Handwerk bietet vielfältige Hilfen
„Die Vergütung ist nicht der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Ausbildung. Viel wichtiger ist, dass Ausbildung, Betrieb und Auszubildende zusammen passen“, kommentiert Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold die aktuelle Diskussion um einen Mindestlohn für Azubis. Dies gehe an der Realität vorbei und werde der Komplexität des Themas nicht annähernd gerecht.
Zudem sei es schlicht falsch, eine Vertragslösung mit einem Ausbildungsabbruch gleichzusetzen. Reichhold: „Etwa die Hälfte wechselt entweder Betrieb oder Beruf und bleibt im dualen System.“ Wo es tatsächlich Schwierigkeiten gebe, biete die Handwerksorganisation vielfältige Hilfen an. Sicherlich ließen sich persönliche Probleme mit dem Betrieb, Ärger mit dem Ausbilder oder Schwierigkeiten in der Berufsschule nie ganz ausschließen, sagte Reichhold. Aber wenn der erste Höhenflug zur Bruchlandung werde, passten häufig Realität und Wunschvorstellung nicht zueinander. Für die Jugendlichen bedeute ein Abbruch in vielen Fällen Rat- und Orientierungslosigkeit. Und für die Betriebe gingen neben dem Verlust von Zeit, Geld und Energie auch die Fachkräfte der Zukunft verloren. Die Erfahrung zeige: “Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es ganz entscheidend, dass die jungen Leute schon vorher in Praktika die Lebenswelt des Berufs kennenlernen.”
Reichhold zeigte sich zuversichtlich, dass das neue Schulfach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung (WBS) an allen Schularten eine gute Grundlage dafür bildet, Jugendlichen negative Erfahrungen zu ersparen. „Und mit der Lernsoftware MeisterPower für den WBS-Unterricht haben wir ein weiteres Ass im Ärmel“, meinte Reichhold. Schülerinnen und Schüler erhalten einen realitätsnahen Einblick in Tätigkeiten von Handwerksberufen. Die Lernsoftware ist aktuell in der Kategorie „Bestes Serious Game“ für den Deutschen Computerspielpreis 2018 nominiert. Einen wesentlichen Beitrag um Ausbildungsabbrüche zu verhindern, leiste auch das Projekt „erfolgreich.ausgebildet“. Das Projekt hat zum Ziel, gefährdete Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren und die Zahl der Vertragslösungen zu verringern. Dazu werden Ausbildungsbegleiter gefördert, die sowohl Azubis als auch Ausbilderinnen und Ausbilder bei Problemen individuell unterstützen und begleiten.
Quelle: Eva Hauser