Statistisches Landesamt legt Schätzergebnisse zur Zahl der Sterbefälle seit dem Jahr 2000 aufgrund hoher Temperaturen vor
In Baden-Württemberg sind im Sommer 2018 knapp 2 000 Menschen aufgrund hoher Temperaturen verstorben. Damit entfielen 7,5 % von den rund 26.200 Sterbefällen in den Sommermonaten Juni, Juli und August des vergangenen Jahres auf »Hitze«. Dies ergab eine vom Statistischen Landesamt für den Zeitraum 2000 bis 2018 durchgeführte Analyse zur Ermittlung der Sterbefälle, bei denen Wärmebelastung eine Rolle gespielt hat (vgl. methodischer Ansatz).
Erwartungsgemäß wurde bisher für den »Jahrhundertsommer 2003« die höchste Zahl an hitzebedingten Sterbefällen ermittelt, nämlich annähernd 2 700; davon entfielen allein 1 800 auf den August 2003. Dieser Monat war – gemessen an der Durchschnittstemperatur – der zweitwärmste Monat seit Bestehen des Landes (21,7 Grad Celsius).1 Geringfügig wärmer war der Juli 2006 mit 21,8 Grad Celsius. In diesem Monat wurden 850 Sterbefälle durch Hitze mitverursacht. Ebenfalls sehr hoch lag die Zahl der »Hitzetoten« vor allem im Juli 2015, in dem die Temperaturen ebenfalls weit über dem langjährigen Durchschnitt lagen.
Von den knapp 2 000 Todesfällen des vergangenen Jahres aufgrund hoher Temperaturen entfielen annähernd 1 500 auf den August. In diesem Monat lag die Durchschnittstemperatur bei 20,0 Grad Celsius und damit um immerhin 3,0 Kelvin über dem langjährigen Durchschnitt.2 Der August 2018 war somit der zweitheißeste seit Bestehen des Landes.
Für die in den einzelnen Jahren sehr unterschiedliche Zahl an hitzebedingten Todesfällen sind nicht allein die Temperaturen verantwortlich. Vielmehr haben hierfür unter anderem auch die Luftfeuchtigkeit und die Windverhältnisse einen entscheidenden Einfluss. Ob Menschen aufgrund einer Wärmebelastung sterben, hängt auch von individuellen Risikofaktoren ab. Hierzu zählen insbesondere ein höheres Alter sowie Vorerkrankungen (zum Beispiel chronische Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen).
Sterbefälle, bei denen Wärmebelastung eine Rolle gespielt hat, können in fast allen Todesursachengruppen vermutet werden. Todesursachen, die bei Hitze besonders zunehmen, sind insbesondere in den Bereichen »Krankheiten des Kreislaufsystems«, »Psychische und Verhaltensstörungen« sowie »Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten« zu finden. Zu den psychischen und Verhaltensstörungen gehört die Todesursache »Demenz«. Betroffen sind in der Regel hochbetagte Menschen, die häufig unter weiteren Erkrankungen leiden und bei denen erkrankungsbedingt das Durstempfinden gestört sein kann.
Allerdings bedeutet der mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturanstieg nicht zwangsläufig, dass es tatsächlich zu mehr hitzebedingten Sterbefällen kommen muss. Zum einen ist davon auszugehen, dass sich die Bevölkerung besser auf Hitze einstellen wird. Zum anderen werden zunehmend längerfristige Anpassungsstrategien von staatlicher Seite an steigende Temperaturen verfolgt, die nicht zuletzt eine klimagerechte Stadtplanung (z. B. durch den Erhalt von Freiflächen und Parkanlagen sowie von Frischluftflächen) zum Ziel haben.