Dr. Jens Brandenburg MdB fordert barrierefreien Zugang zu Unterrichtsmaterialien
(zg) In den historischen Räumen des barocken Ilvesheimer Schlosses trafen sich der Walldorfer FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Jens Brandenburg und FDP-Kreisrat Dietrich Herold mit Schulleiterin Stephanie Liebers, um sich über das Konzept und das Programm der Schloss-Schule Ilvesheim zu informieren.
Die Schloss-Schule Ilvesheim ist ein staatliches Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Internat Förderschwerpunkt Sehen. An der Schule werden knapp 170 blinde und (hochgradig) sehbehinderte Kinder, teilweise mit weiteren Behinderungen, unterrichtet und nach ihren individuellen Bedürfnissen gefördert. Neben dem Schul- und Internatsbetrieb beherbergt die Schloss-Schule auch eine Beratungsstelle mit den Schwerpunkten Frühförderung und Sonderpädagogischem Dienst und das landesweit tätige Medienberatungszentrum für Blinde.
Schulleiterin Liebers verwies auf die Unterschiede zur Regelschule mit inklusivem Unterricht: „Die Schüler erhalten optimale auf sie ausgerichtete Rahmenbedingungen und trotzdem bieten wir mitunter weniger Schonraum als die inklusiven Schulen, weil wir uns trauen, höhere Anforderungen an die Schüler zu stellen. Wir wissen, was sie zu leisten im Stande sind, und was die Technik und Hilfsmittel leisten können.“ Vom Schulkindergarten bis zum Realschulabschluss lernen die Kinder der Schloss-Schule in einem für sie optimierten Lernumfeld neben dem normalen Schulstoff auch die Hürden des Alltags zu meistern und erlernen einen Umgang mit der Behinderung und den eigenen Hilfsmitteln. Die Anforderungen des Unterrichts orientieren sich an denen der Regelschulen, um den Kindern gute Übergänge in andere Schulen oder Berufe zu ermöglichen.
Bei einem Rundgang über das Gelände konnte sich der Bildungspolitiker Brandenburg einen Eindruck von dem vielfältigen Angebot der Schule machen und erhielt kurze Einblicke in den Unterrichtsalltag der Schüler. Beeindruckt zeigte er sich von der individuellen Förderung der einzelnen Schüler: “Natürlich spielt die technische Ausstattung eine große Rolle. Aber die speziell konzipierten Lehrkonzepte und das gute Lehrer-Schüler-Verhältnis sind wichtige Faktoren für eine bestmögliche Förderung der Schüler.“
Das Medienberatungszentrum der Schule konzentriert sich neben der Beratungsleistungen auch durch einen angegliederten Textservice auf die Bereitstellung von Schulbüchern als barrierefrei zugängliche digitale Dateien. Bei der Gestaltung barrierefreier Lehrmaterialien sieht Brandenburg die Schulmedienverlage stärker in der Pflicht. Er fordert bundesweit verbindliche Standards für die Gestaltung der PDF-Vorlagen: „Ein barrierefreie Zugang zu Lerninhalten ist eine Voraussetzung, um allen Jugendlichen die gleiche Chance auf Bildung zu ermöglichen. Daran darf es nicht scheitern.“
Einen großen Stellenwert nimmt das angebotene Freizeitprogramm der Schloss-Schule im Alltag der Schüler ein. „Was für Normalsehende Freizeit ist, erleben Sehbehinderte und Blinde oft erst in der Schule“, erklärte Liebers ihren Gästen. Schule und Internat arbeiten hier eng zusammen. Neben Kunstangeboten oder Kochkursen sind vor allem die Sportangebote bei den Schülern sehr beliebt. Bei dem Rundgang über das Gelände kreuzten immer wieder Schüler, die Ihr Lauftraining absolvierten, den Weg der Besucher. Nicht nur das Triathlontraining ist bei den Schülern sehr beliebt, auch die inzwischen paralympische Sportart „Goalball“ wird von vielen Schülern gespielt. Bei Goalball handelt es sich um eine Ballsportart, bei der zwei gegnerische Mannschaften mit je drei Spielern ein Klingelball in das gegnerische Tor werfen müssen. Erst im April hatte die Goalballmannschaft der Schloss-Schule den ersten Platz beim Bundesfinale von Jugend-trainiert-für-die-Paralympics in Berlin gewonnen.
Zum Abschluss bedankten sich Brandenburg und Herold bei Schulleiterin Liebers für den ausführlichen Austausch und die intensiven Einblicke den Schultag der Schloss-Schule Ilvesheim.
Quelle: Julia Klein