(zg) Leitbildfest der Albert-Schweitzer-Schule Sinsheim unterstützt Sozialprojekt der Friedrich-Hecker-Schule
„Wir sehen in den anderen Menschen nicht Mitmenschen, sondern Nebenmenschen.“ Diesen Fehler erkannte Albert Schweitzer schon vor Jahrzehnten in unserer Sicht auf das Leben. Die Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule in Sinsheim (ASS) jedoch versuchen jedes Jahr mit dem traditionellen Leitbildfest einen Teil dieser Fehlsichtigkeit zu korrigieren: In diesem Jahr übergaben sie eine Spende von über 1 600 Euro an Wolfgang Beck für das Sozialprojekt der benachbarten Friedrich-Hecker-Schule (FHS).
Für die ASS-Klassen wurde das Thema des diesjährigen Leitbildfestes – „Ehrfurcht vor dem Leben“ – zu einem besonderen Anliegen. Ziel war es, das Projekt der FHS zu unterstützen, das sich um Menschen kümmert, die von fast allen aus den Augen verloren wurden: Einmal im Monat kochen Schüler der FHS für Wohnsitzlose und verteilen die Mahlzeiten in einer Einrichtung der Caritas in Heidelberg.
Wolfgang Beck hatte dieses Projekt vor vier Jahren als Einzelaktion ins Leben gerufen. Auf dem Leitbildfest der ASS berichtete er mit sichtbarem Stolz darüber, wie seine Schüler aus einer Einzelaktion einen Dauerbrenner gemacht haben, der nun monatlich soziales Lernen und menschliches Miteinander auf intensivste Weise verknüpft. Schließlich geht es nicht nur darum, einmal im Monat 70 Mahlzeiten zu verteilen. Hier geht es um Mitmenschen und sie sollen sich auch als Mitmenschen, denen man Respekt und Anteilnahme entgegenbringt, fühlen.
Das fängt bei den Nahrungsmitteln an, die von ausgesuchten Lieferanten kommen: regional, hochwertig und mit hohem ethischen Anspruch wird bei den Partner der FHS gearbeitet. Und auch bei der Ausgabe der Mahlzeiten geht es um mehr als einen vollen Bauch. Es ist auch die Seele, die hier durch Gespräche und gemeinsame Aktionen gestärkt wird.
Angesichts dieses großartigen Zieles ließen sich die ASS-Schüler einiges einfallen, um ihre Nachbarn zu unterstützen. Es gab Kuchenbuffets und Flohmärkte und nicht wenige Klassen sagten „Wir wollen nicht andere zum Geben animieren, wir wollen selbst geben.“ und spendeten von ihrem eigenem Geld. Jede Klasse berichte kurz über ihre Aktion und heftete dann ein farbenfroh gestaltetes Puzzleteil an eine Metaplanwand. Die außergewöhnlichste Aktion war sicher der individuelle Verzicht: Weil Wohnsitzlose ein Leben voller Verzicht führen, verzichteten alle Schüler der Klasse 1BKSP2 auf ein liebgewonnenes „Luxusgut“, sei es nun Schokolade oder das Handy und spendeten den Erlös.
Die Klasse SG12.2 war sogar so beeindruckt, dass sie direkt aktiv wurde und eine Essensausgabe übernahm. „Wir waren am Anfang total unsicher.“, erzählten die beteiligten Schülerinnen. Doch die ihnen entgegengebrachte Offenheit und Freundlichkeit beseitigte alle Unsicherheiten schnell und führten zu Gesprächen, die noch lange nachhallen: „Jeder hatte seine eigene Geschichte und es war schlimm zu hören, wie viele Menschen auch trotz guter Ausbildung oder gutem Beruf auf der Straße gelandet sind.“ berichteten die Schülerinnen nachdenklich.
Sehr nachdenklich war auch der Prinz in dem Musiktheaterstück „Die Prinzessin auf dem Kürbis“. Unter der Leitung von Edgar Tüser hatten die Teilnehmerinnen der Musik-AG ihre ganz eigene Interpretation dessen umgesetzt, was einen Menschen wirklich ausmacht – und eine Erbse unter 20 Matratzen noch zu fühlen ist es nicht. Großer Applaus war der gerechte Lohn für die kurzweilige und Augen öffnende Aufführung.
Großer Applaus begleitete auch Schülersprecherin Helen Kirsch, als sie gemeinsam mit Schulleiterin Dr. Helga Waller-Baus den Gesamterlös an Wolfgang Beck übergab: 1 654 Euro waren in der kleinen „Schatzkiste“ und alle Anwesenden hatten das Vergnügen, einen Lehrer einmal völlig sprachlos zu erleben. Becks begeistertes „Dankeschön!“ ging dann nicht nur an die Klassen der ASS, sondern besonders auch an Martina Flach und Christiana Holz. Sie hatten nämlich mit ihrer Abteilung „BVJ/BEJ“ die Idee für das Thema des 4. Leitbildfestes der Albert-Schweitzer-Schule. Und sie und ihre Abteilung machten es zu einem weiteren großen Erfolg bei der wichtigen Arbeit, das Leitbild der Schule immer wieder aufs Neue mit Leben zu füllen.
Quelle: Helge Riffelt-Bernerth