Stimmungsvoller kultureller Abend im WeinBaur mit Autor Efkan Igdir, Musiker Paul Foster und Moderatorin Seza Serbest-Olgun.
(mf) Schon beim Betreten des Gerberhauskellers war eine gewisse Spannung und Neugier zu bemerken. Plakativ war die Veranstaltung mit „Heimatlos?“ angekündigt worden. Und viele fühlten sich angesprochen und fanden den Weg in das Untergeschoss des Lokals „WeinBaur“, darunter auch der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Funk. Unerwartet war die Einstimmung der Gäste mit Musik von Johann Sebastian Bach ehe sich drei Sinsheimer Bürger mit ausländischen Wurzeln des Themas „Heimat“ annahmen.
Seza Serbest-Olgun aus Weiler übernahm die Aufgabe, das Publikum zu begrüßen und durch den kulturellen Abend zu führen. Sie bedauerte, dass die SPD-Stadtverbandsvorsitzende aufgrund von anderen Verpflichtungen nicht teilnehmen konnte. Mit ihrer angeborenen natürlichen Art näherte sie sich der Frage nach der eigenen Identität, der inneren Zerrissenheit und den Problemen der Migration. Sie selbst erzählte von ihrer Herkunft am Schwarzen Meer und ihrer Übersiedelung 1972 nach Deutschland, wo sie als türkisches Mädchen das Abitur ablegte. Mittlerweile lebt die erfolgreiche Anwältin mit Mann und Tochter im beschaulichen Weiler und kandidiert bei den anstehenden Kommunalwahlen.
Wichtig war es ihr, ihren Landsmann Efkan Igdir vorzustellen. Der studierte Physiker ist vielen Sinsheimern durch sein interkulturelles Engagement bekannt und hat sich schon vielfach mit Fragen der Integration befasst. Auch als Buchautor ist er hervorgetreten und hat schon zu mehreren Lesungen eingeladen.
Komplettiert wurde das Trio durch den gebürtigen Engländer Paul Foster, der schon als Jugendlicher Klavierkonzerte gab. Der Philosophiedozent kam Ende der 60er Jahre an die Heidelberger Universität und lebt heute mit seiner Ehefrau als Bürger in Sinsheim.
Im Mittelpunkt des Abends standen kurze Texte von Efkan Igdir, die sich teils in melancholischer, teils in humoriger Weise mit der eigenen Identität und der neuen deutschen Heimat befassten. Immer wieder spielte dabei das Missverständnis eine Rolle: Deutschland hatte Arbeitskräfte erwartet, es waren aber Menschen gekommen.
Seza Serbest-Olgun schilderte das Leben der türkischen Arbeitskräfte ein, die
in den 50er und 60er Jahren nach Deutschland gekommen waren. Nicht immer war es einfach, hier eine neue Heimat und ein neues Leben aufzubauen. Heute sind aufgeschlossene junge Menschen herangewachsen, die zwischenzeitlich in ihrem Herkunftsland Türkei bereits Fremde sind. Sie alle leben schon länger in Deutschland als in ihrem Herkunftsland und sehen sich auch als „Brücke zwischen Deutschland und der Türkei“. Sie wollen ernst genommen werden und wünschen sich
Teilhabe in allen Bereichen. Das sei Voraussetzung, um sich angenommen und akzeptiert zu fühlen.
Besinnlich und bewegt endete der Abend mit vielen positiven Eindrücken.
Das „TRIO“ erntete verdientermaßen viel Beifall dafür.