(zg) Das Baden-Württembergische Handwerk sorgt auch im ersten Halbjahr 2019 wieder für Rekord-Zahlen. Zum ersten Mal überhaupt waren über 134.000 Betriebe eingetragen. Während die Zahl der zulassungspflichtigen Betriebe wie in den Vorjahren zurückging, stieg erneut die Zahl der Betriebe in Solo-Selbstständigkeit oder reinem Nebenerwerb.
„Die neuen Zahlen zeigen eine stärkere Polarisierung in den Betriebsgrößen: Entweder weniger, aber größer – das sind vor allem die zulassungspflichtigen Betriebe – oder mehr, aber ganz klein, das sind dann die Solo-Selbstständigen in den zulassungsfreien Gewerken“, sagt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Zum Stichtag 30. Juni 2019 waren insgesamt 134.325 Betriebe bei den baden-württembergischen Handwerkskammern eingetragen. Das waren 737 Betriebe oder 0,6 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Die Zahl der zulassungspflichtigen Betriebe ging allerdings weiter zurück. So waren Ende Juni nur noch 79.298 Betriebe des zulassungspflichtigen Handwerks (Anlage A) bei den Kammern im Land eingetragen. Das waren 244 Betriebe oder 0,3 Prozent weniger als zu Jahresbeginn. Reichhold: „Diese Entwicklung ist nicht unbedingt negativ zu sehen. In vielen Gewerken sind Konzentrationsprozesse im Gange. Es gibt zwar weniger Betriebe. Aber diejenigen, die stabil sind, wachsen bei Umsatz und Zahl der Mitarbeiter. Sie bieten beste Zukunftsperspektiven.“
Im zulassungsfreien Handwerk (Anlage B1 HwO) waren zur Jahresmitte 30.567 Betriebe eingetragen. Mit einem Wachstum von 654 Betrieben seit Jahresbeginn (+2,2 Prozent) gab es zum ersten Mal mehr als 30.000 Betriebe in diesem Bereich. Besonders stark gestiegen sind die Zahlen der Gebäudereiniger (6.093 Betriebe, +242) und Fotografen (4.111 Betriebe, +253). In beiden Berufen gehen die Gründungen vermutlich auf Soloselbstständige im Nebenerwerb zurück. Auch bei den Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern (7.495 Betriebe, +86) sowie den Raumausstattern (3.607 Betriebe, +83) gab es mehr Betriebe als zu Jahresbeginn. „Natürlich freuen wir uns über mehr Handwerksbetriebe. Die Entwicklung ist aber dann oft problematisch, wenn es sich um Solo-Selbstständige handelt, die kaum ausbilden oder Arbeitsplätze schaffen. Diese Betriebe haben eine deutlich geringere Lebenszeit, was meist an der fehlenden betriebswirtschaftlichen Qualifikation liegt. Auch Ausgaben für die soziale Absicherung werden oft nicht eingeplant, die Gefahr von Armut im Alter steigt. Um hier besser vorzusorgen, gibt es bei den Handwerksorganisationen zahlreiche Beratungsangebote. Außerdem fordern wir bereits seit langem eine verpflichtende Rentenvorsorge für alle Selbstständigen, wahlweise gesetzlich oder privat“, so BWHT-Präsident Reichhold.
In einigen Gewerken war der Rückgang der Betriebszahlen besonders stark. Die Feinwerkmechaniker verloren 59 Betriebe und liegen nun noch bei 3.796 Betrieben. Das Nahrungsmittelhandwerk verzeichnete den größten prozentualen Rückgang (-1,3 Prozent). Dabei sank die Zahl der Bäckereien um 39 auf 1.642, die Zahl der Fleischer um 22 auf 2.235. Elektrotechniker (8.308 Betriebe, +43 Prozent ), Installateure und Heizungsbauer (6.610 Betriebe, +16 Prozent) sowie Friseure (11.773 Betriebe, +26 Prozent) verzeichneten einen Zuwachs.
Die vollständige Auswertung finden Sie unter: https://www.handwerk-bw.de/fileadmin/media/bwht-statistik/bwht-betriebsstatistik-2019-hj.pdf
Quelle: Marion Buchheit