EU-Förderpolitik darf Wettbewerb auf dem europäischen Binnenmarkt nicht verzerren
Europaabgeordneter Daniel Caspary (CDU) besuchte die Unternehmensgruppe Alfred Bohn in Sinsheim / Anliegen der Branche diskutiert /
Mit dabei: OB Albrecht, MdL Brunnemer und Landtagskandidat Dr. Schütte
(zg) „Auslagern ist für uns keine Option“ – Alfred Bohn, der vor über fünfzig Jahren den Grundstein für den Erfolg der gleichnamigen Unternehmensgruppe legte, bekennt sich klar, trotz schwierig werdender Marktbedingungen, zum Standort Sinsheim.
Am gestrigen Montag empfing Bohn gemeinsam mit seinem Neffen Andreas Bohn, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe, und Matthias Feldhoffer, dem Geschäftsführer Vertrieb bei al bohn Fenster-Systeme GmbH, den Europaabgeordneten Daniel Caspary (CDU). Begleitet wurde das Mitglied des Europäischen Parlaments von der Landtagsabgeordneten Elke Brunnemer (CDU)und dem Landtagskandidaten Dr. Albrecht Schütte (CDU). Auch Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht war vor Ort.
Im Mittelpunkt des Treffens ging es um mögliche unzulässige Beihilfen zur Förderung des Exportes von in Polen hergestellten Fenstern und Türen durch den EU- Mitgliedsstaat selbst wie auch aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Aufklärungsbedürftig sei, wie es den polnischen Unternehmen gelänge, bei gleichen Voraussetzungen ihre Produkte 30 Prozent günstiger auf dem Markt anzubieten; durch die Lohnunterschiede allein sei diese Differenz nicht zu erklären.
Der Verband Fenster + Fassade (VFF) hatte bereits im Oktober 2012 diesbezüglich Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht.
„Die Exportbeihilfen sind kein innerdeutsches Problem. Sie werden den Wettbewerb auf dem gesamten europäischen Binnenmarkt verzerren. Die polnischen Unternehmen aus der Türen- und Fensterbranche erhalten durch sie einen Wettbewerbsvorteil gegenüber allen anderen Unternehmen, die keine staatlichen Förderungen erhalten“, führte der VFF in einem Schreiben aus. Diese Beschwerde wurde allerdings weitgehend abschlägig beschieden.
In der Tat geht es um viele Arbeitsplätze in Deutschland: Nach einer Studie des VFF aus dem Jahr 2011 gab es rund 6.700 Fensterbaubetriebe mit etwa 100.000 Beschäftigten.
Aktuell versuchen der Verband Fenster + Fassade und seine Mitglieder die deutschen Abgeordneten im Europäischen Parlament diesbezüglich stärker zu sensibilisieren.
Die Europaabgeordneten werden aufgefordert, bei der Vergabe von EU-Fördermaßnahmen darauf zu achten, dass keine Verlagerungssubventionen gewährt werden: „Mit der Förderung von Unternehmen und Arbeitsplätzen aus strukturschwachen europäischen Ländern und Regionen dürfen keinesfalls Arbeitsplätze aus den Geberländern gefährdet und vernichtet werden.“ Dem stimmte Alfred Bohn ausdrücklich zu: „Das kann dauerhaft nicht so bleiben.“
Daniel Caspary MdEP dankte für die im rund eineinhalbstündigen Dialog erhaltenen Informationen, stellte viele Fragen und sagte zu, in dieser Sache am Ball zu bleiben.
Matthias Feldhoffer stellte die Unternehmensgruppe Alfred Bohn, zu der „al bohn Fenster + Türen“, „TEBAU Wintergärten + Vordächer“ und „Sinsheimer Glas“ gehören, im Rahmen einer Präsentation vor. Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind insgesamt für die Unternehmensgruppe, den größten privaten Arbeitgeber in Sinsheim, tätig.
Wenn Alfred Bohn am Ende dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feiern wird, kann er auf ein beeindruckendes Lebenswerk blicken.
(Text/Foto: Matthias Busse)