(zg) Die Badische Landesbühne hat auf einer Pressekonferenz am Dienstag, dem 23. Mai 2017, in Bruchsal ihren Spielplan für die Saison 2017.2018 vorgestellt. „Das bin alles ich?“, lautet das neue Spielzeitmotto. Intendant Carsten Ramm erklärte, dass diese Frage ein Zitat aus Hermann Hesses Der Steppenwolf ist und das Theater in der kommenden Spielzeit beschäftigen wird: „Wir übertragen diese Frage auf uns und auf unsere Gegenwart. Wir wollen uns mit den Stücken der neuen Spielzeit auf die Suche machen, wer wir sind, was uns ausmacht und was alles in uns steckt.“ Im Folgenden stellte Ramm zusammen mit Joerg Bitterich, dem Leiter des Kinder- und Jugendtheaters, der derzeitigen Chefdramaturgin Larissa Benszuweit und dem designierten Chefdramaturgen Tristan Benzmüller die kommenden Premieren vor.
Als erste Premiere im Abendspielplan wird die Badische Landesbühne Heinrich Bölls Die verlorene Ehre der Katharina Blum in der Bühnenfassung von Margarethe von Trotta zeigen. 40 Jahre nach dem Deutschen Herbst und anlässlich des 100. Geburtstags des Autors Heinrich Böll inszeniert Carsten Ramm Bölls Erzählung mit dem Untertitel „Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann“ für die Große Bühne. Parallel dazu wird im Hexagon Eric-Emmanuel Schmitts Adaption der bekannten Novelle Vierundzwanzig Stunden im Leben einer Frau von Stefan Zweig als Monolog für eine Schauspielerin zu sehen sein. Ein amüsanter Blick in die Geschichte des Kinos ist Mondlicht und Magnolien. Regisseur Arne Retzlaff wird die Komödie um die Entstehung des Filmklassikers Vom Winde verweht auf die Große Bühne bringen. Eine der drei Uraufführungen im neuen Spielplan ist Es wird schon nicht so schlimm! von Hans Schweikart in der Dramatisierung und Inszenierung von Carsten Ramm. Schweikarts eindringliche Filmerzählung beruht auf dem Schicksal des Schauspielers Joachim Gottschalk und seiner jüdischen Frau Meta, die sich 1941 unter dem Druck des Nazi-Regimes das Leben nahmen. Hermann Hesses Der Steppenwolf beschreibt die Zerrissenheit eines Sinnsuchers. Der Roman wird in der Regie von Wolf E. Rahlfs auf der Großen Bühne zu sehen sein. Der Steppenwolf ist neues Sternchenthema und wird ab 2019 im baden-württembergischen Abitur geprüft. Mit Misery zeigt die BLB einen der erfolgreichsten Romane von Stephen King als packendes Kammerspiel im Hexagon. Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais ist ein Klassiker der französischen Theaterliteratur. Die Komödie, in der Bedienstete mit Geschick gegen die Willkür ihres adeligen Herrn aufbegehren, präsentiert die Landesbühne zum Theatersommer im Bruchsaler Schlossgarten.
Das Kinder- und Jugendtheater zeigt zur Spielzeiteröffnung Goethes Urfaust und nimmt sich damit des ersten frühen Entwurfs des Faust an, der ebenfalls neues Sternchenthema ist (Regie: Joerg Bitterich). Im November hat auf der Großen Bühne Mark Twains Klassiker Der Prinz und der Bettelknabe Premiere. Das beliebte Märchen über zwei ungleiche Jungen, die ihre Rollen tauschen, wird von Joerg Bitterich inszeniert. Im Februar steht eine zweite Uraufführung an: „Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass der preisgekrönte Autor Holger Schober eigens für die BLB ein Klassenzimmerstück schreibt“, erklärt Bitterich. Auschwitz meine Liebe ist ein Monolog und setzt sich mit dem Thema Holocaust auseinander (Regie: Joerg Bitterich). Parallel dazu gibt es mit Die Prinzessin und der Schweinehirt nach Hans Christian Andersen eine weitere Uraufführung. Das mobile Stück entsteht in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikautomaten Museum Bruchsal und wird auch im Museum in der Regie von Meike Hedderich Premiere haben. Darauf folgt im Theatersommer Bruchsal ein Stoff, der Alt und Jung zu begeistern weiß: Otfried Preußlers Der Räuber Hotzenplotz wird als Stück für die ganze Familie im Großen Haus des Stadttheaters zu sehen sein. Neben dem regulären Programm wird es im theater treppab erneut ein Festival geben. Das theater treppab ist die neue Spielstätte des Kinder- und Jugendtheaters der BLB und wurde im Januar 2017 bereits mit einem Theater-Festival eröffnet: „Im Programm hatten wir Gastspiele anderer Theater und zahlreiche Programmpunkte. Die Rückmeldungen waren so überwältigend, dass wir vom 14. bis 17. März 2018 eine Fortsetzung planen“, so Joerg Bitterich.
Auch in der Spielzeit 2017.2018 wird die Badische Landesbühne ihre Lesungsreihe Café Europa fortführen. Zum Auftakt hat sie den Schauspieler Robert Stadlober eingeladen, der aus dem Roman Das Brot mit der Feile von Christian Geissler lesen wird. Das Café Europa im November wird anlässlich des 100. Geburtstags Heinrich Bölls dem engagierten Schriftsteller gewidmet sein. Neben dem zukünftigen Literaturnobelpreisträger werden sich die folgenden Lesungen mit Kurt Schwitters, Hans und Sophie Scholl, Maxim Gorki, Serge Gainsbourg und Karl Marx beschäftigen.
Eine Neuerung der kommenden Spielzeit werden Inszenierungsgespräche sein. Alle Zuschauer, die mehr über die anstehenden Premieren wissen wollen, lädt die Badische Landesbühne sonntagsnachmittags zu Kaffee und Kuchen und zum Gespräch mit Regie, Dramaturgie und Bühnen- und Kostümbildnern ins theater treppab ein.
Das gesamte Angebot der Badischen Landesbühne wird wie gewohnt von einem umfangreichen theaterpädagogischen Programm begleitet, das sich an alle Schulen des Spielgebietes und darüber hinaus an alle theaterbegeisterten jungen und nicht mehr jungen Menschen richtet.
Quelle: Martina Illinger