forderte dazu auf, im jeweiligen Gegenüber immer zuerst den Menschen zu sehen und den direkten Kontakt zu suchen. Das wären wichtige Schritte in die richtige Richtung.
Nach so viel fachlichem Input erhielten die Ehrenamtlichen ein kleines Herz als Aufmerksamkeit für ihr bisheriges Engagement und konnten sich bei Getränken und kleinen Snacks untereinander austauschen.
Quelle: Stadt Sinsheim