Groß, größer am größten. Polizeipräsidium Mannheim – ein Moloch, riesiges Zuständigkeitsgebiet
Autobahnpolizei Sinsheim ein Fall für sich.
1997 sollte sie bereits aufgelöst werden. Dies löste einen Sturm der Entrüstung in der hiesigen Bevölkerung aus. Es wurden Unterschriften für das Bestehen bzw. gegen die Auflösung der erfolgreichen Dienststelle gesammelt. Fred Frank war der Erste, der mir über 300 Unterschriften auf die Dienststelle brachte. Es ging dann Schlag auf Schlag. Viele Leute ging von Haus zu Haus und sammelten Unterschriften. Insgesamt wurden 23650 Unterschriften gesammelt. Die Polizeiführung im Innenministerium blieb hart und beschloss die Auflösung. Der damalige Innenminister Thomas Schäuble, Bruder des Bundesfinanzministers Schäuble, war beeindruckt vom Willen der hiesigen Bevölkerung und ordnete gegen den Willen der Polizeiführung an, dass die Autobahnpolizei Sinsheim bestehen bleibt.
Die Freude in Sinsheim und Umgebung war riesengroß. Die Autobahnpolizei veranstaltete als Dank an die Bevölkerung einen Tag der offen Tür. Es wurde eine Eiche gepflanzt und die Firma Broglin stiftete einen Gedenkstein.
Das Innenministerium hat für die Autobahnpolizei Sinsheim eine Bestandsgarantie bis zum Ende der Ausbauarbeiten auf der A 6 gegeben. Danach sollte über das weitere Vorgehen entschieden werden. Auch Günter Oettinger, damals noch CDU Frakt.- Chef, legte im Pressehaus der RNZ ein Bekenntnis zum Erhalt des APRev Sinsheim ab. Auf einer so stark frequentierten Strecke wie auf der A 6 bei Sinsheim kann ich mir ein kleines, aber feines Revier vorstellen.
Die Polizeiführung im Innenministerium gab aber keine Ruhe. Ein neuer Innenminister kam. Heribert Rech gab der Polizeiführung nach. Zunächst sagte er, dass nach dem Ende der Ausbauzeiten der A 6 auf drei Fahrspuren erneut über das Schicksal der Autobahnpolizei entschieden wird. Doch bald danach gab er bekannt, dass die Dienststelle aufgelöst wird. Ich bezeichnete daraufhin öffentlich den IM als Lügner. Auch unsere damalige CDU -Landtagsabgeordnete Elke Brunnemer, die uns zunächst sehr unterstützt hatte, sagte nun: „ Die Polizei will es ja selber.“ Wieder war die Bevölkerung entrüstet und für sie war das Verhalten des IM ein Wortbruch. Wieder wurden Unterschriften gesammelt. Diesmal waren es 30.000 – in Worten dreißigtausend. Der Gemeinderat der Stadt Sinsheim beschloss nacheinander drei Resolutionen an das Innenministerium für den Erhalt der Dienststelle und setzte sich auch in Diskussionen für den Erhalt des Reviers ein.
Dieser Einsatz der Bevölkerung für eine Autobahnpolizei ist äußerst ungewöhnlich. Was war der Grund?
Durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit des Reviers war die Bevölkerung bestens informiert über die Tätigkeiten und Erfolge der Dienststelle, das mit den Schwerpunkten Fahndung, Rauschgiftbekämpfung, Kontrolle von Schwerfahrzeugen und Tiertransporten über die Landesgrenzen hinaus bekannt, fast berühmt war.
„Die schnellen Bullen von der Autobahn“ oder „Kommissar Blaubart hat wieder zugeschlagen“ titelten oft die Berichte der Zeitungen.
Schwerpunkt der Autobahnpolizei Sinsheim war neben der Verkehrsüberwachung die Fahndung nach Straftätern vor allem auch im Rauschgiftbereich, die schwerpunktmäßige Überwachung der Tiertransporte. Sie muss erwähnt werden: Die Amtstierärztin Frau Dr. Menne. Sie kam zu jeder Tages-und Nachtzeit, auch am Wochenende. Sie bekam von mir (ich war Leiter der Dienststelle) den Beinamen: „Mutter Theresa von den Tieren“. Ein weiterer Schwerpunkt war die zeitaufwendige Kontrolle des Schwerverkehrs.
Jedes Jahr wurden über 400 – in Worten vierhundert – Straftäter festgenommen. Man könnte darüber jede Menge interessante Geschichten schreiben.
Die Beamten der anderen Reviere der Autobahn sind genau so gut, nur haben sie gar keine Zeit die aufwendigen und zeitraubenden Überprüfungen durchzuführen
Die vormalige Autobahnpolizei Sinsheim wäre jetzt im Zentrum der Verkehrsstörungen durch die Bauarbeiten genau richtig.
War alles zwecklos! Nein, das war es nicht, sondern ein beispielhaftes Engagement der Bevölkerung.
Auf meine Bitte hin, ließ OB Albrecht den Gedenkstein der Autobahnpolizei an der Grenzmauer beim Polizeirevier Sinsheim mit Blickrichtung zum Rathaus aufstellen. Die Stadtführerin Monika Möhring bezieht den Gedenkstein mit seiner Geschichte in ihre Führungen mit ein.
Warum hat man die Autobahnpolizei Sinsheim im Jahre 2013 aufgelöst?
Jetzt, während der umfangreichen Ausbauarbeiten, Böschungen müssen abgetragen werden ect. könnte man die Autobahnpolizei Sinsheim gut gebrauchen.
Was ist los mit der überörtlichen Autobahnpolizei? Sie hat so große Zuständigkeitsgebiete, dass sie alleine mit den Aufnahmen von Verkehrsunfällen, Stauüberwachung und Abfahren des gesamten Zuständigkeitsbereiches genug zu tun hat. Walldorf, das jetzige Verkehrskommissariat (vorher Verkehrszug) fährt jetzt bis Sinsheim-Steinsfurt, Bruchsal, Spayer und Heidelberg Schwetzingen.
Die Autobahnpolizei Weinsberg fährt jetzt bis Sinsheim-Steinsfurt und auch Richtung Nürnberg auf der A 6 und weiter Richtung Tauberbischofsheim und A 81 bis Ludwigsburg. Das sind riesige Strecken. Oft muss die Feuerwehr die Unfälle absichern bis die Autobahnpolizei eintrifft.
Der Moloch Mannheim frisst alles auf. Das Zuständigkeitsgebiet ist zu groß! Brennt ein Hühnerstall in Sinsheim ist die Pressestelle des PP Mannheim zuständig. Außerdem unterscheidet sich die Polizeiarbeit in der Großstadt, Jungbusch ect., von der Arbeit der Landreviere und der Autobahnpolizei. Etwas Gutes hat die Reform aber schon, die Leiter der Polizeipräsidien können sich jetzt Polizeipräsident nennen. Vorher waren sie nur Leitende Polizeidirektoren. Juristen/in waren vorher Polizeipräsidenten.
Ich meine, ich kann mir eine Beurteilung der Lage erlauben. Zwei Jahre war ich beim Polizeipräsidium Mannheim, dreißig Jahre bei der Autobahnpolizei in Mannheim und Sinsheim.
Sinsheim, den 8. Januar 2018
Adolf Skrobanek
