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Bilanz nach zwei Wochen „Tatort Stadion 2“

14. Februar 2015 | Gesellschaft, Leitartikel, Photo Gallery

Tatort-Stadion(zg) Mehr als 200 Schülerinnen und Schüler von 7 verschiedenen Schulen aus Sinsheim und Eppingen, mehrere gut besuchte Abendveranstaltungen und Filmvorführungen, das ist die Bilanz der am 5. Februar zu Ende gegangenen Ausstellung „Tatort Stadion 2“ des Fanprojekts Hoffenheim in Kooperation mit der TSG Hoffenheim und dem Fandachverband.
Welche Erfahrungen machen Schüler/-innen in Bezug auf Rassismus, Diskriminierung, Homophobie, Mobbing oder Zivilcourage? Eine Antwort auf diese Frage wurde bei den erlebnispädagogischen Workshops des Fanprojekts gesucht. Die Workshops waren schnell ausgebucht und wurden mehrheitlich von 8. Klassen besucht. Ausgehend von den Schwerpunktthemen der Ausstellung setzten sich die Schülerinnen und Schüler dabei interaktiv mit der Ausstellung auseinander. Ziel war es, in Kleingruppen eine Fotostory zum Thema Diskriminierung zu erstellen. Ausgestattet mit Kameras machten sich die Jugendlichen daran, einzelne Szenen darzustellen und die Geschichten auf Plakate zu bringen. Dabei überwiegten die Themen Mobbing, Zivilcourage und Rassismus. In einer Abschlussrunde präsentierte jede Gruppe ihr Plakat und stellte sich den Fragen des Publikums, bestehend aus den anderen Schüler/-innen, Lehrkräften und Mitarbeiter/-innen des Fanprojekts. Neben einer intensiven Auseinandersetzung mit den Themen der Ausstellung, trainierten die Jugendlichen ihre sozialen Kompetenzen im Umgang miteinander in den Kleingruppen und überwanden ihre Scheu, vor vielen Leuten zu sprechen. Von Lehrkräften und Sozialarbeiter/-innen gab es ausschließlich positives Feedback. Die Ergebnisse der Workshops eignen sich gut für einen Transfer auf Unterricht und Schulalltag.
Bei der Eröffnungsveranstaltung am 26. Januar begrüßten Manfred Weißkopf, Kreisgeschäftsführer AWO Rhein-Neckar e.V., Peter Rettig, Vorsitzender der Geschäftsführung der TSG Hoffenheim und der Oberbürgermeister der Stadt Sinsheim, Herr Jörg Albrecht, Medienvertreter und Interessierte in der Rhein-Neckar-Arena. Anschließend folgte die Vorführung der Dokumentation „Wie im falschen Film“, welche anhand von drei Personen unterschiedliche Formen der Ausgrenzung im Fußball thematisiert. Ergänzt werden diese durch Statements bekannter aktiver und ehemaliger Fußballprofis, u.a. Andreas Beck. Im Anschluss an die Vorführung diskutierten Andreas Beck, Kapitän der Bundesligamannschaft der TSG, und Produzent Andreas Hellstab über verschiedene Aspekte des Films und ihre eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung im Alltag und im Fußball.
Zur Vorführung der Dokumentation „Istanbul United“ im Citydome Sinsheim fanden sich viele, meist jüngere Fans, ein, die sich für Fan-und Fußballkultur in anderen Ländern interessieren. Der Film stellt eindrucksvoll den Zusammenschluss der rivalisierenden Fangruppierungen der drei größten
Istanbuler Fußballclubs während der Proteste und Zusammenstöße gegen die türkische Regierung und Premierminister Erdogan im Sommer 2013 im Gezi-Park dar.
Auch die nachmittags von Michael Heitz (Lehrer an der Albert-Schweitzer-Schule Sinsheim) angebotenen Vorführungen des Films „Menachem & Fred“ und die anschließenden Filmgespräche waren gut besucht. Der Film befasst sich auf der eine Seite mit der Familie Mayer, die 1940 aus ihrem Heimatort Hoffenheim ins französische Internierungslager Gurs deportiert wurde und auf der anderen Seite mit der Begegnung mit der Familie von Dietmar Hopp – Mitgründer des SAP-Konzerns, Förderer des örtlichen Fußballwunders TSG 1899 Hoffenheim und Nachkomme eines Hoffenheimer Lehrers, der als SA-Mann in die Vorgänge während der Reichspogromnacht 1938 gegenüber den Hoffenheimer Juden beteiligt war.
Nach monatelanger Planung war es für die Mitarbeiter/-innen des Fanprojekts toll anzusehen, wie erfolgreich die Ausstellung lief und wie gut sie angenommen wurde, Das zeigt auch, wie aktuell und wichtig eine sachorientierte Auseinandersetzung mit dem Thema Diskriminierung ist.

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Die Ausstellung:
Die Ausstellung Tatort Stadion wurde 2001 vom Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) entwickelt und seitdem an fast zweihundert Orten gezeigt. Die Ausstellung thematisiert Diskriminierung beim Fußball und will dabei informieren – sowohl über alltägliche Diskriminierung und Aktivitäten von Neonazis als auch darüber, was Fans dagegen tun. Neben Schautafeln umfasst die Ausstellung verschiedene Medien und Exponate und bietet ein buntes Rahmenprogramm – organisiert von den Ausstellern vor Ort.
Das Fanprojekt:
Das Fanprojekt Hoffenheim ist eine Einrichtung der mobilen Jugendarbeit unter Trägerschaft der AWO Rhein-Neckar e.V. und Anlauf- und Vermittlungsstelle für junge Fans der TSG Hoffenheim zwischen 14 und 27 Jahren. Neben der Begleitung der Fans zu allen Spielen der TSG, sind die Mitarbeiter/-innen u.a. deren Ansprechpartner bei (persönlichen) Problemen, vermitteln bei Konflikten und bieten pädagogische Angebote an. Eine weitere wichtige Dimension der Tätigkeit ist die Antidiskriminierungsarbeit. Diskriminierung und Rassismus sind ernstzunehmende Themen in deutschen Stadien und in den Kurven. Allerdings ist zu betonen, dass es zahlreiche Bewegungen von Fanseite gibt, Diskriminierung jeder Art entgegen zu wirken und sich zu diesen Themen zu positionieren. Mit der Ausstellung und dem Rahmenprogramm will das Fanprojekt diese positiven Gegenbewegungen unterstützen.

Quelle:

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