Bezahlung in der kritischen Infrastruktur sehr heterogen
In der Verordnung der Landesregierung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus SARS-Cov-2 (Corona-Verordnung) vom 16. März 2020 werden Wirtschaftssektoren genannt, die zur kritischen Infrastruktur gezählt werden. Diese Bereiche haben eine wesentliche Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen, der Gesundheit, der Sicherheit und des wirtschaftlichen oder sozialen Wohlergehens der Bevölkerung.
Es handelt sich um die Sektoren Energie, Wasser, Ernährung, Informationstechnik und Telekommunikation, Gesundheit, Finanz-und Versicherungswesen, Transport und Verkehr, die gesamte Infrastruktur zur medizinischen und pflegerischen Versorgung, Polizei und Feuerwehr, Rundfunk und Presse, die Regierung und die Verwaltung.
Die Analyse der Ergebnisse der Vierteljährlichen Verdiensterhebung 2019, die das Statistische Landesamt durchgeführt hat, zeigt, dass die Verdienstsituation der Beschäftigten in diesen »systemrelevanten« Wirtschaftsbereichen höchst unterschiedlich ist. Während die Beschäftigten in vielen dieser Branchen auch entsprechend monetär honoriert werden, wird in vielen anderen Bereichen wiederum nur unterdurchschnittlich verdient.
Beim Blick auf die Wirtschaftszweige fällt zunächst auf, dass die Branchen, in denen 2019 Spitzenverdienste erzielt wurden, teilweise auch zu den systemrelevanten Branchen zählen. Vollzeitbeschäftigte im Wirtschaftszweig Information und Kommunikation erhielten einen durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst (ohne Sonderzahlungen) von 5 562 EUR, die in der Energieversorgung 5 212 EUR und Vollzeitbeschäftigte der Branche Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen kamen auf durchschnittlich 5 026 EUR im Monat. Die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen befanden sich dagegen mit 4 032 EUR schon unter dem Durchschnittsverdienst Vollzeittätiger in Baden-Württemberg im Jahr 2019 von 4 253 EUR im Monat. Unter diesem Durchschnitt lagen 2019 ebenfalls die Branchen Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit 3 779 EUR, die Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung mit 3 614 EUR, Verkehr und Lagerei mit 3 108 EUR und auch die Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung mit 4 013 EUR.
Die Statistik erlaubt noch einen detaillierteren Blick in die tiefere Gliederung der systemrelevanten Wirtschaftszweige. Die hierzu zählenden Bereiche Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln, von pharmazeutischen Erzeugnissen und von medizinischen und zahnmedizinischen Apparaten und Materialien ordnen sich in die Branche Verarbeitendes Gewerbe ein. Schon hier zeigten sich deutliche Unterschiede: Verdiente ein Vollzeitbeschäftigter in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie mit 2 827 EUR im Monat deutlich weniger als der Durchschnitt im Verarbeitenden Gewerbe von 4 550 EUR, so wurden bei der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen mit 4 990 EUR oder von medizinischen Apparaten mit 4 200 EUR im Vergleich dazu deutlich höhere Bruttomonatsverdienste erzielt.
Spitzenverdienste in den Wirtschaftszweigen der Energieversorgung erzielten die Beschäftigten in der Gasversorgung mit durchschnittlich 5 961 EUR im Monat, gefolgt von den Beschäftigten in der Stromversorgung mit 5 137 EUR.
Die Wasserversorgung mit 4 431 EUR sowie die Abwasser- und Abfallversorgung mit jeweils 3 474 EUR standen deutlich dahinter zurück.
Auch der Handel, der nach der Systematik der Wirtschaftszweige mit der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen zusammengefasst ist, zeigte ein differenziertes Bild. Im Großhandel (ohne den Handel mit Kraftfahrzeugen) wurden im Durchschnitt monatlich 4 082 EUR verdient, im Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln dagegen nur 2 204 EUR. Bei den Tankstellen, die in der Liste der kritischen Infrastrukturbereiche zur Energieversorgung zählen, wurde mit 2 565 EUR nur wenig mehr vergütet.
Etwas ausgeglichener zeigten sich die Details der Branche Verkehr und Lagerei. Darunter gibt es Daten für den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene und über Land. Die höchsten Bruttomonatsverdienste gab es hier bei der Personenbeförderung im Eisenbahnfernverkehr mit 3 474 EUR, die geringsten mit 2 863 EUR in der Güterbeförderung im Straßenverkehr.
Dem Wirtschaftszweig Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen ist der Bereich Forschung und Entwicklung untergeordnet, zu dem auch Forschung und Entwicklung in der Medizin zählen. Hier wurden 2019 mit 5 530 EUR Verdienste erzielt, die über dem allgemeinen Durchschnitt lagen.
Weitere Informationen
- Statistische Berichte: Verdienste
- Themenbereich: Verdienste und Arbeitszeit
- Pressemitteilung 62/2020: Durchschnittlicher Bruttomonatsverdienst im Jahresdurchschnitt 2019 bei 4 253 Euro
- Verdienste und Arbeitszeit in Baden-Württemberg im 1. Halbjahr 2019
Quelle: Statistisches Landesamt Baden Württemberg