Ausstellung über die Jugendeinrichtung Stift Sunnisheim in der Sparkasse in Sinsheim
(zg) Oben auf dem Sinsheimer Michaelsberg besuchen sie Grund- und weiterführende Schulen, manche machen ein Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf, und andere starten eine Berufsausbildung unter anderem in Metallberufen, als Tischler, Bäcker, Maler- und Lackierer, Bau- und Metallmaler oder als Gartenbaufachwerker. Auch ihre Freizeit verbringen sie auf dem Gelände des ehemaligen Klosters, spielen Fußball und Tischtennis, machen Kraftsport und reiten. Rund 150 Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 21 Jahren plus 140 Mitarbeiter gehen tagtäglich auf dem Michaelsberg ein und aus – in der Jugendeinrichtung Stift Sunnisheim.
Begonnen hat dort oben alles vor 125 Jahren, eröffnet 1889 von Großherzog Friedrich I. als sogenannte Rettungsanstalt für in Not geratene Arbeiterkinder. Heute ist die Einrichtung ein modernes Zentrum, in dem Erziehung damit anfängt, Beziehungen zu schaffen zwischen den jungen Menschen und den Erziehenden. „Wir müssen Möglichkeiten finden, Kontakt zu den uns anvertrauten Jugendlichen zu finden und zu halten“, sagt Geschäftsführer Bernhard Kovar. „Sonst geht gar nichts.“
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In einer Ausstellung zeigt die Jugendeinrichtung die verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung, beleuchtet unter anderem die Zeit der Gründung, des Dritten Reichs mit der geheimen Zwangssterilisation der „jugendlichen Psychopathen“ und der Nachkriegszeit. „Wir wollen darstellen, was war und was ist Erziehung und wie hing sie mit der jeweiligen politischen Ausrichtung zusammen“, so Kovar. Insbesondere historische Bilder sind es, die interessante Einblicke vermitteln. So beispielsweise ein Blick in die ehemalige Stiftskirche, in die 1933 eine massive Zwischendecke eingebaut wurde, um oben einen Festsaal einzurichten und im „Untergeschoss“ Ausbildungswerkstätten für Weber und Schuhmacher.
Heute freilich gibt es auf dem Michaelsberg verschiedene Schulen und Fördereinrichtungen, mehrere Wohngruppen und Werkstätten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen und psychischen Schwierigkeiten in ihrem familiären und sozialen Umfeld nicht mehr zu recht kommen. Ihre Probleme äußern sich in Leistungsdefiziten in der Schule und der Ausbildung, Konflikten in der Herkunftsfamilie, mangelnder Einhaltung von Regeln des Zusammenlebens, geringer Konfliktfähigkeit, falscher Selbsteinschätzung und Suchtgefährdung.
„Wir fördern die positiven Ansätze der jungen Menschen und helfen ihnen, die Störungen und Defizite in ihrer emotionalen, sozialen und kognitiven Entwicklung zu überwinden. Sie lernen, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen“, sagt Kovar. Ein ordentlicher Schul- oder Berufsausbildungsabschluss wird angestrebt, um die jungen Menschen zu fördern, ihnen zu Erfolgen zu verhelfen und ihre soziale Integration in das Gemeinwesen zu erleichtern.
Mit der Ausstellung möchte die Jugendhilfeeinrichtung des Rhein-Neckar-Kreises der Bevölkerung zeigen, was auf dem Michaelsberg los ist und wie wichtig die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen ist. „Diese teils traumatisierten jungen Menschen brauchen unsere Hilfe, damit sie wieder Teil unserer Gesellschaft werden. Helfen wir ihnen nicht, fallen sie unter die Räder.“
Die Ausstellung ist vom 17. November bis 28. November in der Sparkasse in Sinsheim, Hauptstraße 126, während der Öffnungszeiten des Kundencenters zu sehen.
Quelle: Sparkasse Kraichgau